Und immer noch auf dem Weg nach Vaasa

Etappen Kylmäpihlaja – Reposaari – Krookka – Kiili – Kristiinankaupunki

14. – 19. Juni 2022

Aufstehen mitten in der Nacht ist hier im Norden nicht wirklich ein Problem… es ist um 2Uhr (fast) taghell. Die Windstärke hat, wie vorhergesagt, abgenommen und wir schleichen uns leise aus dem Hafen von Kylmäpihlaja, damit die Besatzungen der beiden Schiffe, die am Vorabend noch eingelaufen sind, nicht geweckt werden. Übrigens ist hier jetzt wirklich Sommer: zwei Segler sind gestern Abend noch von der Hafenmole aus ins Wasser gesprungen. Absichtlich! Und sind auch einige Zeit im Wasser geblieben! Bei 13° Wassertemperatur schon eine Herausforderung. Aber wie gesagt: es ist hier jetzt Sommer angesagt. Wir begnügen uns allerdings mit kurzer Hose und T-Shirt. Baden muss (noch) nicht sein.

Unterwegs stellen wir beruhigt fest, daß die Welle, wie erhofft, durch den inzwischen ruhigeren Wind schon wieder eine normale und gut erträgliche Höhe angenommen hat. Gemächlich gleiten wir durchs Wasser und genießen den Sonnenaufgang um 03.58h. Schließlich kann man ja nicht immer nur Sonnenuntergänge fotografieren 😎🌞

Plötzlich sehen wir auf unserer Kurslinie etwas, daß dort laut Seekarte nicht hingehört: viele kleine Fähnchen, offensichtlich miteinander verbunden und diese Verbindung mit kleinen Schwimmkörpern markiert. Wir ahnen schon: ein riesiges Fischernetz ist hier ausgelegt und fordert unser sofortiges Eingreifen. Wir ändern unseren Kurs, damit wir diesem schwimmenden Netz bloß nicht zu nahe kommen. Immerhin sind an den äußeren Bereichen die Fähnchen etwas größer und einigermaßen gut zu sehen… jedenfalls heute bei dem ruhigen Wetter. Bei viel Welle und womöglich schlechter Sicht fährt man da gnadenlos rein. Und das sollte man tunlichst vermeiden, denn die Netze schwimmen recht dicht unter der Wasseroberfläche und bei einer Kollision zerreißt im besten Fall „nur“ das Netz, aber vermutlich hat man anschließend erheblichen Schaden an der Ruderanlage oder der Schraube. Dann ist eine Weiterfahrt eher fraglich.

Solche kleinen schwimmenden Markierungs-Fähnchen kennen wir aus Deutschland und Dänemark, allerdings sind das dann in aller Regel kleine Schwimmkörper mit einer einzelnen Reuse darunter und man kann recht dicht ranfahren. Doch dieses große schwimmende Netzungetüm, eine Art Netzwand, die zwischen einer oberen Leine mit Auftriebskörpern und einer unteren, verankerten, Leine schwimmt, wird nicht nur für Fische zur Falle. Wir waren glücklicherweise ein wenig vorgewarnt, denn vor einigen Tagen hatte uns ein Finne in der Sauna von solchen hier üblichen Netzen erzählt.

Das ist das einzig unvorhergesehene während der heutigen Fahrt und wir können die Durchfahrt durch einige mal wieder etwas engere Schären-Passagen genießen.

Kurz vor Erreichen unserer nächsten Station kommt uns das Meerwasser etwas brauner vor. Zuerst dachten wir an Verschmutzung, doch es liegt daran, dass bei Pori (heißt im schwedischen Björneborg) der Fluß Kokemäenjoki, aus über 120km Entfernung kommend, die finnische Seenplatte entwässert und damit natürlich viele Sedimente mit ins Meer spült. 

