Wir schwimmen wieder in unserem Heimathafen

Montag, der 07. April 2025: wir schwimmen wieder! Mit neuem Unterwasseranstrich! Die Werft in Großenbrode ist, wie erhofft, pünktlich fertig geworden und wir sind glücklich.

Zum Einwassern sind wir in diesem Jahr mal nicht dabei, denn wir wollen durch unsere bloße Anwesenheit keinen Druck ausüben. Und wir wissen auch durch unsere Mithilfe in den letzten Jahren, dass die Werftmitarbeiter ihre Arbeit ganz prima ohne uns hinbekommen. Wir haben uns aber natürlich rechtzeitig vorm Einwassern das Ergebnis der Unterwasserarbeiten angeschaut. Man will ja schließlich wissen, wofür man sein Geld – im wahrsten Sinne des Wortes – versenkt. Dazu sind wir einen Tag vor dem eigentlichen Kran-Termin schon mal an die Küste gefahren… und haben dann staunend vor unserem „neuen“ Rumpf gestanden. Was sieht der klasse aus. Wir sind total begeistert. Wir hatten im Verlauf der Arbeiten von der Werft Fotos vom Fortschritt der Arbeiten und dem Auftrag der verschiedenen Schichten geschickt bekommen, doch in Natura sieht das Ergebnis natürlich deutlich besser aus als ein kleines Bild auf dem Handy. Die Investition hat sich doch wirklich mal gelohnt! Unser Unterwasserschiff ist glatt wie ein Kinderpopo 😉

Doch… oh Schreck… wo ist unsere Rettungsinsel geblieben? Die Halterung am Heckkorb ist leer! Nach einigem Grübeln dann das beruhigende Ergebnis: die Werft hat sie zur fälligen Wartung gegeben. Diesen notwendigen, aber leider kostenintensiven, Vorgang hatten wir irgendwie erfolgreich verdrängt.

Anschließend fahren wir total verzückt nach Heiligenhafen, wo wir im Hotel Bretterbude, direkt an der Seebrücke gelegen, von einem Wochenend-Schnäppchen profitieren… und in einem minikleinen Restaurant im Ort, dem Lütt Hus, noch einen der wenigen Tische zum Abendessen ergattern. Große Freude! Was für ein gelungener Tag. Dazu herrlicher Sonnenschein, kaum Wind, allerdings noch richtig kalt. Egal… wir freuen und auf den nächsten Tag!

Endlich Einwassern! Als wir, nach einem morgendlichen Spaziergang über die Heiligenhafener Seebrücke und einigen Lebensmittel-Einkäufen, in Großenbrode ankommen, ist das Wichtigste schon erledigt: Pilgrim schwimmt und der Mast steht!

Wir beginnen sogleich mit den ersten Außenarbeiten, denn das Wetter ist wie dafür gemacht: Sonne, kaum Wind, frühlingshafte Temperaturen. Meine Lieblingsarbeit, die im Herbst durch Pilotleinen ersetzten Leinen und Fallen vom Mast wieder bis zum Cockpit durchfädeln, lässt sich fast wie von selbst erledigen und nach dem Beziehen der Betten ist es unter Deck schon fast wieder richtig gemütlich. Einige wenige Vorarbeiten hatten wir bei unserem gestrigen „Kontrollbesuch“ schon erledig und jetzt fehlt eigentlich nur noch Staubsaugen, einmal durchwischen und vorne und achtern wieder die Teppiche auslegen – damit man morgens, beim aus der Koje klettern, nicht gleich auf dem kalten Boden steht.

Bei aller Räumerei sind wir dann irgendwie über das Abendessen hinweggekommen und genießen stattdessen im Cockpit einen leckeren Sundowner bei schönem Sonnenuntergang. Und das in lieber Gesellschaft, denn das Schiff von Freunden ist auch zufällig heute hier ins Wasser gekommen. Der Skipper ist zwar noch nicht mit an Bord – er hat leider „Rücken“ und ist zu Hause geblieben – aber Skippers Ehefrau beaufsichtigt die notwendigen Werftarbeiten und kann dann anschließend schon mal in Ruhe etwas aufräumen… und mit uns einen entspannten und unterhaltsamen Abend verbringen. Was war das schön, wieder einmal Zeit für gemeinsame Gespräche zu haben. Wir haben das sehr genossen! Gruß an Sigrid und Jürgen… vielleicht kreuzen sich ja in der Saison mal unsere Kurse und es klappt mit einem Vierer-Treffen. Wäre schön.

