Etappen Kristiinankaupunki – Kaskinen – Storkorshamn – Ytterbådan – Klobbskat – Umeå
20. – 27. Juni 2022
Montag, der 20.06. beginnt vernebelt. Ablegen war für 06.30Uhr geplant, aber wir warten lieber noch etwas, bis sich der leichte Nebel aufgelöst hat. Die wieder hinter den Wolken der letzten Tage aufgetauchte Sonne schafft das relativ fix, sodaß wir nur etwa 30min. später die Leinen lösen, um sie 10min. später an der maroden Hotelpier gegenüber wieder festzumachen. Wir füllen – endlich – den inzwischen aufgebrauchten Inhalt des einen Wassertanks auf und ab geht es in Richtung Kaskinen.
Dafür wählen wir nicht das Hauptfahrwasser, sondern ein kleines Nebenfahrwasser, was uns 5 sm, also ca. 1 Stunde, Abkürzung bringt. Allerdings ist das Fahrwasser in der Papier-Seekarte nur mit 2m angegeben. Die Angabe erhöht den Puls ordentlich. Wir haben ja aber inzwischen mehrfach festgestellt – und von verschiedenen Finnen erzählt bekommen – dass die Angaben sehr konservativ sind und ordentlich Puffer haben. Folglich schleichen wir uns vorsichtig durch den Weg und siehe da: an der flachsten Stelle zeigt unser Tiefenmesser gut ausreichende 3,10m. Und immer schön auf Stellnetze achten…

Unterwegs überholt uns noch ein Motorschiff, dass wir schon an zwei vorherigen Plätzen getroffen haben. Die „Le Merou“ hatte ein wenig Motorprobleme, doch die sind – ebenfalls durch Juha-Pekka, unseren Karabinerhaken-Überbringer – behoben worden. Nun sind sie wieder zügig unterwegs, hatten allerdings beim Ablegen ihren kleinen Hund verloren und das erst nicht bemerkt. „Poku“, eine Art Kleinschnauzer-Yorkshire-Mischung, wollte wohl beim Leinen aufklarieren helfen… große Aufregung, doch nach einigen Minuten konnten sie ihn im Wasser paddeln sehen und wieder aufsammeln. Glücklicherweise trug er eine Hunde-Schwimmweste. Ab jetzt wird er beim An- und Ablegen immer angebunden.







Kaskinen, wo wir einen prima Längsseits-Platz an einer ordentlichen Pier finden, ist die kleinste Stadt Finnlands. Im Ort selbst, so merken wir bei einem anschließenden Rundgang, ist irgendwie nicht wirklich etwas los. Wobei Rundgang… das Straßennetz ist, wie bei vielen am Reißbrett entstandene Städten, rechtwinklig und erinnert ein wenig an amerikanische Städte – nur eben bei Weitem nicht so groß. Gegründet (und gezeichnet) 1785 wuchs die Stadt durch ihren Hafen und eine sehr einträgliche Handelsflotte. Es gibt noch viele Holzhäuser anzuschauen, und immerhin sind sämtliche Straßen asphaltiert, was bisher in den kleinen Städten bzw. Ortschaften nicht immer der Fall war. Nebenstraßen sind gerne nur Schotterpisten. Deshalb auch der viele Staub vor einigen Tagen in Reposaari. Aber warum sich so ein Flecken wie Kaskinen Stadt nennen kann… wir haben keine Idee. Immerhin gibt es ein kleines Café mit Bücherschrank für jeden und die Betreiberin freut sich sehr, als ich ihr deutsche Literatur anbiete 😜📚 Endlich haben einige ausgelesene Krimis und Seglergeschichten eine neue Heimat gefunden und bei uns ist wieder etwas Platz im Schapp für Neues.



Der Fischereihafen Kaskinens soll der größte in ganz Finnland sein und ist ein bedeutender Stützpunkt der finnischen Heringsflotte. Der große Hafen – wir sind dran vorbei gekommen – und die ansässige Industrie sorgen hier in dieser Region für reichlich Arbeitsplätze. Und das auch das ganze Jahr über und nicht nur in den wenigen Sommermonaten, in denen sich Touristen hierhin verirren. Wie die Menschen hier ihr Einkommen sichern – bei min. 6 Monaten Eis und Schnee – ist uns ein Rätsel. Mit nur einem Job funktioniert das nicht.