In den kleinen Hafen Reposaari, Gasthafen der Stadt Pori, können wir zwar wegen der zu geringen Tiefe in der Hafeneinfahrt nicht hinein, aber kurz davor gibt es eine lange Pier, an der wir längs festmachen können. Prima. Einlaufdrink, kurze Hose, Einkaufen. Und dann doch erst mal eine Pause im Cockpit machen, denn das frühe Aufstehen macht sich bemerkbar. 

Schon nach kurzer Ruhezeit beginnen einige Leinen ein wenig zu knarzen und wir hören ein uns bekanntes Pfeifen und lauteres Plätschern… der Wind hat, wie angekündigt, wieder kräftig zugelegt und pfeift durch die Wanten. Wir liegen genau mit dem Bug im Wind und haben somit wieder einen idealen Liegeplatz gewählt. Eine Leine wird noch schnell mit einem Ruckfender entlastet und dann ist die Crew zufrieden. Das es hier an der Pier weder Wasser noch Strom gibt können wir verkraften. Das geht auch mal einige Zeit ohne. Und die Liegegebühr: angemessene 0,-€. 

Über den Ausblick, wenigstens zur einen Seite, können wir nicht meckern: kleine Inselchen mit viel Grün drauf, einzelne Steine im Wasser und eine dekorative kleine grüne Tonne – die Betonnung der für uns zu flachen Hafeneinfahrt. Zur anderen Seite, dem etwas staubigen Pier, ziehen wir einfach die Gardine zu. Abgesehen davon ist unser Schiff vom Blütenstaub – wo kommt der bloß immer her?? – wieder so eingepudert, dass wir aus den Fenstern eh nicht mehr gut gucken können. Ohne Wasserschlauch läßt sich das natürlich nicht wirklich ändern und mit dem Inhalt unserer Wassertanks müssen wir etwas sparsam umgehen… der nächste Hafen sollte dafür eine Möglichkeit bieten. Und dann wird auch das Schiff mal wieder ordentlich abgespritzt und entstaubt. 

Auf dem abendlichen Weg zu einem uns empfohlenen Burger-Restaurant stolpern wir quasi über einen abgeschlossenen Stromkasten, aus dem aber ein Stecker heraushängt. Was für eine glückliche Fügung. Nach dem Essen – die Burger waren wirklich lecker, hätten allerdings etwas heißer sein können – haben wir schnell unser längstes Stromkabel an den herrenlosen Stecker angeschlossen und siehe da: Strom fließt wie erhofft und iPhone, iPad und was sonst noch so nach elektrischer Ladung lechzt, kann zufriedengestellt werden. Die Geräte laden über 220V doch erheblich schneller als über die bordeigene Batteriebank. Und der morgendliche Kaffee ist auch gesichert. Ok ok… wir könnten Kaffee auch auf dem Gasherd aufbrühen… Jetzt hoffen wir nur, dass niemand wegen des „Stromklaus“ meckert. 

Bei einem Rundgang durch die Umgebung befinden wir uns plötzlich zwischen ehemaligen Schützengräben, einer Flakstellung, Bunker… ein original Kriegsschauplatz des Winterkrieges 1939 gegen Stalin. Schon etwas gruselig in der aktuellen Ukraine/Russland-Situation. Die Küstenbatterie wurde 1935 erbaut, um den Hafen von Pori sowie die Stadt selbst zu schützen. Während der Kriegszeit gelang es den Schärenbatterien, russische Bomber abzuschießen und feindliche Flugzeugstaffeln zu dezimieren. Das Fort war bis 1964 im Besitz der Verteidigungskräfte und wurde dann demontiert. Erst 2009 wurde das Gebiet für Besucher hergerichtet und ist frei zugänglich. Durch die mehrere hundert Meter langen Schützengräben zu gehen ist schon irgendwie bedrückend. Durch große Schießscharten im Bunker blickt man aufs Meer – inzwischen sind allerdings die Bäume drumherum gewachsen und verdecken ein bisschen die Sicht. Aber der hohe Aussichtsturm sorgt für einen guten Überblick.

