Hanöbucht und Schwedens Süden

Etappen Kristianopel – Karlskrona – Vägga/Karlshamn – Åhus – Simrishamn – Ystad

27. August – 02. September 2022

Wo ist denn die Hafeneinfahrt geblieben? Nebel über allem und überall.

Schnell ein paar Fotos gemacht und wieder ins Bett – mit dem Schiff ablegen ist erstmal nicht angesagt. Nach dem zweiten Aufwachen kümmern wir uns ein wenig um Blog, eMail und weiteren Kursverlauf und hoffen auf die Kraft der Sonne. Im Laufe des Vormittags zeigen sich dann erste Erfolge und ganz langsam tauchen die Tonnen der Hafeneinfahrt aus dem Nebel auf. Nun können wir doch noch starten. Ablegen um 11.30h ist zwar ungewöhnlich spät für unsere Verhältnisse, aber noch einen Tag hierbleiben und morgen bei dem angesagten Regen unterwegs sein ist auch nicht unsers. Wir wollen mal schauen, wie es so läuft. 

Vielleicht gleich bis Karlskrona? Wir wollten den Hafen zwar nach unseren Erfahrungen im Mai nicht nochmal anlaufen, aber die Stadt soll eine weitere Chance bekommen: im Mai hatte sie uns – bei trübem Wetter – nicht so gut gefallen. Vielleicht ist ja wenigstens das große Marinemuseum geöffnet.

Unterwegs sehen wir… erstmal nichts. Der in der Ferne zu ahnende Küstenstreifen steckt noch im Dunst und in den anderen Richtungen ist nur Wasser. Keine Schiffe, keine Felsen… ab und an eine  Untiefentonne und ein Seehundkopf. Die Sonne glitzert auf der ruhigen Ostsee und wir haben doch noch Hoffnung, dass es ein schöner Tag wird. Ein bisschen segeln… ein bisschen motoren… der Wind müht sich mit mehr oder weniger Erfolg. Am frühen Abend  passieren wir endlich die schmale Durchfahrt durch den nur auf der Seekarte sichtbaren Unterwasser-Sperrwall, der Karlskrona vor unliebsamen Besuchern schützen soll. Das mit der Stadtgründung 1680 gebaute Kungsholmen Fort an der östlichen Seite dieser Sperre war zusammen mit dem gegenüberliegenden Drottningsskärs Kastell ein wichtiger Teil des äußeren Verteidigungsringes und Schutz für die breite Hauptfahrrinne nach Karlskrona. Das Fort ist immer noch im Besitz der schwedischen Marine und damit die am längsten ununterbrochen genutzte militärische Anlage der Welt.

das Kungsholmen Fort aus der Luft

Im Yachthafen kennen wir uns aus und so suchen wir uns einen zur vorhergesagten Windrichtung passenden Platz – immer möglichst mit dem Bug in den Wind. Klappt allerdings heute nicht, da dafür die Stege falsch liegen. Auch nicht soo schlimm, dann kommt der Wind halt genau querab/ von der Seite. Hauptsache, er pustet nicht von achtern ins Cockpit. Nachdem alle Leinen fest sind und auch Landstrom angeschlossen ist lassen wir den Tag mit einer heißen Suppe und leckeren Broten im Cockpit ausklingen. Es ist heute abend ungewöhnlich warm und so sitzen wir noch eine ganze Weile draußen und lauschen der netten Musik, die aus einem nahegelegenen Restaurant schallt… wieder eine Geburtstagsfeier 🎵 🎶