Da wir schon am späten Vormittag in Kaskinen festgemacht haben, kann ich mich mal wieder um so alltägliches wie Wäsche waschen kümmern. Waschmaschine und Trockner sind nur einen Katzensprung vom Schiff entfernt und auf dem Weg hin und her muss ich nur auf eine angriffslustige Kampf-Möwe achten. Die hat blöderweise ihren Nistplatz so dicht am Steg gewählt, dass man garnicht anders kann, als sie zu stören. Auch, als ich später ein bisschen Hafenmeister spiele – die auf dem Holzsteg liegenden Steinchen stören irgendwie meinen Ordnungssinn… und die Hafenmeisterin freut sich und bringt mir gerne einen Besen – müssen leider einige Meter ungefegt und voller kleiner Kiesel bleiben.



Möwen im Kampfmodus
Am Dienstag (21.06.) setzen wir unseren Kurs gen Kvarken-Archipel fort. Beim Segel setzten bekommt Kalli fast eine kleine Dusche ab, da sich offensichtlich durch den Regen in Kristiinankaupunki etwas Wasser in unserem zusammengelegten Segel gesammelt hat. Doch er kann rechtzeitig ausweichen, das Wasser ist raus und das Segel nach einiger Zeit trockengesegelt. Doch bald ist die Segel-Herrlichkeit wieder zu Ende, denn der Wind hat offensichtlich die morgendliche Vorhersage nicht gehört und deutlich an Stärke zugelegt. Wir hatten nicht vor, bei 6Bft in einen uns unbekannten Hafen einzulaufen. Geht jetzt aber leider nicht anders. Und dazu ein Hafen mit einer etwas engen Zufahrt: eine ganze Handvoll Untiefentonnen weisen einem den rechten Weg. So der Plan. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Von den vor dem Hafen lt. Seekarte ausliegenden 7 Tonnen sind tatsächlich nur 2 vorhanden… und eine halbe. Letztere scheint den Winter nicht gut überstanden zu haben und ist nur noch abgebrochen vorhanden. An der Farbe des unteren Reststückes läßt sich vermuten, welche Tonne es sein soll. Eine Süden-Tonne/ südliche Kardinaltonne. Und die anderen Tonnen? Irgendwo im ewigen Eis verschollen? Der Abstand dieser Resttonne zu einer anderen, tatsächlich vorhandenen, Tonne ist so gering, dass wir fast nicht glauben, dass man da durchfahren muss. Allerdings haben wir bei 6Bft Wind und einer Wassertiefe von 3m mit diversen Steinen drumherum auch nicht super viel Zeit, um zu überlegen, was wir jetzt am besten tun. Umdrehen ist auch keine Lösung. Kalli laviert uns nach der elektronischen Seekarte auf unserem Plotter den in Echt, also eigentlich durch Tonnen markierten, jetzt aber nicht vorhandenen Tonnenstrich entlang und wir kommen gut in dem kleinen Fischereihafen Storkorshamn an. Niemand da… alles frei. Gleich hinter der Betonpier gehen wir längs und nach einigem Leinen-gehäkele sind wir gut angebunden. Jetzt nur noch gefühlt 100m Stromkabel verlegen – die einzige Steckdose finden wir an einem verlassen Gebäude – und dann gemütlich in der Sonne (und windgeschützt hinter der Sprayhood) den Einlaufdrink genießen. Den haben wir uns heute redlich verdient. Vor allem Kalli, denn die unterwegs wieder übel hinter uns her laufende Welle fördert nicht gerade seine Lust am segeln.






Den Rundgang halten wir sehr kurz, da der nächste kleine Ort doch reichlich entfernt liegt und auch nicht mit irgendwelchen Besonderheiten lockt. Lieber im Cockpit gemütlich entspannen. Wenn das Schiff so schön im Wind hin und her schwingt, man aber weiß, dass es gut und sicher vertäut ist, und die Möwen einen mit ihren Flugkünsten begeistern muss man nicht in der waldigen Gegend herumlaufen.
Von der längsten Nacht – heute am 21.06. ist Sommeranfang, also Mittsommer – bekommen wir nicht wirklich etwas mit. Die eigentliche Feier zu Mittsommer findet in Finnland und Schweden eh immer am Wochenende nach der Sonnenwende statt. Mal schauen, ob wir dann an einem Ort sind, an dem gefeiert wird. Wenn nicht, dann feiern wir mit uns.
Der viele Wind hat heute leider reichlich viele Wolken mitgebracht. Es ist zwar die ganze Nacht hell, auch ohne dass man die Sonne sieht, aber Sonnenuntergang zu Mittsommer iss nich. So gehen wir lieber zeitig schlafen… ein fotogenens Auftitschen der Sonne aufs Wasser verhindert der dicht bewölkte Himmel.