Zurück an Bord wird wieder Wetter-Hafen-Tetris gespielt. Das Ergebnis: Wecker morgen früh auf 02Uhr! Wir werden noch zu Nachtseglern🤷‍♀️🤷‍♂️. Diesmal brauchen wir uns nicht leise aus dem Hafen schleichen… ist ja niemand da, den wir stören könnten. Bei bester Sicht – man beachte: 03Uhr morgens! – fahren wir im Zickzack-Kurs durch einen Windpark, an vielen kleine Schären, großen Steinen und riesigen Stellnetzen vorbei bis nach Krookka.

Leises Anlegen ist gefragt, denn es liegen noch zwei Schiffe längs an der Mole und wir wollen uns hinter sie legen. Es ist erst 07 Uhr! Gelingt uns… niemand steckt wütend und verschlafen  seinen Kopf aus einem Luk.

Der Einlaufdrink in Merikarvia Krookka (am Donnerstag, 16.06.) – erstmal ein großer Kaffee – mobilisiert die Lebensgeister: das Schiff wird endlich vom Staub der letzten Tage befreit. Die staubige Pier in Reposaari hat noch ordentlich Staub draufgelegt. Der Wasseranschluss ist zwar zu weit entfernt, als das der Schlauch bis zu uns reichen würde, aber die Pütz tut es auch: einer um den anderen Eimer voll bestem Ostseewasser ergießt sich über Deck und Fenster. Endlich putzen! Der Dreck weicht ein, der Schrubber löst hartnäckige Flecken, der Schwamm den Staub der Fenster… und schon ist wieder ein klarer Blick durch die Fenster möglich und auch Laufdeck und Decksaufbau mag man wieder angucken. 

Dann ist plötzlich Trubel im Hafen: große LkWs, viele Menschen… eine kleine Bühne, Scheinwerfertraversen, Kameras an Schwenkarmen, kleine Spielbuden, Hüpfburg… alles wird professionell aufgebaut. Wo sind wir denn hier hingeraten? Nach einem kurzen Rundgang durch den Ort – zuerst zur Fischräucherei, denn dem durch die Straßen ziehenden leckeren Duft können wir uns nicht verwehren – und dann in eine kleine Galerie mit tollen Bildern vieler finnischer Leuchttürme – haben wir herausgefunden: heute findet hier eine große Veranstaltung für Kinder statt. Eine Aufzeichnung für eine in Finnland seit langem bekannte Kindersendung.

Die Sendung „Pikku Kakkonen“ wurde am 11. Januar 1977 das erste Mal ausgestrahlt. In der Anfangszeit wurde das Programm 3x wöchentlich gezeigt, später dann täglich. Seit 2008 sogar als Morgen- und Abendsendung. Das Format hat eine enorme Popularität und in Finnland diverse Preise gewonnen. Und heute – auf einer Art Sommertour durchs Land – wird eine Sendung hier aufgezeichnet. Es kommen gut 1000 Menschen in diesen kleinen Ort im Nirgendwo und sorgen für ein buntes Gewusel im Hafen. Aber, so schnell es aufgebaut wurde, so schnell ist es dann auch wieder vorüber und wir haben unsere abendliche Ruhe zurück.

Wird auch Zeit, denn… Wecker wieder auf 2Uhr! Die Windvorhersage nervt langsam, denn wieder sind für die Nacht- und frühen Morgenstunden erträgliche Windstärken angesagt, danach wieder kräftige Zunahme. Mist. Wo ist der angenehme 3er Wind, am liebsten den ganzen Tag über, geblieben? Auf der Vorhersage-Animation sieht es aus, als wenn sich der Wind am Kvarkenarchipel (die „Taille“ im Bottnischen Meerbusen) fängt und dann an der finnischen Küste herunter rauscht. Wir müssen hier also dringend weg. Aber in für alle Crewmitglieder erträglichen kurzen Etappen – leichter gesagt als getan. 

