Etappen Kappeln – Bagenkop
24. – 28. April 2022
Was macht man bloß während der dritten Woche in Kappeln?
Erst einmal freut man sich über einen weiteren Besuch! Liebe Freunde aus Isernhagen, die ein Wochenende an der Nordsee verbracht haben, hatten Mitleid mit uns. Und um uns vor einem Lager- oder besser Hafenkoller zu schützen wählten sie ihre Heimfahrt-Route über Kappeln. Bei heißem Tee – es ist reichlich windig und deutlich kälter als die letzten Tage – genießen wir die nette Gesellschaft gemütlich im Salon. Lieben Dank für Eure Routenänderung!!
Und dann wird optimiert: unsere neue Induktions-Kochplatte hat zwar einen sicheren Reise-Platz gefunden – beim segeln muß immer alles gut verstaut oder zumindest fest angebunden sein, damit unterwegs nichts hin und her fliegen kann – aber praktisch ist anders. Es wird also überlegt und gemessen… schließlich könnten wir ja hier ggf. noch notwendiges Material kaufen. In Kappeln gibt’s nen Baumarkt und das Auto für längere Fahrten haben wir auch noch. Aber vielleicht klappt es auch mit Bordmitteln. Oder einfach mit ein bisschen überlegen…
Und Hausputz ist angesagt. Irgendwie ist schon wieder alles verstaubt… und an die Fenster könnten wir auch mal Hand anlegen. Die Sonne bringt den Dreck zu Tage. Wie zu Hause. Und wir haben hier sage und schreibe seit über 2 Wochen Sonnenschein – bis auf den einen Sonntag, als der 2. Besuch da war. Manchmal Sonne mit einigen wenigen Wolken, aber kein Regen. Allerdings wird es Abends, sobald sie Sonne verschwunden ist, schon noch recht schattig. Macht aber nichts, sowohl warme Pullover als auch eine funktionierende Heizung sind an Bord. Wir dürfen garnicht darüber nachdenken, wo wir bei dem tollen Wetter schon sein könnten. Aber egal… an Bord sitzen und abwarten bei Regen wäre auch doof. Mega doof.
Wäsche waschen ist fällig. Hier zum Hafen gehört ein kleiner Raum mit Waschmaschine, Trockner und sogar Bügelbrett – kostenlos! Also ran 🧺🧹🪣 Auf einem Schiff ist es diesbezüglich auch nicht anders, als zu Hause – nur eben alles etwas kleiner und beengter.
Und ein weiterer Ausflug mit dem Auto steht an. Wir statten Flensburg einen Besuch ab und bringen neue Schuhe und leckeren Rum als reiche Beute mit zurück an Bord. Das war ein netter Ausflug – mit erfolgreichem Frustkauf. Und sogar Kalli hat Schuhe gefunden!
Den Beinamen „Rumstadt“ verdankt Flensburg übrigens seiner ehemaligen Zugehörigkeit zum dänischen Königreich. Die Stadt am geschützten Flensburg Fjord war über 400 Jahre unter dänischer Krone und im 18. Jahrhundert einer der bedeutendsten Handelshäfen für die Schiffe der Dänisch-Westindien-Flotte. Ihr Ziel waren ursprünglich die Jungferninseln in der Karibik, die ehemals dänisch-westindischen Inseln St. Croix, St. Thomas und St. John. Gebrannt wurde der Rum (wie noch heute) in der Karibik, die Flensburger Rumfabrikanten verschnitten und veredelten das starke Getränk. Durch die Lagerung in Holzfässern bekam er seine bräunliche Farbe. In der Blütezeit des Rums gab es in Flensburg über 200 Rumhäuser. Heute gibt es nur noch zwei, die die Tradition weiterleben lassen: das Wein- und Rumhaus Braasch mit eigenem Rum-Museum und das Rumhaus Johannsen. Wir waren bei Johannsen.