Für den nächsten Morgen (28.08.) erwarten wir viel Regen und schlafen erstmal etwas länger. Wir haben mindestens zwei Hafentage eingeplant, denn nicht nur der heutige Regen, auch der für morgen angesagte Starkwind bremsen uns etwas aus. Wobei… der Regen läßt auf sich warten. Aber egal jetzt. Wir wandern zum nahegelegenen Marinemuseum, welches das nationale Museum Schwedens für die Geschichte der schwedischen Marine ist. 1752 als Modellausstellung eröffnet – und damit eines der ältesten Museen Schwedens – ist es erst 1997 in neue Gebäude umgezogen, nachdem die Exponate jahrelang in einer Schiffsjungenkaserne untergebracht waren. Die Planer haben sich – mit Erfolg – sehr viel Mühe gegeben, Schiffsmodelle, Bilder, das Leben an Bord, sogar U-Boote und die weltweit einzigartige Gallionshalle für Besucher interessant zu präsentieren. Uns hat es jedenfalls sehr gefallen! Übrigens ist Karlskrona marinehistorisches Weltkulturerbe und Hauptstützpunkt der schwedischen Marine.

Und da nun immer noch kein Wasser aus dem Himmel fällt – mal von ganz wenigen Stippern abgesehen – schnappen wir uns den Wasserschlauch am Steg. Ich hatte gehofft, der Regen weicht an Deck ein wenig den Staub der letzten Tage ein und wir bräuchten nur hinterherwischen. Tja, Fehlanzeige. Meteorologen sind eben auch nur Menschen, die zwar über Geophysik, Thermodynamik und Klimatologie ungemein viel, aber über das Wetter von morgen fast nichts wissen. Also selber wässern und das Schiff putzen. Weiß der Himmel, wo immer der viele Dreck im Cockpit herkommt. Eigentlich schmutzen wir garnicht so. Jetzt ist der Dreck jedenfalls erstmal wieder weg! 🚿🧽 Nebenher läuft die Waschmaschine… also ist rundum Reinemachen angesagt. Zur Belohnung suchen wir uns ein nettes Restaurant zur abendlichen Nahrungsaufnahme und finden, immer schön den Berg rauf, das „Montmartre“ mit großer Außenterrasse, die wir an diesem sommerlichen Abend gerne nutzen. Wieder in netter Ulli-Begleitung! Die Stadt Karlskrona erstreckt sich über 33 Inseln und das Zentrum mit Altstadt liegt auf einem Hügel – man geht hier also immer irgendwie bergauf und bergab. Und langsam gefällt uns die Stadt auch etwas besser. Sie hat viele historische Gebäude und zwei Barockkirchen zu bieten und hat mit dem zentralen Platz, dem Stortorget, Schwedens größten Platz (ca. 25.000 qm groß).

Und da isser ja… der Regen. Hat sich halt etwas verspätet. Montagvormittag (29.08.) schüttet es ordentlich und falls wir bei unserer gestrigen Putzaktion noch Dreck an Bord übersehen haben, hat er jetzt die Chance zu verschwinden. Nachdem der meiste Regen durch ist, erkunden wir noch ein wenig die Stadt. Wir finden sogar einen Boots-Ausstatter, dort aber leider nicht die Dinge, die wir suchen (z.B. einen neuen Bojenhaken). Dann eben nicht… ein Paar im Schlussverkauf heruntergesetzte Boots-Schuhe tun es auch – Schuhe gehen schließlich immer 🤭🫣

Dann noch schnell zu Lidl… liegt auf dem Weg. Dieser deutsche Discounter ist in Schweden sehr gut vertreten (ganz im Gegensatz zu Aldi) und ist, nach der Anzahl der Filialen, der größte Discounter-Konzern der Welt. Das gute für uns: es gibt auch das eine oder andere Produkt, das wir genauso aus Deutschland kennen… z.B. dunkles, knuspriges Brot. Die Schweden mögen es sonst lieber weicher, hell, süßlich, mit Malz… Ulli findet dann noch das richtige Fleisch und Gemüse für einen Eintopf und begeistert uns abends mit seinen Kochkünsten. Sein großer Kochtopf wird leer… iss nichts, mit morgen nochmal ein kleines  Süppchen essen. Wir versuchen, mit einem selbst geschnippelten Obstsalat ein bisschen mitzuhalten. Alle sind zufrieden: Kalli als „Suppenkaspar“, Ulli als „Obstsalat-Freund“, ich als „Schnippel-Fan“. Anschließend geht es  an die Planung der weiteren Etappen. Immer schön langsam gen Südwesten. 