Aber wird schon. Erstmal am nächsten Morgen wieder ganz früh los in Richtung Kristiinankaupunki. Wir biegen dann aber schon etwas vorher von unserm Kurs ab und finden in Kiili einen vereinsamten Steg. Das ist zwar eine etwas kürzere Etappe, als ursprünglich geplant, aber vor der hier schärenfreien und damit ungeschützten Küste steht nach wie vor eine reichlich unangenehme Dünung. Wir holen erstmal etwas Schlaf nach. Übrigens: hier gibt es wieder kein Frischwasser. Doch Halt! Das ist so nicht ganz richtig. Der Wasseranschluss ist da, so wie auch im Hafenhandbuch angegeben, aber an einer Stelle, an die wir mit unserem Schiff nicht hinkommen – etwas zu flach. Und der am Wasserhahn angeschlossene 15m-Schlauch hilft da auch nicht wirklich weiter. Nun haben wir ja schon viele lange Stromkabel-Verlängerungen dabei, aber an 200m Wasserschlauch müssen wir noch arbeiten🤷‍♀️🤷‍♂️.

Oder eben Wasser sparen. Man gut, dass unsere Wassertanks ein ordentliches Volumen haben. 2 x 200 Liter Wasser reichen schon recht lange, wenn man ein klein wenig sparsam damit umgeht und nicht jeden Tag 2x an Bord duscht.

Nach einem kurzen Nickerchen machen wir einen Rundgang durch… ja, was eigentlich? Es gibt eine Art Freilichtmuseum, ein altes gaanz kleines Schulgebäude, eine alte (oder doch aktuelle?) Kirche, alte Sauna, … oder doch eher ein Räucherofen? Und: einige DiscGolf-Körbe! Aber einen offiziellen Kurs scheint es hier nicht zu geben – lieben Gruß an Karen+Laurie – hier habt ihr nichts verpaßt! Übrigens bläst es inzwischen wieder ordentlich. Auf die Windvorhersage ist wirklich Verlass!

Alles in Allem ist es hier richtig idyllisch… fast, wie alleine an einer Ankerboje. 

Zum Abendessen genießen wir den leckeren Lachs aus Krookka und selbst gebackenes Brot! Hier ist es so, wie wir es schon in vielen Ländern erlebt haben: richtig leckeres, krustiges (deutsches) Brot haben wir hier bisher nirgends gefunden. Unser selbst gebackenes Brot ist zwar „nur“ aus einer (mitgebrachten) Backmischung entstanden, aber allemal leckerer als die meisten hier üblicherweise weichen Brote – lecker, aber lappich.

Nach einem abendlichen Verdauungsspaziergang – nur kurz zum Müll und Leergut entsorgen – wollen wir nach der vielen Idylle und dem doch recht langen Tag noch einen Krimi gucken und schlafen gehen. Und vorher noch kurz die Windvorhersage für morgen checken. 

Wir sitzen beide vor unseren iPads, studieren bei verschiedenen Apps den Wind der nächsten Tage… und? Ein Blick von mir zu Kalli… ein Blick von Kalli zu mir… und los! Jetzt oder für zwei Tage garnicht mehr wegkommen.

Innerhalb von 15 Minuten haben wir abgelegt. Man gut, das es nach dem Lachs keinen Verdauer-Schnaps gab. Die weitere Route war schon vorbereitet, also nur schnell Stromkabel ab und sämtliche Leinen lösen. Und schon sind wir unterwegs. Um 19.30h haben wir, glaube ich, noch nie irgendwo abgelegt, aber die Wetter- und Windvorhersage läßt uns keine andere Chance. Es soll wieder ausgiebig Starkwind und dazu auch noch Regen geben. Das brauchen wir beides nicht. Und wenn schon Schlechtwetter, dann die Hafentage wenigstens in einem etwas größeren Ort verbringen. Wir hoffen, das Kristiinankaupunki da die richtige Wahl ist. Zumindest ist es der für unser Schiff geeignete und nächste Hafen. Es wird eine Motorfahrt, denn der Wind hat sich aktuell stark beruhigt und holt Atem für den nächsten Morgen. Dann muss er wieder ran und kräftig blasen. Die Welle hat sich ebenfalls beruhigt und so kommen wir gut voran. Bei der Einfahrt in die tiefe Bucht von Kristiinankaupunki – man könnte auch auf schwedisch Kristinestad sagen, aber das klingt einfach nicht so schön finnisch – wird es nochmal ein wenig spannend. Die Angaben zur Wassertiefe sind mal wieder sehr unterschiedlich. Wir glauben einfach mal das, was uns am besten passt und kommen damit auch gut an. Wir haben immer ca. 60cm mehr Wasser unterm Kiel, als Seekarte und Hafenplan angeben. Na bitte – geht doch!

