Auf dem Weg nach Öland

Etappen: Arkösund – Fyrudden – Idö – Stora Vippholmen – Oskarshamn – Stora Rör – Kalmar – Kristianopel

20. – 26. August 2022

Samstagmorgen öffnen wir ganz vorsichtig die Augen. Nebel oder kein Nebel, dass ist hier die Frage. 🫣 Und? … kein Nebel, aber ein klein wenig Niesel. Hmm… 🤷‍♀️ 🌧 Immerhin deutlich bessere Sicht als gestern. Wir starten sehr gemächlich in den Tag und checken, wie üblich bei einer Tasse Kaffee, die verschiedenen Wetter- und Windvorhersagen – nur eben heute etwas später als gewöhnlich. Die bestätigen unsere Vermutung: noch einen zweiten Kaffee trinken ist angesagt, um dem Niesel Zeit zum verschwinden zu geben. Und erst dann wird unser Kurs von gestern erneut gestartet. Gedacht, getan… unsere Kurslinie führt zwischen kleinen Inselchen hindurch, die bei dem noch etwas trüben Wetter irgendwie unwirklich aussehen. Sie stecken in einer Ansammlung von verschiedenen Schichten Grau. Die eine oder andere dunkle Wolke vermittelt uns zusätzlich auch den Eindruck, dass es vielleicht doch noch regnen könnte. Und dann auch noch ein Gewittergrummeln… aber weit weg. Doch dann kommt es etwas näher… und entpuppt sich glücklicherweise als Flugzeug. Das Wetter hält sich und wir kommen trocken nach Fyrudden, einem netten kleinen Hafen, aber mit großem Hafenbecken und viel Platz zum manövrieren. Es liegen nur 5 Schiffe an den Stegen und wir dann alleine längs an der Mole. 

Kurz nach dem Anlegen warten wir auf die Einladung zu einer Geburtstagsfeier. Im Restaurant am Hafen wird nämlich heute ein 60. Geburtstag gefeiert und aktuell werden die Musikboxen lautstark getestet. Und bei uns zu Hause sagt man doch immer: lieber die Nachbarn mit einladen, dann darf’s auch etwas lauter sein. Na, warten wir mal ab🔊🎵🎤

Bis es denn soweit ist, nutze ich mal wieder die Nähe zu einer sehr komfortablen Waschmaschinen-Trockner-Kombi. Einen Spaziergang in den Ort können wir uns sparen… den gibt es hier nicht. Nur besagtes Restaurant und eine Pizzeria mit Eisbude – das Eis ist wiedermal sehr lecker! – und einen kleinen Lebensmittelladen. Und viele Ferien- und normale Wohnhäuser. Es ist eine beliebte Wohnlage hier, denn einerseits liegt Fyrudden auf dem Festland und ist daher leicht zu erreichen, andererseits liegt es auf einer Art Landnase und damit mitten in diesem Inselmeer des Gryt-Archipels. Die Menschen steigen hier schnell in ihr kleines Motorboot – oder ein Wassertaxi – und sind dann in kürzester Zeit auf einer der vielen kleinen umliegenden Schären verschwunden. Und es gibt hier in Fyrudden keinen – und gab nie – einen Leuchtturm, obwohl der Name einen das glauben macht. Da die Einladung zur Feier ausbleibt, bemühen wir unseren Grill. Das mit dem Gemüse garen im Cobb-Grill hat sich beim letzten Mal bewährt und leckere Würstchen haben wir auch noch. Und da nach dem grillen immer noch keine Einladung zur Feier ausgesprochen wird, verlegen wir uns einfach. Ist ja überall Platz genug im Hafen und so fahren wir in die entfernteste Ecke des Hafenbeckens und binden uns einfach etwas weiter weg vom Trubel wieder an. Die Musik ist dann auch ordentlich laut, aber garnicht so schlecht. Kalli singt sogar manches Stück mit… das will was heißen. Die Hafenmeisterin hat den Feiernden „empfohlen ☝️“, die Musik spätestens um 24 Uhr aus oder ganz leise zu drehen, und sie halten sich wohl dran… glaube ich… das Musikende hab ich verschlafen. Kann also nicht sooo arg laut gewesen sein.