Und dann endlich… eine ruhige erste Nacht an Bord! Kein stürmischer Wind, der durch die Wanten pfeift… kein Wellengeplätschere unterm Heck… keine klappernden Leinen bei uns oder anderen Schiffen, weil die Segel noch nicht angeschlagen oder die Leinen einfach nicht gut abgespannt sind… muss sich schließlich alles erst wieder einspielen. Und auch die neu montierte elektrische Toilette erweist sich als erheblich leiser als das Vorgängermodell. Glück gehabt, denn bei Prospekten und Datenblättern weiß man ja nie so genau, wie dicht sie an der Wahrheit sind.

Kallis Laune wird am nächsten Tag noch besser, als am Mittag ein Monteur mit einer neuen Batterie für’s Heckstrahlruder kommt: die alte Batterie hatte leider am Vortag keinen Mucks mehr von sich gegeben🤷‍♀️ Und dabei hatten wir noch Glück im Unglück: die Batterie hat nämlich bei der nur kurzen Fahrt vom Kran zum Liegeplatz durch gummiartigen Geruch auf sich aufmerksam gemacht und war reichlich heiß geworden. Gut, dass sie uns nicht um die Ohren geflogen ist. Ihr Lebensende hatte sich zwar schon im Herbst durch schwächere Leistung angedeutet, hätte ja aber ruhig noch etwas später eintreten können und nicht jetzt so plötzlich… irgendetwas ist halt immer.

Dann geht es endlich an die Segel, die zur Durchsicht und Einlagerung beim Segelmacher ums Eck überwintert haben. Mit Segelkleid macht ein Segelschiff schon irgendwie einen deutlich kompletteren Eindruck. Und da das Wetter nach wir vor hervorragend mitspielt, genießen wir nach dem Segel anschlagen wieder die wärmende Abendsonne gemütlich im Cockpit. Und dann gibt es, als i-Tüpfelchen des Tages, den ersten Spargel.

Ein rundum gelungener Tag!

Der nächste Tag (Donnerstag, 9.4.25) zeigt sich leider nicht ganz so perfekt und sonnig, dafür etwas windiger – und deutlich kälter. Nun ja, es kann nicht alles klappen. Wir arbeiten uns warm und nutzen die Zeit, um das Schiff von außen zu putzen. Der Winterstaub – trotz Abdeckplane – muss runter. Dann noch Getränke einkaufen und Vorräte auffüllen und einfach wieder einleben. Wie herrlich entspannt. Unsere Abfahrt nach Grömitz und damit den ersten kurzen Segeltag der Saison 2025 verlegen wir auf den nächsten Tag. Der dänische (dmi) und auch heimische Wetterberichte versprechen uns für morgen einen sonnigen Tag mit wenig Wind, sodaß wir den korrekten Sitz der Segel unterwegs in Ruhe noch einmal testen können. Bloß nicht zuviel Wind am ersten Segeltag der Saison.

Die Entscheidung erweist sich als richtig: es ist zwar morgens zu unserer Abfahrt erst noch bedeckt, doch der Wind passt, die Sonne kommt gaaanz langsam zum Vorschein und das Beste: das Motorgetriebe fällt nicht nach 18 Minuten aus. Und auch nicht nach 20 Minuten… oder 25Minuten. 🤗 Bis wir in Grömitz auf unserem Platz festgemacht haben erleben wir keinen einzigen Aussetzer! Wir haben den Motor – trotz Segel – unterwegs angelassen, um einen ersten Test zu machen. Das Bastelgeschick von Ulli in Kombination mit der durchgeführten Neukalibrierung des Bedienhebels hat – jedenfalls für heute – zum Erfolg geführt. Ob dieser nun auch von Dauer ist, werden die nächsten Ausfahrten zeigen.

Erstmal leben wir uns in Grömitz wieder ein, werden freudig von den wenigen schon anwesenden und uns bekannten Seglern begrüßt und lernen unsere neuen Liegeplatz-Nachbarn kennen. Leider hat nämlich ein langjähriger Nebenlieger und guter Freund sein Schiff verkauft und nun müssen wir uns mit den „Neuen“ arrangieren. Doch das erste Treffen ist sehr harmonisch und nett und so freuen wir uns auf eine schöne Saison. Doch zuerst heißt es: die Festmacher alle kontrollieren und das Schiff korrekt anbinden, denn der Wind soll zum Abend kräftig zulegen und uns eine erste etwas unruhige Nacht bescheren.