Am Dienstag ist der Sommer doch nochmal zurück und so starten wir entspannt in Richtung unseres nächsten Zieles. Es ist zwar morgens noch etwas frisch, aber die Sonne strahlt, was sie kann und kündigt einen tollen Tag an. Die Windrichtung ist mit Nord für uns ideal. Wir wollen den Weg durch den Schärengürtel vor Karlskrona nehmen, müssen dafür allerdings ein Trauma bekämpfen: eine Brücke versperrt uns den Weg. Ob sie wohl funktioniert? Oder gibt es etwa wieder lange Wartezeit vor einer verschlossenen Brücke? Zumindest hätten wir hier – im Gegensatz zur Schlei – eine Alternative: es gibt auch ein Fahrwasser ohne Brücke. Die Hasslö-Brücke öffnet normalerweise von 08-20h stündlich für 10 Minuten. Wir melden uns frühzeitig und ordnungsgemäß beim Brückenmeister an – die Brücke wird kameraüberwacht und ferngesteuert – und bekommen die freundliche Antwort: „hej, I‘m Emma, I will open the bridge for you.“ Jeah! Das wollten wir hören! So segeln wir gemütlich und bloß nicht zu schnell nur mit dem Vorsegel von Karlskrona bis zur Brücke, damit wir nicht vor der vereinbarten Zeit dort sind. Und, große Freude… die Brücke dreht sich pünktlich auf und wir können passieren.

Danach werden endlich alle Segel gesetzt für einen schönen Segeltag. Wie entscheiden allerdings nach einiger Zeit, doch nicht weiter das innere Schärenfahrwasser zu nutzen. Der Wind soll im Laufe des Tages nämlich leider etwas abnehmen, und dann wären wir in den Schären in Landabdeckung vermutlich ganz ohne Wind. So genießen wir lieber die frische und angenehme Brise außerhalb der schützenden Schären, solange sie bläst.

Karlshamn kündigt sich durch eine weithin sichtbare Landmarke an: drei 141m hohe Schornsteine eines Wärmekraftwerkes zeigen uns die Richtung. Doch unser Ziel heißt Vägga, ein ehemaliger Fischerei- und jetzt Sportboothafen kurz vor Karlshamn, denn Schornsteine und Silos direkt neben dem Liegeplatz muss nicht sein. Wir genießen Sonne und Wind und bergen die Segel erst kurz vorm Hafen. Dort entscheiden wir uns für einen Platz längs an der Mole – gerade rechtzeitig, denn kurz vor uns ist ein anderer Segler eingelaufen, hat aber erst in einer anderen Ecke des Hafens nach einem Platz gesucht. Nun muss er mit einem nicht  so schönen Platz etwas hinter uns vorlieb nehmen. Gut, dass wir so schnell entschlossen festgemacht haben. Aber wir kennen ja was von Seemannschaft, und so helfen wir dem „Zu-spät-kommer“  wenigstens mit einer Stromkabelverlängerung aus. Dafür gibt es ein kaltes Bier und Alster. Vielen Dank 🍻

Ein leichter Geruch von frisch geräuchertem Fisch hängt über dem Hafen… hmmm 🤤 😋 Schnell noch die lange gegen eine kurze Hose gewechselt und nichts wie los und auf die Suche nach der Räucherei – immer der Nase nach… mit Erfolg. 

Nach einem prickeligen Geburtstags-Getränk und von der Hafenbepflanzung gemopsten Blumen starten wir Mittwoch (31.08.) in einen sonnigen Sommertag – nicht zu heiß… nicht zu kalt… eben richtig schön… und fahren nach Åhus im Westen der Hanöbucht. Die Insel Hanö, die wir schon im Mai besucht haben, passieren wir backbords und lassen uns von der wenig ansehnlichen Hafen-Sillouette der einstmals wichtigen Handelsstadt Åhus nicht abschrecken. Unterwegs erreichen mich viele Geburtstagsglückwünsche über die verschiedensten Kanäle – vielen lieben Dank dafür! 