Über Nacht nimmt der Wind erfreulicherweise – und lt. Vorhersage – ab und wir können uns am leider trüben nächsten Morgen (Mittwoch, 22.06.) ganz in Ruhe mit der weiteren Kursplanung beschäftigen = Wetter-Hafen-Tetris. Wir planen erstmal bis Ytterbådan, einem weiteren kleinen Fischereihafen, und dann, je nach Wind, evtl. ein Stückchen weiter. Es ist zwar noch reichlich bedeckt und sieht über Land irgendwie ungemütlich düster aus, doch das macht ja nichts: „da hinten wird es hell“ würde unser Freund Wolfgang jetzt sagen. Und tatsächlich… wir legen ab – man glaubt es kaum: nicht um 03.00 Uhr… nicht um 07.00 Uhr… erst um 11.00 Uhr! – und am Horizont wird es hell! Liebe Grüße und Danke an Gerlinde und Wolfgang, die sich zu Hause für uns um alles kümmern!!!


wird es hell






Die Hafeneinfahrt von Ytterbådan ist wieder mit verschiedenen Untiefentonnen (Kardinaltonnen) markiert. Allerdings sind diesmal sowohl alle an ihrem vorgesehen Platz als auch nicht so eng, wie in Storkorshamn. Sehr angenehm! Wir legen uns wieder längs an eine massive Betonpier, werden allerdings dabei von einer großen Möwe genau beobachtet und umkreist. Und schon sehen wir, warum: ihr Küken läuft über die Pier und versteckt sich aber sogleich hinter einem Poller. Wir legen ganz vorsichtig an, da sich erstmal kein anderer Platz anbietet. Es gibt zwar eine zweite, sogar längere Pier, an der liegen allerdings diverse kleine Fischerboote und die Lücken dazwischen sind zu eng für uns. Wir flitzen rüber, ziehen mal schnell zwei der Boote etwas dichter aneinander und haben damit eine Lücke geschaffen, in die wir passen. Und dann nichts wie weg von der wachsamen Möwenmutter und ihrem Küken – sie sollen ihre Ruhe haben. Glücklicherweise ist es nicht so eine kleine Kampf-Möwe wie in Kaskinen sondern eine etwas entspanntere große Möwe… doch wir wollen sie ja nicht stressen, wenn woanders Platz ist…





Und es ist, wie die letzten Tage auch: einige Zeit, nachdem wir festgemacht haben, legt der Wind zu und es wird ungemütlich. Dunkle Wolken jagen über den Himmel. Die Betonpier, an der wir liegen, hält uns den Schwell, der in die Hafeneinfahrt schwappt, gut ab und wir liegen ruhig und sicher. Dann stellen wir uns, ein bisschen wie Waldorf & Statler (die beiden Opas aus der Muppet-Show), an unser Salonfenster, blicken auf die Hafeneinfahrt und sehen draußen die Wellen vorbeiziehen. Hoffentlich hält der Wind nicht wieder zwei Tage an! Bis mindestens morgen Vormittag soll es allerdings heftig pusten. 🤷♀️🤷♂️🌬😡


Wir befinden uns hier jetzt im südlichen Teil des Kvarken-Archipel, einem Schärengebiet mit ca. 5600 Inseln an der schmalsten Stelle des Ostseeausläufers Bottnischer Meerbusen. Der Abstand zwischen dem finnischen und dem schwedischen Festland beträgt hier etwa 80km, doch die breiteste Wasserrinne zwischen den einzelnen Inseln beträgt nur 25km. Die durchschnittliche Wassertiefe in dieser Region ist gerade einmal 25 Meter. Diese Region, dessen Landmasse durch postglaziale Landhebung jährlich etwa um 100 Hektar wächst – kein Wunder, dass Häfen und Fahrwege immer so flach sind – ist 2006 in das UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen worden und bildet in Teilen eine natürliche Fortsetzung der schwedischen Höga Kusten. Wenn die Bodenhebung, wie erwartet, für die nächsten 3.000 Jahre anhält, wird es eine Landverbindung zwischen Vaasa in Finnland und Umeå in Schweden geben und der nördliche Teil des Bottnischen Meerbusen, die Bottenwiek, dann ein riesiger See ohne Verbindung zur Ostsee sein. Übrigens wird z.Zt. überlegt, über den Kvarken eine Brückenverbindung zwischen Schweden und Finnland zu bauen.