Und dann… fast ein Alarmstart. Am Mittwoch (27.04.22) klappt plötzlich die Brücke!!! Nachdem an den letzten Tagen deutlich mehr Monteure und Werkstattwagen an der Brückenbaustelle zu sehen waren, geht es jetzt mit nem Ruck voran. Am Mittwoch wird noch getestet… alles funktioniert! Prima!
Ab Donnerstag 28.04.22 sind wieder reguläre Öffnungszeiten geplant – sogar zwei Tage früher als angekündigt. Das heißt: um 05.45 bis 21.45 stündlich öffnet die Brücke bei Bedarf. Und wir sind dabei – wir haben dringenden Bedarf! Abends gibt es noch lecker Abschieds-Scholle – natürlich für jeden eine – im Restaurant direkt am Yachthafen und dann geht es früh zu Bett.
Wecker klingelt um 06.00h, Kaffee, warm anziehen, Schiff klar machen.
Dann endlich ablegen und zur Brücke… und sie klappt… sogar auf!!! Der Brückenwärter winkt uns freundlich – wir sind das einzige Schiff zu solch einer frühen Stunde. Es ist immerhin erst 07.45 h.
Allerdings… kaum haben wir die Brücke passiert, verhüllt sich die Schlei im Nebel des Grauens. Sie will uns nicht fahren lassen. Nebel gefällt uns bei dem engen Fahrwasser nicht so gut, folglich legen wir erst mal wieder an. Diesmal im Kappelner Nordhafen. Immerhin sind wir schon ein Stückchen weiter… und durch die Brücke durch!!!






Nach einem kurzen Plausch mit dem Hafenmeister – „bleibt hier ruhig ein bisschen liegen, das wird gleich besser“ – und einem WhatsApp-Kommentar unseres Freundes Mathias – „in dem Tempo schafft ihr noch den Rest der Schlei. Irgendwann!“ – legen wir nach einer Stunde wieder ab. Jetzt aber los.
Dann plötzlich ein winkender Mann auf einem Steg. Oje, haben wir was vergessen? Nein, weit gefehlt. Hartmut (ihr erinnert euch? Der sympathische Rigg-Profi von vorletzter Woche!) hat uns wohl beobachtet und wünscht uns eine gute Reise. Was für ein schöner Abschied aus der Schlei. Damit hatten wir nun garnicht gerechnet. Lieben Dank, Hartmut, für Deine lieben Grüße. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Herbst!


Und jetzt aber… den Leuchtturm Schleimünde passiert und dann endlich die Segel hoch. Die Kieler Bucht zeigt sich von ihrer freundlichen Seite. Was für ein friedliches Dahingleiten… wenig Welle, Sonne, angenehme Temperatur, leichter Wind… der richtige Wind für unseren CodeZero (Leichtwind-Vorsegel). Also Segelwechsel. Der CodeZero muß ran. Ideal bei dem aktuell leichten Wind… dem ganz leichten Wind… bei kaum Wind… Mist. Das ist nun selbst für ein Leichtwindsegel eine zu geringe Windstärke. Also Segel wieder rein und Maschine an, denn ankommen wollen wir schon. Endlich nach Dänemark. Und ja nicht übermütig werden. Eine Stunde segeln am ersten Tag ist doch wohl ok.




Nach gut 5 Stunden erreichen wir Bagenkop an der Südspitze Langelands und sind – vorerst – das einzige fremde Schiff. Später kommen noch drei weitere dazu. So leer haben wir den Hafen noch nie erlebt. Kein Wunder, wir waren auch noch nie Ende April hier. Hat aber natürlich Vorteile: frei Platzwahl und keine direkten Nachbarn!




Zum Abendessen genießen wir – in Gedanken an die Schlei – leckeren Fisch von der Räucherei Föh in Kappeln (die mit den weithin sichtbaren drei großen „AAL“-Türmen der Räucherei). Normalerweise führt uns der Weg in Bagenkop immer zu einer kleinen Burger-Bude direkt am Hafen. Dänische Burger sind immer super lecker. Aber die Bude ist noch geschlossen und Fisch ist eh viel gesünder.
Für die nächsten Tage sagt der Wetterbericht moderaten Wind an. Richtung… naja. Warten wir mal ab. Hier in der Umgebung gibt es ja genügend Häfen, für einen wird die Windrichtung schon passen. Denn stundenlang gegen den Wind ankreuzen ist nicht so unsers. Grobe Kursrichtung: gen Nordosten. Wird schon.
3 Responses
Hallo Ihr Zwei,
dann hat es ja endlich geklappt. Gott sei Dank. Als Leser befürchtet man ja, dass sie sich gar nicht mehr öffnet. Trotz der vielen Vorplanung, gibt es da immer noch etwas Unerwartetes, mit dem man nicht gerechnet hat. Dann jetzt guten Start in Euer eigentliches Abenteuer – und beim nächsten übereilten Ablegen nicht wieder Kalli auf dem Steg vergessen ;-). So war es doch wirklich, oder?
Endlich,.
Weiter geht’s, ich folge euch mit Spannung und Kommentaren.
In diesem Sinne…immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Und keine Reparatur mehr, die euch aufhalten kann.
Jörg
Geht doch, endlich segeln. Ganz schönes Stück schon geschafft, wie ich sehe seid ihr schon in Stubbekobing, top. Weiterhin gutes Segelwetter, Gruß Wolfgang