Der Wind schwächelt mal wieder ein wenig und so müssen wir viel motoren. Aber was tut man nicht alles auf der Suche nach einem Restaurant für den Abend. Nach dem Festmachen im kleinen Stadthafen – gelegen in der Flussmündung des Helge å – machen wir uns gleich auf den Weg und erwandern uns die nähere Umgebung. Es ist wirklich hübsch hier! Der Hafen… naja… aber das Städtchen lohnt unbedingt einen Besuch. 

Die Geschichte Åhus‘ beginnt schon in der Wikingerzeit, als sich etwas stromaufwärts vom jetzigen Stadtkern ein Handelsplatz etabliert. Der Name Åhus geht auf den Begriff „aos“ zurück, was Flussmündung bedeutet. Eigentlich erhielt Åhus erst 1326 die Stadtrechte, doch die Stadtschreiber betrachten 1149 als das Jahr der Anerkennung, da Erzbischof Eskil die Stadt in jenem Jahr zugesprochen bekam.

In Åhus befindet sich die historische Fabrikantenvilla von Lars Olsson Smith, dem „Branntweinkönig“, dessen Erfolgsgeschichte 1879 mit der Firmengründung von ABSOLUT VODKA begann – ist übrigens heute die drittgrößte Spirituosenmarke weltweit… war mir garnicht bewußt, dass das ein schwedisches Produkt ist. Herrn Smith gelang es, mittels selbst erfundener „Gegenstromdestillation“, absolut reinen Wodka herzustellen. In diesem besonderen Brennverfahren wird der Wodka nicht nur 3-4 Mal, sondern praktisch unzählige Male destilliert, was eine höhere Reinheit bewirkt – ABSOLUT rein eben. Ab 1979 wurde in New York ein neues internationales Marketing gestartet, wie man es heute kennt. ABSOLUT VODKA betreibt Qualitätskontrolle der gesamten Produktionskette – vom Weizenkorn über das Wasser bis hin zur Wiederverwendung von Restprodukten als Tierfutter. Die typische Glasflasche ist der schwedischen Apothekerflasche des 18. Jahrhunderts nachempfunden und wird in der ältesten Glashütte Schwedens hergestellt.

Das malerische Ortsbild mit vielen schön renovierten Gebäuden und die ausgedehnten Badestrände in Ortsnähe bringen der Stadt viele Touristen, was ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. Für den Abend entscheiden wir uns für „Åhus Bryggeri & Restaurang“, eine kleine örtliche Brauerei, die offensichtlich einen guten Ruf hat. Als wir in die Gaststube kommen, ist es jedenfalls rappelvoll! Man gut, dass wir reserviert haben – für drei. Ulli ist meiner Einladung zum Geburtstagsessen gerne gefolgt und hat seinen Kurs heute so gewählt, dass er rechtzeitig für einen Aperitif in den Hafen einläuft und neben uns festmacht. Champagner und leckeres Essen bei lieber Gesellschaft… was will ich denn mehr. Ein schöner Geburtstag!