Kein Nebel, kein Regen, kein Wind… aber auch keine Sonne. Letzteres ist nicht der richtige Start in einen Sonntag (21.08.). Sollte sich der Sommer jetzt langsam dem Ende nähern? Wollen wir doch mal nicht hoffen. Trotzdem ist losbinden und ablegen angesagt, diesmal halt in langer Hose, da es sich auch merklich abgekühlt hat. Blöd – das hatten wir so nicht bestellt. Aber wenigstens der Wind hat ein Einsehen und kommt bald aus einer für unseren Wunsch-Kurs passenden Richtung. Wir segeln mit halbem, raumem, manchmal achterlichem Wind gemächlich durch die Schären und Kalli hat ordentlich zu tun: Segel weiter auf… Segel wieder dichter… wieder weiter auf… 😥 hinter jedem Inselchen kommt der Wind ein klein wenig anders und manchmal auch garnicht. Dann muss der Jockel dafür sorgen, dass Fahrt im Schiff bleibt. Unterwegs überfahren wir fast einige Kegelrobben, deren massigen Köpfe dicht neben dem Fahrwasser auftauchen. Diese großen Wasser-Raubtiere sind schon imposant anzuschauen und deutlich größer als die meist anzutreffenden Seehunde. Diese sind im Vergleich zu Kegelrobben eher schlanker und leichter und haben einen rundlichen Kopf. Die Kegelrobbe ist deutlich schwerer und größer als der Seehund und hat die typische namengebende Kopfform. Und wir sehen auch mal wieder Seeadler, die ihre Kreise drehen und sich in den Himmel zwirbeln und das just zu dem Zeitpunkt, als sich auch die Sonne langsam gegen die Wolken durchsetzt. Es wird heller und schöner und wärmer und sommerlicher. Na bitte… geht doch 👏👏

Nach heute einer mal etwas längeren Etappe – wir wollen ja die Nebeltage „aufholen“ – machen wir auf Idö fest. Der Anleger der kleinen Insel, ein einfacher Schwimmponton als Verlängerung des Mini-Hafenbeckens, ist fast verwaist und wir bekommen problemlos einen Platz. Wir machen uns erstmal mit den vorhandenen Mooringleinen fest. Und dann schnell umziehen, denn ohne Fahrtwind ist es in der Sonne ganz schön warm. Später kommt ein bisschen mehr Wind auf, der allerdings die Wellen von Achtern gegen das Schiff treibt, was eine ziemliche Plätscherei in der Achterkoje nach sich zieht. Also lassen wir uns kurzerhand seitwärts an den Schwimmponton treiben und die Mooringleinen ins Wasser gleiten. Ist ja nur ein weiteres Schiff da und wir verlegen uns auch erst, als wir meinen, dass wohl kein weiteres Schiff mehr kommt. Das auf der Anhöhe liegende Restaurant „Skärgårdskrog“ ist leider schon wieder geschlossen – Saisonende – und so bleibt uns der weite Blick über die Nachbarinseln, den man bei klaren Tagen von der Terrasse aus genießen kann, verwehrt. Hatten wir aber vor einigen Jahren schon mal (zu sehen bei „Hafenimpressionen“) und ist daher auch nicht so schlimm. Bei unserem letzten Besuch war das Essen zwar sehr gut, aber eben auch sehr teuer. 

Wir genießen die Ruhe und die Sonne und knobeln aus, was uns denn die Tiefen des Kühlschranks heute abend wohl so offerieren. Ohne Restaurant sind wir selber Küchenchef.

