18. – 26. Juli 2025 – Grömitz – Kühlungsborn – Gedser – Klintholm – Rødvig
Wir sind auf Törn… unserer ersten längeren Segelreise in diesem Jahr. Wenn wir nicht für 2025 eh „tingeln durch die nähere Umgebung“ geplant hätten, wäre das ganz schön frustrierend. Doch so sind wir froh, überhaupt endlich unterwegs sein zu können.
Nach einigen letzten Vorbereitungen an Bord – frische Lebensmittel einkaufen, die Wassertanks füllen, von Freunden verabschieden – können wir nun erleichtert die Leinen loswerfen. Der Kurs nach Kühlungsborn ist abgesteckt. Wind ist kaum, daher richten wir uns darauf ein, noch ein wenig unter Maschine fahren zu müssen. Nicht so schlimm, die hat ja jetzt keine Aussetzer mehr!
Doch was ist jetzt plötzlich los? Kaum ist der Autopilot eingeschaltet und soll zu einem bestimmten Wegepunkt steuern, fährt unser Schiff Zickzack. Und zwar so, dass man bei dem hin und her beinahe seekrank wird. 🤢 Jetzt doch wohl nicht schon wieder etwas kaputt? Auf der Strecke zurück von der Werft hat doch alles funktioniert. Was ist jetzt anders als auf jener Etappe? Wir haben wohl kurz nach dem Ablegen gesehen, dass unsere Logge nichts anzeigt. Das passiert schon mal nach einer längeren Liegezeit im Hafen. Ohne Fahrt durchs Wasser suchen sich Seepocken gerne einen ruhigen Platz am Schiff, und das gerne an den kleinen Rädchen der Logge. Wenn die Pocken (kleine Muscheln) dann groß genug gewachsen sind, kann sich dieses Rädchen nicht mehr drehen und zeigt dann eben nichts mehr an. Normalerweise ruckelt sich die Logge nach einigen Metern frei… doch heute offensichtlich nicht. So was blödes. Wir drehen um und fahren wieder in den Hafen. Die Logge ausbauen machen wir lieber am sicheren Liegeplatz, denn wir wollen ja nicht unser Schiff versenken. Die Logge muss aus dem Rumpf entfernt, gereinigt und wieder eingebaut werden. Dabei blubbert dann schon einiges Wasser ins Schiff⛲️ Wenn man den Blindstopfen bzw. die gereinigte Logge dann nicht schnell wieder dicht einsetzen kann, wird man doch etwas nervös. Und das Wasser blubbert derweil weiter ins Schiff.
Zurück im vertrauten Hafen ist die Arbeit dann schnell erledigt und das Loch im Rumpf auch wieder dicht. Doch zum erneut losfahren ist es uns jetzt zu spät. Wir genießen lieber einen verspäteten Frühschoppen mit Segelfreunden – Gruß an Jutta und Christian – und hoffen, dass wir die Ursache für das Zickzack auch wirklich behoben haben. Morgen soll eh mehr Wind sein!




die Logge sitzt ordentlich fest, aber alles geht gut
Am nächsten Morgen, Samstag, der 19. Juli, starten wir etwas früher. Falls die Logge nicht die Ursache war, wollen wir Zeit für weitere Ursachenforschung haben. Doch nicht nötig: der Autopilot tut, was er soll, und hält schön gerade den vorgegebenen Kurs. Die Freude darüber, dass endlich alles funktioniert, ist kaum zu beschreiben – das vertraute Schaukeln, das Plätschern der Wellen und die sanfte Brise lassen den holprigen Törnstart schnell verblassen. Mit frischem Elan nehmen wir Kurs auf lange nicht angesteuerte Ufer und genießen jede Meile, die uns unserem ersten Zielhafen näherbringt.
Es ist herrlich, endlich die Segel wieder setzen zu können. Wir genießen das ruhige Dahingleiten… niemand ist unterwegs, wir fühlen uns angenehm alleine auf der Ostsee. Irgendwann lassen wir dann aber den Motor doch wieder etwas mitlaufen, da der Wind nach einiger Zeit ein wenig schwächelt. Und kein Wunder, dass wir unterwegs niemanden gesehen haben: alle sind in Kühlungsborn. Der Hafen ist reichlich voll. Wir finden aber einen schönen Platz am westlichen Ende des Hafens… angenehm weit weg vom Trubel der belebten Promenade und dem Veranstaltungsbereich am Strand. Dort ist eine große Bühne aufgebaut, denn an diesem Wochenende finden diverse Konzerte statt. Das ist jetzt so Usus an den Ostseebädern, jeder muss ein Musikevent anbieten. Letzte Woche waren einige Künstler in Grömitz (z.B. Philipp Dittberner, Wincent Weiss, Anna Maria Zimmermann), heute ist hier am Strand z.B. Glockenbach life zu erleben. Der Nachteil der weiten Entfernung zum hohen Geräuschpegel ist der weite Weg zu Hafenmeister und Sanitärgebäude. Doch Bewegung tut ja gut. Ein längerer Gang durch den Ort reizt uns aber heute nicht wirklich… wir sind faul. Und zu viele Menschen auf der Promenade. Morgen ist auch noch ein Tag und wir haben nur die kurze Etappe bis nach Warnemünde geplant. Lieber entspannt den sommerlichen Abend genießen.