Es wird doch ganz langsam Herbst… die letzte Nacht war seit Wochen die erste mit  Temperaturen im einstelligen Bereich: 8°C. Der Morgentau hat sich auf unser Teakdeck gelegt und läßt es in der Sonne feucht funkeln. Doch schon als wir um 07.50h ablegen, hat die Sonne alles abgetrocknet. Kurz stockt unsere Ausfahrt aus dem Hafen, da soeben ein Frachter einläuft und im Hafenkanal zum anlegen drehen muß. Doch dann sind wir an diesem sonnigen 01. September unterwegs. Wir passieren auf dem Weg gen Simrishamn das große Schießgebiet vor Ravlunda, zu dessen Sperrzeiten ich verschiedenen Angaben gefunden habe. Wir entscheiden uns für die uns passenden Einschränkungen 🤷‍ – mindestens 5km Abstand zur Küste – und fahren zielstrebig mitten durch. Wir hoffen darauf, dass es hier, wie wir das aus dem Schießgebiet der Hohwachter Bucht zwischen Kiel und Fehmarn kennen, Sicherungsboote gibt, die uns im Ernstfall anfunken bzw. aus dem Gebiet heraus komplementieren. Gesagt, getan… plötzlich ein lautes Brummen hinter uns. Ein Schnellboot rast auf uns zu und der Puls geht merklich hoch. Es rast näher… an uns vorbei… und weiter. Ein kurzes Winke von Schiff zu Schiff… scheint wohl OK zu sein, wo wir uns befinden. Nach einiger Zeit sehen wir noch weitere Schiffe der schwedischen Marine: nicht nur kleinere Schnellboote, auch ein großer Kreuzer ist mit dabei. Es scheint in der näheren Umgebung wohl doch eine etwas größere militärische Übung im Gange zu sein.

Irgendwo in der Umgebung hat es wohl vor einiger Zeit reichlich Wind gegeben… allerdings gibt es keinen Wind hier, wo wir grad unterwegs sind – wir müssen leider motoren. Es begleitet uns aber eine seltsame Welle von schräg achtern. Also, wo ist der Wind? Ohne Wind und damit Druck im Segel ist es eine ziemliche Schaukelei bis fast vor die Hafeneinfahrt nach Simrishamn. Im Yachthafen an den Gästestegen ist reichlich Platz, nur einige wenige deutsche Schiffe liegen hier. Die sind alle, wie wir auch, mit der „grauen Welle“ auf dem Weg gen Heimat. Zur Erklärung der „grauen Welle“ beachte man die Haarfarbe der meisten Segler, die jetzt aus dem Norden kommend gen Süden unterwegs sind 🧓🏻👴🏻😜 – bei mir sind natürlich erst ganz wenige einzelne Haare nicht mehr jugendlich dunkelblond. In aller Regel startet die „graue Welle“ im Frühjahr gen Norden uns schwappt dann im Spätsommer wieder gen Süden.

Und dann bekommen wir lieben Besuch: ein Versorgungsfahrzeug aus der Heimat – Freunde auf Urlaubsreise – hat sich angekündigt und bringt uns etwas „Meyer’s Bitter“. Dieses seit Jahren bei uns an Bord beliebte Getränk – bei uns ob seiner intensiven Farbe „Grüner“ genannt und eher Medizin 🤪 während eines langen Tages auf See – ist uns seit einiger Zeit ausgegangen. Außerhalb Niedersachsens ist er nur schwer zu finden. Aus lauter Verzweiflung haben wir schon – an skandinavische Gepflogenheiten angepasst – auf Jägermeister umgestellt. Der ist offensichtlich in Skandinavien ein Renner und überall zu bekommen – bei Systembolaget versteht sich. Doch jetzt machen zwei Freunde aus Isernhagen Urlaub in Schweden+Dänemark und bringen uns für die letzten Wochen auf See Nachschub vorbei! Großartig! 👏👏 Der in Stadthagen seit 1853 aus deutschen Alpenkräutern hergestellte Magenbitter war schon bei meinem Vater immer an Bord und hat so manchem Segelgast geholfen, die Zeit auf See in guter Erinnerung zu behalten. Und da wir Traditionen gerne bewahren (wie auch unser Flaggen-raus-und-rein-Ritual), sind wir jetzt für die letzten Etappen gut gewappnet.