Der Montag (22.08.) ist eher ein Sonn(en)tag. Der Sommer ist doch nochmal zurück! Der Plan war, den angesagten nördlichen Wind zu nutzen, um den Schärengürtel zu verlassen und nach Öland zu segeln. Die Windrichtung stimmt zwar, aber die Stärke ist mit 1 Bft doch deutlich zu wenig, um unser Schiff voran zu bringen. Wir könnten natürlich etwas abwarten, um ggf. auf etwas stärkeren Wind zu warten – wenn er denn kommt. Ma waas es nett… Wir entscheiden, statt den Kurs nach Öland zu nehmen, lieber noch etwas durch die heute richtig toll sonnige Schärenlandschaft zu fahren – Öland muss noch warten. Doch zuerst mal ablegen und dabei keine der im Wasser hängenden Mooringleinen mit dem Ruderblatt oder womöglich der Schraube erwischen. Der Wind spielt uns in die Karten. Wir lassen uns einfach seitwärts etwas vom Steg wegtreiben bis wir über die Leinen hinweg sind und dann erst wird der Gang eingelegt. Plan hat gut geklappt und wir sind unterwegs. 

Von weitem sehen wir noch Spårö Båk, einen ehemaligen Leuchtturm und heutiges Denkmal, der mit seinen imposanten Ausmaßen (Gebäude 26m hoch) und seiner Lage auf einem 38m hohen Berg eine der majestätischsten Seemarken in ganz Schweden sein soll. Mit seinen im unteren Bereich 2m dicken Wänden hält er seit 1777 stärksten Stürmen stand und dient auch heute noch als Sturmwarnstation. Etwas unterhalb liegt das Leuchtturmwärterhaus mit dem seit 1884 etwas unscheinbaren aber aktiven Leuchtturm.

Wir träumen uns so durch die Schären… da plötzlich ein großes Drama! Kallis Super-Sonder-Lieblings-Segel-Hose quittiert den Dienst. Nach 20 Jahren (!!!) als treuer Begleiter bei Wind und Wetter, bei Regen und Sonne, geht sie jetzt den Weg alles Irdischen. Der neue Riss ist nicht mehr zu flicken. Ich habe die Hose bestimmt schon 5 mal repariert, ein Mal wurde sie sogar schon professionell „restauriert“, doch inzwischen ist der Stoff einfach dünn und mürbe geworden. Kalli würde ein kleines Vermögen für genau diese Hose in Neu ausgeben. Doch wir haben schon soo intensiv gesucht. Es gibt sie einfach nicht mehr. Die Hose war sogar schon mal zum Schneider in Singapur, doch auch der hat kapituliert – zu aufwändig, solch eine Hose zu kopieren und nachzunähen. Jetzt stellt sich nur die Frage: kommt sie einfach in die Tonne oder darf sie zu Hause in eine Erinnerungs-Kiste, zu Kallis kurzer Ur-Hose (Bille und Ronny werden sich an diese erinnern) und zu der bei einem Sturm über Nacht durchgescheuerten Festmacher-Leine (die anderen Leinen haben aber gut gehalten). Was man so alles aufhebt… mal abwarten. Jedenfalls muss Kalli nun eine andere seiner langen Segelhosen langsam an die verantwortungsvolle Aufgabe der „First-Büx“ heranführen. Erstmal gibt es einen kleinen Schnaps zur Trauerbewältigung.

Unsere Fahrt so alleine durch die Schären ist einfach zu schön – auch in ungewohnter Hose – und wir können uns auch nach vielen Wochen im Schärengewimmel nicht sattsehen und trennen. Also stoppen wir schon nach kurzer Zeit wieder und machen in einer in der Saison vollbelegten Ankerbucht fest. Wir sind hier nur drei Schiffe – und eines davon haben wir in Gräddö schon mal getroffen – allerdings ist es diesmal nicht Ulli 😜. Wir alle liegen weit voneinander entfernt und so hat jeder für sich den Eindruck, alleine zu sein. In der Ferienzeit sieht man hier in Stora Vippholmen vor lauter Schiffen die Felsen nicht mehr. Gruselig! Aber heute… das muss man einfach genießen. Der nächste Ort läuft uns nicht weg. 