Vorm zu Bett gehen ein obligatorischer Blick ins Wetter. Das Ergebnis: morgen schöner Ostwind – vor einigen Stunden hieß es noch Null-Wind. Dann wären wir die wenigen Seemeilen nach Warnemünde motort. Doch jetzt: umplanen, früh aufstehen, Kurs Gedser: Dänemark wir kommen!
Gesagt, getan. Ablegen 06.30Uhr – man beachte: es ist Sonntag! – damit wir auch zeitig an unserem Ziel ankommen. Am Nachmittag soll sich der schöne Ostwind zu einem reichlich kräftigen Ostwind entwickeln… da wollen wir vorher angekommen sein.
Unser Plan geht auf. Wir genießen einen herrlichen Tag auf dem Wasser und haben im Hafen die freie Platzwahl. Perfekt! Und dann werden schnell die „Kinositze“ eingenommen, denn die Vorstellung beginnt. Hafenkino in seiner schönsten Form. Die eine oder andere Charter-Würfelcrew kommt nach uns in den Hafen und wurschtelt sich irgendwie auf einen Liegeplatz. Und da sie alle immer rückwärts anlegen müssen – weiß der Geier, warum – und das nicht unbedingt die einfachste Art des Anlegens ist, sind wir Zeugen einer ungewöhnlichen, abwechslungsreichen und langen Vorstellung. Helfend eingreifen brauchen wir nicht, denn alle Neuankommer wollen am gegenüberliegenden Steg anlegen. Wir haben also Logenplätze. Drüben auf den Nachbarschiffen sind genügend ums eigene Schiff besorgte Segler, die bereitwillig eine Hand reichen. Am Abend ist der Hafen immer noch ¾ leer… sehr ungewöhnlich. Aber uns sehr recht.










Zum sonntäglichen Abendessen besuchen wir die örtliche Brauerei mit Restauration. Wie schön: sie haben immer noch die netten Tischdecken, die uns bei unserem Besuch im letzten Jahr schon so gut gefallen haben. Beim Bezahlen der Rechnung, und einer kurzen Nachfrage, wo wir solch eine Tischdecke kaufen können, dürfen wir sie (mit akzeptablem Rechnungsaufschlag) mitnehmen. Das ist ja nett. Auf dem Heimweg ein kurzer Stopp im Sanitärgebäude, die Decke durchgewaschen, an Bord zum trocknen aufgehängt und schwupps… wir haben eine neue Tischdecke bei uns an Bord im Salon.







Der Wetterbericht für den nächsten Tag (Montag, 21.7.25) verspricht kaum Wind, aber dafür Regen – Mist. Da wir beides nicht wollen, bleiben wir im Hafen. Der Sommer ist wohl erstmal wieder vorbei. Wir gehen schnell noch einkaufen und bauen anschließend unsere Kuchenbude auf. Eine weise Entscheidung. Es schüttet. Und wie. Gut, dass wir unsere Kuchenbude und damit einen weiteren trockenen Platz haben. Die Ärmsten, die jetzt noch unterwegs sind: in dicke Wettersachen eingemummelt laufen sie ein und haben beim Anlegen mit unangenehmen Böen zu kämpfen.
Und das ist erst der Anfang. Weitere Hafentage liegen vor uns. Heftiger Dauerregen und heftiger Wind. So ein Mist. Am Ende haben wir 30 Stunden kräftigen Regen zu verzeichnen. Das einzig Gute daran ist, dass ich mit meinem diesjährigen Sommer-Strickprojekt gut voran komme. Wobei… wenn ich mir die Regenvorhersage so anschaue… hoffentlich reicht mein Wolle-Vorrat.




