Zurück an Schwedens Südküste

Etappen Åhus – Simrishamn – Ystad / 01.- 10.07.2024

Nach zwei Tagen in Åhus soll es jetzt (Montag, 01.07.24) aber nun doch nach Simrishamn gehen. Manch einer wird sich wundern, dass wir wieder in aller Herrgotts Frühe starten: heute mal um 05.30 Uhr. Aber warum sollen wir uns denn bei Wind von vorne das gewünschte Ziel erst nach vielen Kreuzschlägen erarbeiten, wenn wir die Etappe auch bei halbem Wind und quasi einem Anlieger sehr kommod erreichen können. Vorteil 1: für heute Morgen ist Westwind angesagt – das ist unserer für einen Halbwindkurs gen Simrishamn. Am späten Vormittag soll der Wind auf Süd drehen – dann müssten wir die Strecke aufkreuzen. Vorteil 2 des frühen Starts: vermutlich freie Platzwahl im Hafen. Gedacht, getan… nach einer entspannten Segeletappe bei moderatem halbem Wind erreichen wir Simrishamn… und haben tatsächlich die freie Platzwahl. Sogar unser Lieblingsplatz präsentiert sich uns und wir sind – schwupps – dran fest. Einen kurzen Augenblick überlegen wir, ob wir nicht vielleicht doch bis Ystad hätten weitersegeln sollen. „Unser“ Westwind war doch super. Doch ein Blick in die aktuelle Windvorhersage bestätigt unsere Entscheidung: der Wind kommt an der Südküste, ohne Landabdeckung, doch deutlich kräftiger aus Westen. Das heißt, wir hätten im weiteren Kursverlauf ziemlich intensiv gegen den Wind kreuzen müssen. Zudem gibt einen weiteren Punkt FÜR einen Aufenthalt in Simrishamn: die nächsten Tage sollen heftig stürmisch werden. An eine Weiterfahrt ist folglich erstmal nicht zu denken. Wir kommen daher aus Simrishamn die nächsten Tage nicht weg. Das wäre aber in Ystad genauso. Dort haben wir jedoch schon mehrfach eine Woche wegen Starkwind festgelegen… warum also dieses Mal nicht in Simrishamn eine Woche ausharren. 💨🥴🤷‍♀️🤷‍♂️ Mal schauen, was die Stadt so zu bieten hat.

entspanntes segeln morgens um 06.30

Der Tag, der morgens erst etwas bedeckt begonnen hat, entwickelt sich zu einem schön sonnigen Sommertag (trotz einiger dunkler Wolken). Wieder kurze Hose zum ersten Spaziergang durch den Ort… und zur ersten Eisbude. Und da wir ja Zeit und Muße haben, werden in den nächsten Tagen auch mal einige nette Nebenstraßen erwandert… kleine kopfsteingepflasterte Gassen mit niedrigen Häuschen in Pastellfarben. Sie schmiegen sich in langen Reihen aneinander und zeigen fast alle die typischen Simrishamn-Türen: verzierte farbige Holztüren, auf denen eine Art Rosette nicht fehlen darf. Und zusätzlich natürlich überall Rosen… Rosen… Rosen… ob nun als herkömmliche Strauchrose oder als Stockrose (bzw. Bauernrose, eigentlich ein Malvengewächs, aber egal… Hauptsache Rose) … überall stehen diese bunten Gewächse an den Häusern. Das macht die schwedischen – und auch die dänischen – kleinen Ortschaften immer so schön bunt und heimelig. Leider ist es mit Fotos manchmal schwierig, denn auch hier parkt man gerne direkt vorm Haus 🤷‍♀️ Und, man glaubt es kaum: Simrishamn hat einen tollen Woll-Laden, der sich mir beim Schlendern durch den Ort in den Weg stellt… ist schon seltsam, dass wir uns immer irgendwie finden 🫣🧶

Das Wetter hält sich mehrere Tage hartnäckig an die Vorhersagen – immer Starkwind aus Westen – man kann es auch positiv ausdrücken: der Wind lebt deutlich auf. Das eine oder andere Mal ziehen kräftige Böenfelder über uns hinweg… erst Böen mit 8-9 Bft, dann heftiger Regen… und dann wieder Sonne.