Am späten Nachmittag kommen noch zwei weitere Segler in die Bucht und werfen ihren Anker. Einige wenige segeln auch dran vorbei und, wir glauben es kaum, aber wir erkennen eines der an der Bucht vorbei kreuzenden Schiffe: Ulli ist mit seiner Inkognito wiedermal tapfer und ausdauernd unterwegs. Er hat den späteren und für ihn passenden Wind gewählt – also quasi die Spätschicht übernommen. Wir übernehmen ja meist die Frühschicht ⏰🥱

Am nächsten Morgen (Dienstag, 23.08.) schwächelt der Sommer dann doch. Vielleicht will uns aber auch das etwas trübe Wetter nur den Abschied aus den Schären leichter machen. Denn heute geht es nun wirklich raus aus dem breiten Schärengürtel vor dem Festland. Es gibt zwar im Kalmarsund, in den wir jetzt gelangen, an der Küste entlang auch vorgelagerte Schären, aber kleiner, flacher, und mit drumherum geringeren Wassertiefen, die nicht mehr so gut für unser Schiff geeignet sind. Aber ein gutes hat das Wetter: es ist mal wieder schöner Wind zum segeln. Also nichts wie alle Segel hoch. Allerdings währt das Glück nicht sehr lange. Der Wind begibt sich schnell wieder zur Ruhe und so motoren wir durch eine Ansammlung von Grautönen bis zu unserem nächsten Ziel. Selbst die Blå Jungfrun, eine einzelne Insel im Kalmarsund mit ihrer markanten Silhouette, sieht nur wie ein grauer Klumpen im Wasser aus.

Der Name der Insel erscheint erstmals 1410 in historischen Werken, allerdings noch als Blåkulla (blauer Hügel) und galt lange als Hexentreffpunkt und Zauberstätte… ein bisschen, wie der Blocksberg im Harz mit vielen düsteren Geschichten. 1555 wurde der Name dann in Blå Jungfrun (Jungfrau) geändert, um kein Unglück anzuziehen. Das Profil der fast kreisförmigen Insel (ca. 1100 x 800m) ist relativ symmetrisch und ihre Granitkuppel steigt von der Küste schnell auf eine Höhe von 86m an – vom Meeresboden aus gemessen 130m. Sie ist der höchste Punkt im Umkreis von vielen Kilometern, sodaß sie an klaren Tagen aus großer Entfernung zu sehen ist. Blå Jungfrun ist als Nationalpark klassifiziert. Sie darf zwar betreten werden – es gibt sogar Ausflugsboote von Oskarshamn und Byxelkrog/Öland – aber Ranger kontrollieren, dass hier nicht übernachtet wird. 

In Oskarshamn wollen wir in den Stadthafen, da uns der Yachthafen zu weit außerhalb der Stadt liegt und mal wieder Vorräte aufgefüllt werden müssen. Also den großen Fähranleger passiert – ab hier gibt es eine Fährverbindung nach Gotland –  an der großen Station der Küstenwache vorbei und fast bis ins Zentrum gefahren. Dort ist, bis auf einige große und häßliche Dauerlieger-Motorschiffe, alles leer. Das macht die Liegeplatzsuche aber nicht einfacher. Zuerst machen wir mit Heckboje fest, wie es vorgesehen ist. Doch es steigt sich einfacher von und an Bord, wenn man längsseits liegt – meine Zerrung wird zwar langsam besser, aber immer schön vorsichtig sein. Also kurzerhand alles wieder los und längs angelegt. Das kostet in der Saison extra – schließlich nimmt man viel Platz ein. Doch heute ist das OK. Ist ja kaum jemand da. Oder sagen wir mal so: beim bezahlen am Automaten können wir den Betrag für längs anlegen irgendwie nicht auswählen🤷‍♀️🤷‍♂️.