Freitag, der 24.06., verspricht etwas abnehmenden Wind – aber erst ab 01.00 Uhr Nachts. Das kennen wir ja schon und überhaupt… es ist ja hell. Folglich legen wir mal wieder um 03.00 Uhr ab und machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Unser Vorsegel zieht uns bei fast achterlichem Wind durch die inzwischen zahmere Welle… wir kommen gut voran.


Entlang der Küste gibt es einige in der Seekarte empfohlene Haupt-Fahrwege, die man, lt. Aussage einiger Finnen, auch möglichst nicht verlassen sollte. Die flacheren Nebenfahrwasser – z.B. angegebene Tiefe ausreichend nur für einen Tiefgang bis 2,40m, die ich auch gerne mal für uns auswähle – könnten ggf. inzwischen doch den einen oder anderen Stein im Wege liegen haben. Durch den Eisgang im Winter hat sich eventuell mal eben der Untergrund etwas verändert. Und diese Neben-Fahrwasser werden nicht so schnell kontrolliert und schon garnicht in den Seekarten aktualisiert. Bisher ist es gut gegangen! Hier in Finnland gibt es, je nach Gebiet und Notwendigkeit, nur alle 5-8 Jahre neue Seekarten. Wobei sich die Notwendigkeit wohl eher nach Bedarf als nach Anzahl der Änderungen richtet. Und Bedarf? Hier ist ja kaum jemand mit dem Segelboot unterwegs. Und den vielen kleinen Motorbooten ist die Tiefe fast egal. Unsere Seekarten für Finnland – immer noch aktuell, da nicht neuer verfügbar – sind von 2014-2019.
Gerade als wir in Klobbskat (im NordWesten des Kvarkenarchipels) einlaufen wollen, dreht der Wind plötzlich mal wieder auf 5Bft auf. Aber, da gut vorbereitet, klappt alles gut. Die Leinen liegen wie immer alle parat und wir gehen… wer errät es? …mal wieder längsseits an einen Steg. Ein weiteres Segelschiff liegt hier ebenfalls längs, also versuchen wir, möglichst leise festzumachen. Immerhin ist es erst 06.50 Uhr. Aber die Umgebung gefällt uns sofort sehr gut! Es gibt zwar wiedermal kein Wasser am Steg (Leitung und Schlauch sind da, aber Wasser ist irgendwo zentral abgestellt), aber das Sanitärgebäude mit Dusche, Sauna, Waschmaschine UND voll ausgestatteter Küchenzeile begeistert. Und das Allerbeste: am Stegende steht eine kleine Grillhütte inkl. Feuerholz. Das Abendessen ist damit gebucht.





Nach einem wohl verdienten Nickerchen erkunden wir die nähere Umgebung. Erstmal natürlich zu „Kalle’s Inn“ … doch leider hat das Restaurant die Corona-Zeit nicht überlebt und ist dauerhaft geschlossen. Das Anwesen mit Restaurant und kleinem Hotelbetrieb kann man sicherlich günstig erwerben. Die Lage ist schon einmalig.




Es gibt auch mal wieder einen Aussichtsturm und – große Freude – eine kleine Brauerei. Das Geschäft ist zwar geschlossen, denn heute ist hier offiziell (Mittsommer-)Feiertag, aber zufälligerweise kommt grad der Chef vorbei. Fragen kostet ja nichts und siehe da: er verkauft uns gerne einige Flaschen unterschiedlichster Sorten Bier. Immerhin wird heute Mittsommer gefeiert. Der Brauereichef erzählt uns, dass in Finnland dieses Fest – ein wichtigerer Feiertag als Weihnachten – überall privat gefeiert wird. Es gibt so gut wie keine öffentlichen Feiern. Alle Menschen haben hier irgendwo ein Sommerhaus, oder sie kennen jemanden, der irgendwo ein Sommerhaus hat und dort trifft man sich und feiert. Die Städte sind leer, denn alle sind irgendwohin unterwegs. Das deckt sich auch mit den Aussagen anderer Finnen.








So feiern wir halt alleine… wir haben eine eigene Grillhütte, lecker Grillgut, lecker Getränke, das Akkordeon für die musikalische Untermalung… ein Bilderbuch-Sonnenuntergang macht den krönenden Abschluß. Uns fehlt nichts! Ein toller Tag und perfekter Abend!