An unserem Liegeplatz haben wir das Glück, dass wir den Wind meist direkt von vorne (oder etwas schräg von vorne) bekommen und dann auch vom Wind vom Steg ein wenig abgedrückt werden. Also keine gequetschten Fender zwischen Steg und Bordwand! Und wir haben etwas Abdeckung von einem Schiff unserer Größe, dass an der uns gegenüberliegenden Stegseite festgemacht hat: einer Nordship 40, „Alma“ aus Schweden. Und die hat nun leider ziemlich platte Fender, da sie vom Wind heftig gegen den Steg gedrückt wird. Doch wir freuen uns – nicht wegen deren platten Fendern – sondern, weil es heute mal mehr als eine, nämlich unsere, Nordship im Hafen gibt. Man sieht diesen Schiffstyp eben selten… es gibt ihn eben selten. Und nun gleich Zwei direkt nebeneinander… und eine Dritte läuft soeben auch noch in den Hafen ein („Paula“ aus Deutschland)! Ein richtiges Nordship-Treffen! 🥹 Die beiden anderen Nordships kommen erst zwei Tage später als wir nach Simrishamn, da sie einfach den besseren Kurs hatten. Sie kamen mit raumem Wind (also Wind schräg von hinten) – aber sehr ungemütlicher Welle – nordgehend von Ystad nach Simrishamn. Unser Plan ist ja südgehend: d.h., wir hätten gegen den Wind ankreuzen müssen bei ebenfalls sehr ungemütlicher Welle. Nee nee. Lieber entspannt die Stadt erkunden… und am Nachmittag dann einen netten Plausch mit Bärbel und Gerd („Paula“) abhalten. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen mit ihnen in der Lübecker Bucht – das wird aber vermutlich erst im nächsten Jahr stattfinden, denn die Beiden zieht es jetzt gen Norden und in den Götakanal. Gute Reise!

Viel Wind bedeutet viele Besichtigungen, und so kommen wir in den Genuss eines Besuchs des hiesigen Automuseums. Auch wenn man es nicht so wirklich mit alten Autos hat… das „Autoseum“ in Simrishamn gilt als die bedeutendste Auto-Sammlung in Europa! Zusätzlich einige Motorräder, Rennwagen, eine Märklin-Eisenbahn-Sammlung, Modellflugzeuge… und was man sonst noch so an Kleinkram sammeln kann.

Überhaupt fühlen wir uns hier in Simrishamn doch inzwischen recht wohl. In Ystad hätten wir bei dem aktuellen Wind (über mehrere Tage immer West bis Südwest 5-7 Bft, mal von den Böenfeldern abgesehen) nicht so gut gelegen. Dort steht dann nämlich ordentlich Schwell im Hafen, was nicht nur ein ewiges Geschaukele der Schiffe und Gezerre an den Festmacher-Leinen zur Folge hat, sondern auch entsprechendes Gequietsche und Geknarze der Schwimmstege. Alles richtig gemacht… und Simrishamn wird immer netter. Ach übrigens: 7 Tage hierbleiben und nur für 4 Tage Liegegebühr bezahlen… das ist doch mal ein Schnapper. Und eine Profi-Waschmaschinen-Trockner-Kombi haben sie auch!

Regen und Böen mit 35 kn / 8 Bft

Als der Wind dann endlich mal kurz Luft holt kommt unser Wetterfenster: ablegen um 04.30 Uhr… gemeinsam mit mehreren anderen Schiffen, die auch endlich weiterwollen, starten wir unsere heutige Tagesetappe. Nach einigen schönen Segelstunden erreichen wir Ystad… und der Gästesteg ist nur mäßig belegt. Auch hier haben offensichtlich viele auf die Windberuhigung gewartet und sind heute morgen endlich los. So haben wir wieder die freie Platzwahl. Es ist wie immer: der frühe Vogel… Sogar unser aktueller Lieblingsplatz ist frei – irgendwie haben wir so einen in jedem Hafen. Hier lagen wir jedenfalls vor 8 Wochen schon mal – aber nicht, dass jetzt jemand denkt, wir hätten ihn gepachtet😉. Der Tag, der morgens noch etwas bewölkt begann, entwickelt sich zu einem schönen – und in den letzten Wochen leider seltenen – Sommertag. Es fehlt einfach eine angenehme sommerliche Grundtemperatur. Tagsüber, bei Sonnenschein, ist es wirklich angenehm sommerlich warm. Doch sobald sich die Sonne abends verabschiedet, wird es schnell kalt. Nun ja… die warme Jacke liegt immer bereit. Und der Simrishamn-Wolle-Pullover ist ja auch im Werden.