Wir erledigen fix unsere Einkäufe, wandern dabei kurz durch die hübsche kleine Altstadt – liegt auf dem Weg in die Einkaufsmeile – und freuen uns auf ein abendliches Essen. Heute mal wieder mit Kellner. Die Wahl fällt dann aber doch nur auf die kleine Pizzeria „Sole Mio“ in Hafennähe mit unerwartetem Ergebnis: wir sind beide unabhängig voneinander der Meinung, das wir heute die beste Pizza unserer gesamten Reise hatten. Im Anschluss an das leckere Essen wird nochmal schnell die Windvorhersage für morgen gecheckt… und die sieht schon wieder anders aus, als noch vor zwei Stunden. Kurse planen beim segeln heißt meist umplanen und flexibel bleiben. Mal schauen, was morgen früh so angesagt ist.

Und da ist schon wieder alles anders. Mittwoch (24.08.) ist ab Mittags kräftiger Wind aus NordNordOst  – nicht zu verwechseln mit Nord Nord Mord oder Nord bei Nordwest 🥴📺 – im Kalmarsund angesagt. Bis dahin sind wir aber nicht an unserem nächsten Hafen angekommen. Die Windrichtung wäre ja soweit ok, wir hätten dann einen Vorm-Wind-Kurs, mit etwas Glück einen Raumschots-Kurs, aber wir kennen den Kalmarsund… da rauscht dann auch schnell eine ordentliche Welle mit dem Wind gen Süden und macht die Tour nicht unbedingt kommod. Da genießen wir doch lieber das wieder richtig sonnige Wetter im Hafen und schauen uns die hübschen Häuschen der Altstadt nochmal genauer an. Der Rest der Stadt… naja, eine Stadt halt. Und dann – große Freude – eine Nachricht von…? Wer errät es? 🫥🤔

Ulli schleicht sich noch schnell vor dem (zu) kräftigen Wind nur unter Vorsegel nach Oskarshamn. Wir können ihm die Leinen annehmen, was es für ihn als Solosegler beim Anlegen schon deutlich leichter macht. Er erzählt uns dann bei einem Einlaufdrink (wir bekommen netterweise auch einen) die Geschichte seines gestrigen Erlebnisses beim Anlegen. Da hätten wir gerne Mäuschen gespielt. Aber manchmal läuft eben nicht alles rund. Vielleicht liest er ja diesen Bericht und gibt einen launigen Kommentar in seinen Worten – wäre schön. 

Beim gemeinsamen abendlichen Grillen legen wir dann schon mal Wetter und Kurse für morgen fest… und hoffen, dass der Wettergott uns auch erhört🙏🙏☀️. Nun soll es endlich nach Öland gehen.

Wir wurden erhört! Am nächsten Morgen (25.08.) pustet der Wind fast wie angesagt… ein ganz klein wenig schwächelt er noch. Egal, wir starten mal wieder etwas früher als sonst, auch wenn es uns schwerfällt… irgendwie ist man nach einem ruhigen Hafentag auch nicht munterer als sonst. Jedenfalls sind um 07 Uhr die Leinen los und gleich nach der Hafenausfahrt werden auch Segel ausgepackt. Erst notieren wir im Logbuch noch ein wenig Jockel-Unterstützung, doch dann nimmt der Wind etwas zu – wie angesagt – und schiebt uns mit Hilfe einer leichten Strömung durch den Kalmarsund gen Süden und unserem Zielhafen Stora Rör entgegen. Der kleine Ort, etwa 7sm = 13km nordöstlich von Kalmar auf Öland gelegen, war bis vor der Eröffnung der Ölandbrücke 1972 ein wichtiger Fährhafen für die Verbindung aufs Festland. Die Fähre von hier nach Revsudden hatte nur 2sm = 3,7 km zurückzulegen. Jetzt ist es einfach ein ruhiger kleiner Hafen und gemütliche Alternative zu dem trubeligen Kalmar.