Als wir endlich unsere Leinen fest haben ist es 23 Uhr – und immer noch taghell. Der Himmel schickt zwar schon die ersten düsteren Vorboten für den nächsten Tag, allerdings ganz weit entfernt und irgendwie ist es uns jetzt auch egal. Wir sind gut angekommen und haben die richtige Entscheidung getroffen. 

Der nächste Morgen weckt uns mit dem angekündigten Regen. Der dritte (!!) Regen seit Ende April! Egal, noch ein wenig weiterschlafen und später, wenn der Regen gegen Mittag aufgehört hat, mal ins Städtchen. Wir liegen an der Pier im Stadthafen an einem gepflegten, wohl relativ neuen Steg mit nur einem kleinen Makel: kein Wasseranschluß (also weiter Wasser sparen). Und leider gibt es auch keine Sanitäranlagen, aber die Stadt hat eine Absprache mit einem nahe gelegenen Hotel – mal ganz was Neues! – und da gibt es Dusche und Sauna. Dusche ist sogar kostenlos (wie machen die das?), für Sauna müssen wir 10€ bezahlen. Perfekt!! Wir machen einen Termin für morgen… heute sind wir zu faul. Und es wartet ja auch noch der Stadtrundgang auf uns. Nach dem Regen wandern wir los. 

Kristiinankaupunki wurde 1649 gegründet und entwickelte sich, nachdem der Hafen 1792 Stapelrechte erhielt, zu einer wohlhabenden Stadt. Davon zeugen auch die ca. 3000 hölzernen Wohn- und Lagerhäuser der Innenstadt. Kristiinankaupunki ist damit eine der größten und besterhaltenen Holzhausstädte Finnlands – neben Rauma und Porvoo.

Die vielen Holzhäuser machen wirklich einen netten Eindruck, auch ohne Sonnenschein, und entschädigen uns ein wenig für den ausgefallenen Besuch in Rauma. Die Beschilderung ist überall zweisprachig: finnisch und schwedisch. So können wir ein bisschen ahnen, was geschrieben ist, denn auf schwedisch haben wir uns schon ein wenig eingeguckt. Finnisch mit den vielen ää…yüü…ii…uu… bleibt uns ein Rätsel

Die Finnen erleben wir übrigens immer als durchweg sehr nett, hilfsbereit und interessiert. Die allermeisten sprechen gut englisch und einige sogar etwas deutsch und so funktioniert die Verständigung recht gut. Ein schönes Beispiel von heute: wir fragen unseren finnischen Schiffsnachbarn nach einem Schiffsausstatter in der Nähe. Wir benötigen noch einen weiteren Karabiner für unsere Vorleine – ihr erinnert euch? Hier gibt es meist Ringe, an denen man die Festmacher befestigt. Wir haben bisher aber nur einen in der richtigen Größe kaufen können. Die Geschäftsdichte diesbezüglich ist nicht sonderlich groß und wenn die Finnen Schiffszubehör benötigen und nicht grad zufällig in Vaasa, Turku oder Helsinki sind, bestellen sie es im Internet. Und leider, wie befürchtet: der nächste Schiffsausstatter befindet sich in Vaasa. Doch der Nachbar gibt uns die Telefon-Nummer eines Freundes, und der wiederum hat einen Web-Shop für Bootszubehör. Ein Anruf bei ihm ergibt: Juha-Pekka – so heißt der Freund – ist zwar grad in Turku, aber heute Abend zurück in Kristiinankaupunki und kann uns einen Karabiner mitbringen. Diverse Fotos und Maße wechseln per WhatsApp hin und her und abends steht er mit einer kleinen Karabiner-Auswahl vor unserem Schiff. Wir sind begeistert! 