Ystad gleich am nächsten Tag wieder zu verlassen geht natürlich garnicht. Sonst liegen wir hier häufig eine Woche😬, allerdings meist wegen Starkwind. Das Thema haben wir aber doch wohl in diesem Jahr in Simrishamn abgehandelt, da sollten es diesmal hier in Ystad nur 1-2 Tage sein. Immerhin haben wir Verpflichtungen 😜, wir müssen ja dem hiesigen Schiffsausstatter einen Besuch abstatten. Mindestens einen. Man merkt nämlich immer erst, wenn man im Laden ist, dass man doch etwas braucht. Komisch😉. Im Geschäft (allerdings erst bei unserem zweiten Besuch) scheint schon das Ende der Segelsaison vorbereitet zu werden: diverses an netter Bekleidung ist massiv reduziert… und wir schlendern mit Tüte zurück zum Schiff 🤩. Übrigens hat der heftige Westwind der letzten Woche (unserer Simrishamn-Woche) hier am Strand von Ystad seine Spuren hinterlassen. Mengen von Seegras, Tang, irgendwelches Kraut und was sonst noch so im Wasser schwimmt, hat sich in einem dicken und breiten Streifen am Strand gesammelt. Baden macht hier erst wieder Spaß, wenn die Stadtverwaltung den unansehnlichen Streifen entfernt hat. Der beginnt zudem nach einigen Tagen zu müffeln… nicht so angenehm. 

Leider haben wir immer noch keine „Hafenmeister“-Jacke für Kalli gefunden, denn er jobbt während unseres Aufenthalts mal wieder ein wenig. Meistens kommt am späten Nachmittag noch so das eine oder andere Schiff in den Hafen. Mit suchenden Blicken fahren sie dann umher. Da ist es dann wirklich nett, wenn man als Suchender von jemandem zu einem angemessenen Platz gewunken wird. Man beachte: angemessen. Kleinere Schiffe nicht dorthin, wo ggf. auch noch ein größeres Schiff hinpassen würde. So ist jeder glücklich, zumal, wenn jemand auch noch die Leinen annimmt. Gerade hier in Ystad gibt es einige „versteckte“ Liegeplätze, zu denen man aber erst etwas durch den Hafen kurven muss. Das tut man nicht unbedingt, wenn man sich nicht auskennt. Schade, dass die Hafenmeister-Stellen immer nur im Sommer besetzt werden müssen… da wollen wir aber lieber selber unterwegs sein. Und im Winter dafür nach Spanien ist keine Alternative. Sonst wäre das wirklich der passende Nebenjob für Kalli – wobei… ich wäre da auch nicht ganz fehl am Platz. 

Hier das Jobprofil:

  • freundliches, serviceorientiertes, aber bestimmtes Auftreten
  • gute Kommunikationsfähigkeit, mehrsprachig wünschenswert
  • Zuweisung von Liegeplätzen und Unterstützung beim Anlegen
  • Überwachung der Hafensicherheit und Einhaltung der Hafenordnung
  • Kenntnisse in Seemannschaft und seemännischem Verhalten und deren Weitergabe
  • Erfahrung im maritimen Bereich und Beratung der Hafengäste

Aber Spaß beiseite: manche Bootfahrer bräuchten schon mal etwas Nachhilfe hinsichtlich des rücksichtsvollen und umsichtigen Verhaltens anderen Bootfahrern gegenüber. Aber warum sollte das auf dem Wasser anders sein als z.B. im Strassenverkehr. Und Flaggengebräuche sind ganz offensichtlich auch verpönt… während unserer gesamten diesjährigen Reise habe ich sage und schreibe 3 (in Worten: DREI) Schiffe gesehen, auf denen die Flagge des Heimatlandes zum Sonnenuntergang eingeholt wurde!!! Und die Gastlandflagge gehört auch eingeholt – da gab es aber niemanden!!! Am Morgen wird dann beides wieder gesetzt. Echt eine Schande.

Zum Abschied aus Schweden haben wir nochmal das Restaurant „Marinan“ direkt am Hafen besucht: das „Giant Räkor-Sandwich“ ist einfach grandios lecker… und das Schnitzel läßt sich auch nicht lumpen. Am nächsten Tag geht es dann weiter nach Dänemark. 💁🏻‍♀️💁‍♂️ Erst müssen wir allerdings noch ein Gewitterband durchziehen lassen.

 

Stay tuned and keep watching

Kommentare:

One Response

  1. Liebe Petra, was für ein schöner Reisebericht! Wir erinnern uns auch gerne an Simrishamn und euch zurück. Freuen uns auf viele schöne weitere Reiseberichte.
    Bärbel & Gerd, SY Paula, Nordship for ever 😍

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