Und es kommt dann auch wie angesagt: der Wind pfeift durch die Wanten und bei irgendeinem Schiff klappert es ein wenig. Das andauernde „klong-klong“ ist aber weit genug weg und stört (uns) nicht. Die Wolken rasen derweil über den Himmel und bei einer fast vollen Mondscheibe ist das Schauspiel gut zu beobachten. Kurz vorm zu Bett gehen kontrollieren wir noch einmal unsere Festmacher-Leinen auf ihre korrekte Länge, denn der kräftige Westwind hat reichlich Wasser aus der Lübecker Bucht herausgetrieben und den Wasserstand im Hafen in den letzten Stunden um mehr als 50cm fallen lassen. Sitzen die Leinen jetzt noch richtig? Haben sie die richtige Länge und genügend Spiel, um das Auf und Ab des Wasserstandes zuzulassen, ohne uns an andere Schiffe oder gar den Steg zu treiben? Oder sind sie doch zu kurz festgemacht und das Schiff hängt sich an den Klampen auf? Dabei hat es sich in den letzten Jahren bewährt, dass wir die Achterleinen immer „über kreuz“ festmachen (achterliche Backbordleine auf den Steuerbord-Dalben… achterliche Steuerbordleine auf den Backbord-Dalben): dann hat das Schiff vor und zurück noch Bewegungsraum aber zu den Seiten und damit zu den Nachbarschiffen weniger Spiel… und die Fender sind nicht im Dauereinsatz. Erstens quietscht das und zweitens ruft der Rumpf dann gleich wieder nach Politur. Das wollen wir Beides nicht. Doch es paßt alles. Und den korrekten Abstand bis zum Steg regulieren wir mit Springleinen. Nichts scheuert oder zerrt. Wir brauchen nicht eingreifen. Und so schwojen wir ruckfrei und tiefenentspannt durch die Nacht.

Am nächsten Morgen – der Wind hat etwas nachgelassen – ist das Wasser zurück und der Wasserstand wieder normal. Doch dann, etwa drei Stunden später, schwimmen wir dann deutlich höher: diesmal etwa 50cm höher als normal. Der sogenannte „Badewanneneffekt“ macht sich bemerkbar: erst wird das Wasser vom Wind in die eine Richtung getrieben (=> der Wasserstand sinkt), und sobald der Wind nachläßt schwappt das Wasser wieder zurück (=> der Wasserstand steigt). Aber es bleibt nicht auf der normalen Höhe stehen, sondern steigt durch den Schwung höher zurück als normal. Dann schwappt es wieder etwas weg und wieder etwas her. Und jedesmal natürlich etwas weniger hoch bzw. tief als das vorherige Mal. Das dauert dann mehrere Stunden bis zu einem Tag, bis sich der Wasserstand wieder auf seiner normalen Höhe eingependelt hat. Und so kommt es auch, daß es in der normalerweise tidenfreien Ostsee bei kräftigem Wind Unterschiede im Wasserstand von gut über 1m – bei Sturm auch mal 1,5m – geben kann.

Der Samstag (12.04.25) präsentiert sich uns dann als idealer Segeltag: Sonne und schön gleichmäßiger Wind. Nichts wie parat machen zum Ablegen! Wir wählen als Ziel des Segeltages die Position der Seegräber meiner Eltern und können auf dem Weg dorthin die korrekte Leinenführung der Segel nochmals ganz entspannt überprüfen. Alles läuft, wie es soll und die Segel lassen sich prima setzen und wieder einholen. Jetzt nur noch die (heute nicht benötigten) Reffleinen etwas lockern, damit sie beim durchgesetzten Großsegel nicht sperren und dann ist alles tippi-toppi.

Es ist eine uns lieb gewordene Tradition, zu Beginn der jeweiligen Saison den Senioren einen guten Schluck ihres Lieblingsgetränks zu bringen und um ein gutes Segeljahr zu bitten. Das hat – auch uns – bisher immer gutgetan.

Unterwegs haben wir beim Segeln wieder den Motor im Leerlauf mitlaufen lassen, um einen weiteren Motor- bzw. Getriebetest durchführen zu können. Und… wie sollte es auch anders sein? Wieder ein Ausfall, allerdings erst nach 60 Minuten. Und dann nach 75 Minuten.

Das ist doch schon mal was. Aber die Suche nach dem Fehler geht weiter und vermutlich steht damit das Ziel unseres ersten Törns fest: nach Kolding in die Nordship-Werft zur Umrüstung der elektronischen Steuerung auf eine manuelle Bowdenzug-Bedienung.

Bis dahin… 💁‍♀️💁‍♂️

Stay tuned und keep watching

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