Die Sonne strahlt unterwegs zwischen einigen wenigen dekorativen Wolken hindurch und beschert uns einen richtig tollen Tag. Und dann erreichen wir einen mal wieder echt niedlichen Hafen. Bisher sind wir an ihm auf dem Weg von und nach Kalmar immer vorbeigesegelt. Beim Einlenken in die Hafeneinfahrt haben wir kurzzeitig 20kn (5Bft) Wind – tagsüber hatten wir immer 10-14kn (3-4 Bft) – aber kaum sind wir im Hafenbecken, ist der Wind wie ausgeknipst. Genial, wie geschützt dieser Hafen gegen nördliche Winde ist. Nach dem Anlegen bekommen wir von einem Urlauber gleich den Tipp, dass der hiesige Bäcker unbedingt einen Besuch wert ist. Also nichts wie hin und ausnahmsweise mal leckere Teilchen gekauft. Wir sind ja sonst nicht die Nachmittags-Kuchen-Esser, aber hier können wir nicht widerstehen. Dann noch schnell ein kleiner Rundgang durch die Umgebung, um dann pünktlich wieder am Hafen zu sein.

Etwa zwei Stunden später ist die kleine Flottille ( !! ) wieder vollzählig und Ulli macht neben uns fest. Nach einem dem sommerlichen Wetter angemessenen Getränk – heute soll es mal GT (Gin Tonic) sein – planen wir die weiteren Etappen. Es gibt auf dem Weg gen Süden nicht so ganz viele Alternativen und so werden wir uns bestimmt nochmal irgendwo über die Kurslinie segeln.

Am Abend versuchen wir uns mal wieder an etwas maritimer „Schiffs-Musik“ 🪗🎶 , die uns sogar zwei Kaltgetränke beschert. Zwei Campern – wie in fast jedem Hafen ist auch hier ein Wohnmobil-Stellplatz in der Nähe – hat Hans Albers zum Sonnenuntergang so gut gefallen, dass sie anschl. am Schiff klopfen und sich bedanken. Wie nett!

Zum aufwachen gibt es eine Mischung aus Grau… alles zwischen zartgrau, staubgrau, regengrau, elefantengrau und weißgrau ist vertreten. Nur keine Sonne. Hmm!! Die krieje ma später – hoffentlich. Wir schleichen uns leise aus dem Hafen – nur nicht Ulli wecken – und können bis zur Ölandbrücke schon ein wenig segeln. Dann legen wir in Kalmar eine kurze Tankpause ein. Die Bunkerstation (Tankstelle) liegt so günstig, dass wir die Gelegenheit wahrnehmen. 20 min. später sind wir aus dem Hafen wieder raus und freuen uns, dass der Wind ein wenig zugelegt hat. Eine ganze Weile genießen wir den für uns passenden Segelwind… allerdings mit grauem Segel vor grauem Himmel. Bei Sonne sehen unsere Segel irgendwie schöner aus. Bald legt sich eine bleierne Trübe über das Wasser… kaum Wind, schwül, diesig… irgendwie seltsames Wetter. Und die Sonne? Schaut einmal ganz kurz vorbei und versteckt sich dann wieder hinter blaugrauen Wolken. Dann eben heute nicht. 

Später am Tage begrüßt uns der kleine Hafen von Kristianopel in freundlichem hellgrau. Kalli nennt ihn seit unserem ersten (und letzten) Besuch 2010  immer nur Konstantinopel. Kristianopel ist ein kleiner Ort am südlichen Ende des Kalmarsundes in der Region Blekinge. Der Ort war im 17. Jahrhundert eine strategisch wichtige dänische (!) Siedlung im damaligen Grenzgebiet zu Schweden. Aus dieser Zeit stammt auch die 3 km lange Stadtmauer, die 1603-06 errichtet wurde. Die Stadt war damit der östlichste Teil einer Reihe von Befestigungsanlagen, die Dänemark zu der Zeit an seiner Grenze zu Schweden errichtet hatte. 1658 fiel die ganze Region Blekinge im „Frieden von Roskilde“ an Schweden. 