Die Windvorhersage für Sonntag ist leider… blöderweise… glücklicherweise so eindeutig, dass wir nicht überlegen müssen, ggf. irgendwann abzulegen. Weder früh morgens, noch spät abends. Es zeigt sich kein einziges Windloch mit akzeptabler Windstärke. Ganz schöner Mist. Es soll wirklich den ganzen Tag mit 6-7 Bft aus Norden stürmen. Und wirklich durchgängig den ganzen Tag. Und dabei bräuchten wir „nur“ ein Wind-Fenster von ca. 4 Stunden bis zu einem anderen Hafen… mal andere Gesichter sehen.🤡🤠👽

Wir liegen in der tiefen Bucht von Kristiinankaupunki zwar völlig geschützt, schwingen an unserer Heckboje aber doch ordentlich hin und her. Der angesagte Wind ist auch hier zu spüren, nur eben deutlich sanfter als vor der Küste.

Immerhin wissen wir jetzt – von Juha-Pekka – dass wir am gegenüberliegenden Steg vor einer großen Hotelanlage ruhig anlegen und Wasser bunkern können. Es ist tief genug, der Schlauch ist lang genug, und er hat das auch schön häufiger so praktiziert. Wir hatten bei unserer Ankunft spät abends auch schon einmal hier festgemacht. Allerdings ist der Steg in einem erbärmlichen Zustand – fehlende Festmacherringe, kaputte Bretter – und wir hatten sofort wieder abgelegt, um lieber am Steg gegenüber an der Stadtpier festzumachen. Doch für einen kurzen Wasserstopp ist der olle Steg ok.

Sonntag (19.06.) ist es leider wieder bewölkt (und reichlich windig, wie vorhergesagt) und wir machen ein wenig in Kultur: das kleine Seefahrt-Museum steht auf dem Programm.

Und dann natürlich die gebuchte Sauna. Was für ein Erlebnis! Das Hotel ist ein über 200 Jahre altes Kaufmannshaus, liebevoll renoviert und mit einer Sauna in einem ehemaligen Gewürz- und Salzspeicher. Der Hausherr begrüßt uns standesgemäß in einer Kluft aus dem 19. Jahrhundert und überlässt uns die Sauna, solange wir wollen. 

Was für ein gemütlicher und entspannter Abschluss eines stürmischen und trüben Tages.

Stay tuned and keep watching!

Kommentare:

2 Responses

  1. Hi Petra & Kalli,
    Enjoying reading your marine blog, found a way to translate all your entries into English. Glad you were able to recognize a Disc Golf basket, soon you will be seeing them in your home country too!
    Wishing you lots of wind on your journey to Vaasa!

  2. Hallo Petra und Kalli,
    ich habe mit viel Interesse Euer Logbuch gelesen und finde Euch immer nur mit widrigen Winden kämpfen. Auch das hatte ja zu meiner Entscheidung beigetragen, umzukehren, und ich finde mich darin bestätigt. Trotzdem freue ich mich, dass ihr den Törn offensichtlich genießt. Ich habe nach Bornholm für zwei Wochen mein Boot in Sassnitz zurückgelassen und segele ab Sonntag mit meiner Frau die letzten Etappen zurück. So lange bin ich schon mal mit dem Zug in die Heimat gefahren. Ich wünsche Euch gute und defektfreie Weiterreise und freue mich auf Eure nächsten Einträge in dieses Logbuch.
    Liebe Grüße von Christoph (von der Velum)

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