Da sich für den Nachmittag mal wieder ein Starkwindfeld angekündigt hat, beginnt der Freitag (02.09.) mit frühem Ablegen. Doch wir sind heute mal nicht die Ersten: auch andere Segler haben aus der Windvorhersage ihre Schlüsse gezogen. Wenn es (zu) heftig bläst, wollen sie/wir lieber schon in Ystad sein. Also früh los und die Fahrt bei angenehmem Wind und Wetter genießen. Die Sonne müht sich, ihren Aufgang um 06.07h pünktlich zu erledigen, was von einem breiten dunklen Wolkenstreifen allerdings vorerst vereitelt wird. Doch nach einer halben Stunde hat sie sich durchgesetzt und schickt uns wärmende Strahlen. Unterwegs rauscht die Schnellfähre „Max“ von Rønne nach Ystadt mit 34,5kn Speed an uns vorbei  und schafft damit die 37sm-Strecke in nur 80 Minuten – wir bräuchten für die Strecke gut 7 Stunden. Als sie uns passiert, sind wir gerade querab der kleinen Ortschaft (mit ganz kleinem Yachthafen) Kåseberga, die sich an die dortige Steilküste schmiegt. Auf dieser liegt mit „Ales stenar“ die mit 67m Länge und 19m Breite größte erhaltene Schiffssetzung Schwedens. Ob es sich hierbei um einen Sonnenkalender oder eine ehemalige Grabanlage handelt ist nicht abschließend geklärt.

Kurz bevor wir Ystad erreichen, läuft die Schnellfähre „Max“ mit Ziel Bornholm dort schon wieder aus – mit unseren Freunden an Bord. Sie wollen jetzt noch einige Zeit dänische Luft schnuppern, bevor es für sie wieder nach Hause geht. In Ystad angekommen verzurren wir uns sogleich ordentlich, denn wenn der Wind erstmal da ist, wird das deutlich schwieriger. Obwohl… wir lassen eigentlich immer viel Umsicht walten beim Anbinden unseres Schiffes und Absichern gegen alle Windrichtungen. Und dann wird die Sonne im Cockpit genossen. Wobei… die britzelt so heftig, dass es Kalli zuviel wird. Also mal eben den Sonnenschutz aufgebaut, damit sich der Skipper wohl fühlt. Allerdings ist der kleine Sonnenschirm doch arg mickrig, und so wird auf ein größeres Sonnensegel gewechselt. Viel besser! Ich sitze lieber in der Sonne, zumal ein angenehm leichter Wind über Deck weht. Der vorhergesagte kräftige Wind hat etwas Verspätung. Doch bei genauerer Betrachtung des Himmels kündigt sich sowohl der Wind als auch ein wenig Regen an. Mist. Also alles wieder abbauen.

Regen kommt dann zwar doch nicht – jedenfalls nur so wenige Tropfen, wie man problemlos hätte mitzählen können – doch der Wind nimmt langsam und stetig zu. Und es wird merklich kälter. Bis eben noch in kurzer Hose gemütlich im Cockpit, sputen wir uns jetzt, in wärmere Kleidung zu kommen. Dann bereiten wir schon mal unseren Grill, Würstchen und Salate vor, um später gemeinsam mit Ulli, wenn er nach seinem heute deutlich längeren Segeltag als wir ihn hatten (doppelte Strecke!), einläuft, gleich essen zu können. Wir hoffen, wir machen ihm eine kleine Freude, daß er sich abends nicht noch ums essen bereiten kümmern muss. Wir sind alle etwas kaputt von dem langen Tag… und außerdem macht frische Luft müde. Morgen wird ausgeschlafen… Hafentag wegen reichlich Wind. 

Und vermutlich haben wir mehrere Hafentage in Ystad vor uns, denn die verschiedenen Wetterberichte sagen für die nächsten Tage, rein windtechnisch, nichts Gutes: immer Starkwind aus Osten und 2m hohe Wellen. Nun ja… wer’s mag. Doch für die lange Etappe (min. 57sm), die wir bis Klintholm/Dänemark vor uns haben, überhaupt nicht angemessen. Die Richtung würde ja prima passen… doch Windstärke und Wellenhöhe gehen garnicht. Immerhin soll die Sonne scheinen. Warten wir mal ab…

Stay tuned and keep watching

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