…nur am nächsten Morgen könnte mal wieder ein bisschen weniger Wind sein.
Die Sonne strahlt heftig schön, der Wind bläst heftig doll (mit 24kn = 6Bft) im Hafen… das hatten wir doch nun zur genüge… das mit dem Wind, meine ich. Und frei nach Aristoteles: bei dem herrschenden Wind wollen wir die Segel garnicht setzen… („Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel anders setzen“).
Der könnte sich doch nun wirklich bitte mal etwas beruhigen. Allerdings hilft es, unsere etwas rauchige Kleidung vom Vorabend gut zu durchlüften 🪵🔥… vielleicht muss ich auch einfach die hier zugängliche, neue und hochmoderne, Waschmaschine nochmals bemühen.








noch geschmückt von der Feier
Am Montag, 27.06. hat der Wind endlich ein Einsehen und wir kommen weiter. Unser Plan, auf die schwedische Seite zu wechseln, hat sich in den letzten Tagen verfestigt und so soll es nun sein. Denn wenn wir auf der Rückfahrt ebensoviele unfreiwillige, weil windbedingte Hafentage einlegen müssen, wie bisher, stehen uns viele richtig lange Etappen bevor. Oder wir müssen doch irgendwann bei reichlich viel Wind unterwegs sein. Und das wollen wir nicht. Daher lieber rechtzeitig umplanen und weiter im Urlaubstempo. Ob gen Norden oder Süden sehen wir dann.
In Schweden haben wir einfach mehr Auswahl an Häfen, die auch für uns tief genug sind und das macht die Auswahl entspannter. Also erstmal auf nach Umeå. Allerdings startet der heutige Segeltag gleich mit richtig Aktion. Nach dem Auslaufen aus dem inzwischen liebgewonnenen Klobbskat werden Segel gesetzt… und gerefft, da der Wind außerhalb des schützenden Hafens noch stärker und böiger ist, als gedacht. Doch nach 20 min. lässt der Wind langsam etwas nach und wir reffen aus. Unser Wunsch-Kurs ist ideal für die aktuelle Windrichtung. Mein Vater würde sagen: „unser Wind kommt etwas achterlicher als dwarß.“ Für Landratten: der Wind kommt von etwas weiter hinten als genau von der Seite. Er schiebt unsere 12 Tonnen gut voran… bis er leider irgendwann einschläft und unser Jockel, die Unterwasser-Genua, ran muß.
Die Sonne strahlt mit aller Kraft vom Himmel und es ist ein wirklich schöner Tag. Sogar Kalli findet in seinem Schrank nicht nur eine kurze Hose, er zieht sie auch an. Auf halber Strecke zwischen dem finnischen Kvarken-Archipel und dem schwedischen Festland wechseln wir dann die Gastland-Flagge, denn Ordnung muß sein. Und – ganz wichtig – wir bekommen eine Stunde zurück und sind mit Überquerung der schwedischen Grenze wieder auf deutscher Zeit = UTC + 2 Std.





Der Anblick von Umeå bei der Einfahrt in den Segler-Hafen ist nicht wirklich berauschend, um nicht zu sagen, ziemlich hässlich, aber irgendwo muss sich nun mal Industrie ansiedeln. Wir kommen hier natürlich auch von einem Extrem (kein richtiger Ort, alleine im Hafen und kaum Menschen) ins andere: Umeå ist immerhin die größte Stadt nördlich von Uppsala und mit ca. 125.000 Einwohnern so etwas wie die Hauptstadt von Nordschweden. In der Stadt gibt es Universität (30.000 Studenten), Flughafen und nicht zuletzt einen bedeutenden Güter- und Fährhafen (gelegen in Holmsund/ gegenüber dem Seglerhafen). Da Umeå auch Residenzstadt ist sind hier viele Verwaltungen zuhause. 2014 bekam die Stadt noch einmal einen kräftigen Schub, als sie ein Jahr lang Europas Kulturhauptstadt war. Die Veranstaltungen sind zwar Geschichte, aber die Investitionen in Infrastruktur, Verschönerung und Stadtmarketing sind noch heute positiv spürbar.
Nach Passieren des Fährhafens liegt gleich rechterhand der Hafen des hiesigen Seglervereins (Patholmsvikens Båtklubb), in dem wir einen sicheren Liegeplatz finden… mal wieder an einer Heckboje, und Kalli kann heute Nacht gut schlafen: die Wassertief beträgt beruhigende 6m.


Vaasa/Finnland – Umeå/Schweden





Und endlich gibt es auch mal wieder einen Wasseranschluss am Steg… inkl. Schlauch, der bis zu unserem Schiff reicht! Also ist heute erstmal Schluß mit Wasser sparen. Und morgen dann in Ruhe Wasser, Diesel und Vorräte auffüllen, ein bisschen die Stadt anschauen und neue Pläne machen.
Stay tuned and keep watching