Und nun sind wir hier – seit 12 Jahren das erste Mal wieder. Die im Hafen neben den schwedischen wehenden dänischen Flaggen sollen wohl ein wenig an die Vergangenheit erinnern. Leider macht der Rundgang durch den Ort bei dem immer noch trüben, aber irgendwie unangenehmen Wetter nicht wirklich Spaß. Aber die alte Stadtmauer und auch viele ungewöhnlich breite Steinmauern zwischen den Grundstücken sind schon bemerkenswert. Schade, mit Sonne hätte das alles viel hübscher ausgesehen. Aber immerhin sind wir die letzten Tage ein gutes Stück gen Heimat vorangekommen. Jetzt muß uns das Wetter nur bitte weiter mit östlichen Windrichtungen beglücken. Und etwas Sonne darf gerne wieder dabei sein.

Am Abend spielen wir dann mal wieder Wetter-Hafen-Tetris auf der Suche nach einem passenden Hafen für dem angesagten Wind. Für die nächsten Tage haben sich nämlich einige Windkapriolen angekündigt – mal starker Wind aus Osten, dann kurz danach starker Wind aus Westen. Vermutlich rutscht deshalb unsere Lieblingsinsel Utklippan durchs Besuchs-Raster und wir kommen in diesem Jahr dort nicht hin. Schade. Doch bei der aktuellen Windvorhersage könnten wir zwar gut einen Kurs dorthin anlegen, aber dann vermutlich die Insel für einige Tage nicht wieder verlassen. Und das muss ja nun auch nicht sein. Aber jetzt erst mal zu Bett… wir sind gespannt, was uns das Wetter morgen bietet.

Stay tuned and keep watching

Kommentare:

3 Responses

  1. Greetings from 🇨🇦!
    Looks like you are continuing to have a wonderful sailing trip. Thanks for sharing the photo of the Swedish Disc Golf basket and discs for sale. We are so glad you now know all about Disc Golf. Hope you will get to play a round in Germany when you return!

    Karen and I wish you good sailing winds for the rest of your journey, all the best

    Laurie & Karen

  2. Beim Anlegen:

    „Und wie er steht und wie er schaut,
    teilt sich die Flut empor;
    aus dem bewegten Wasser rauscht
    ein feuchtes Weib hervor.

    Halb zog sie ihn, halb sank er hin
    und ward nicht mehr gesehn.“

    Soweit das Seemannsgarn (frei nach Goethe)

    Beim Anlegen bin ich an Land gesprungen, ohne vorher das eine Ende einer Festmacherleine rübergeworfen zu haben. Das war wohl ein Fehler. Der Versuch, das sich wieder entfernende Schiff festzuhalten, mag bei kurzer Entfernung vielleicht funktionieren, bei mehr als 1m mit Füßen an Land und den Händen am Bugkorb wird absehbar irgendetwas passieren 😳. In diesem Fall: mit einer Hand oben am Bugkorb festhaltend, neben dem Rumpf hängend, noch ein Bein auf die herunterhängende Bugleiter gerettet, dabei das Hosenbein des anderen Beins an der Auflage der Bugleiter eingeklemmt, … .

    Gut, daß dies niemand gesehen hat. Die Komik der Situation muss zum totlachen gewesen sein.

    Der „Turner“ hat sich irgendwie aus der misslichen Lage befreien können, ohne mit dem Naß in Berührung zu kommen(!), und mögliche Zuschauer kamen, soweit ich weiß, auch nicht zu Schaden.

    Liebe Grüße
    Ulli

    1. Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar! Beim lesen mußten wir genauso schmunzeln wie damals am Steg in Oskarshamn, als Du von Deinem misslichen Erlebnis berichtet hast.
      Danke nochmal – und bis bald hoffentlich!

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