schließlich muss man ja irgendwann mal vor die Tür



Gut, wenn man nicht in Zeitnot ist. Als sich das Wetter so einigermaßen beruhigt hat, setzen wir unseren Törn fort. Und da sich das frühe Ablegen bewährt hat, bleiben wir dabei, zumal uns unser Nebenlieger in Gedser von einem übervollen Hafen in Klintholm erzählt hat. Dadurch motiviert, funktioniert das frühe Aufstehen nochmal so gut.
Also am Donnerstag, 24.08.25, um 06.30Uhr Leinen los und auf gen Klintholm, dem beliebten kleinen Hafen an der Südküste der Insel Møn. Unterwegs ist Sommer! Wenig Wind, aber viel Sonne… das tut gut. Unser Plan geht wieder auf: beim Einlaufen um 11:30 Uhr in Klintholm haben wir freie Platzwahl. Die ruhe im Hafen ändert sich ab 15 Uhr schlagartig: wie die Mücken fallen Schiffe aus allen Richtungen in den Hafen ein und belegen sämtliche Plätze. Bis spät in die Nacht kommen Schiffe. Und auch die Längslieger bekommen reichlich Nebenlieger. Es ist halt Ferienzeit.











Die vielen kleinen Ferienwohnungen am Hafen sind gut belegt und auch sonst ist reichlich Trubel im sonst so beschaulichen Klintholm. Das sind wir garnicht mehr gewohnt… und muss eigentlich für uns auch nicht sein. Nichts wie weg hier. Doch am nächsten Morgen: dichter Nebel. Wir können kaum die Hafenausfahrt sehen. Keine guten Voraussetzungen zum Auslaufen.
Wie bleiben noch und hoffen auf den nächsten Morgen. Am späten Vormittag wagt sich aber ein netter Liegeplatznachbar doch in den Nebel raus und macht sich auf den weg nach Rødvig – auch unser nächstes Ziel. Übrigens ist er der einzige Segler, den wir in den letzten drei Jahren getroffen haben, der am Abend nicht nur seine Nationale sondern auch die Gastlandflagge eingeholt hat. Selbst das abendliche Einholen der Nationale (die eigene Länderflagge, die man tagsüber immer am Heck des Schiffes führt) wird seit Jahren seltener… alte Traditionen sind halt immer weniger Menschen wichtig! Schade. Am Abend bekommen wir dann von ihm die Nachricht: unterwegs gab es immer wieder große Nebelfelder und in Rødvig „sportliche Liegeplatzsuche“ ab nachmittags. Danke an Frank für den Tipp, wir werden also wieder früh am Morgen starten… wenn es denn keinen Nebel gibt.










Freitag, 25. Juli, 06:30 Uhr, kein Nebel! Ablegen. Herrlicher Segelwind, nur die Sonne müht sich vergeblich. Daher schenken wir den Kreidefelsen von Møns Klint auch nicht sonderlich viel Beachtung, obwohl sie es verdient hätten. Die Landschaft zeigt sich in zahllosen Schattierungen von Grau, als hätten die Wolken alle Farben verschluckt. Vereinzelt kämpft sich ein schwacher Sonnenstrahl durch die dichten Wolkengebilde und trifft uns flüchtig. Ein Schauspiel aus Licht und Schatten, das jeden Augenblick neu gemalt wird. Aber der Wind kommt aus der passenden Richtung, die Segel stehen gut und wir rauschen dahin. Und wenigstens unsere Flaggen bringen einen kleinen Farbtupfer vor den grauen Himmel.



die einzige Farbe in das Grau in Grau bringen nur unsere Flaggen




In Rødvig angekommen finden wir einen schönen Längs-Platz im Yachthafen – die noch freien Boxenplätze sind uns leider zu schmal. Im Fischereihafen, hinter der im Oktobersturm 2023 völlig zerstörten und wieder massiver aufgebauten Mole wären noch passende Plätze gewesen, doch dort gefällt es uns nicht so gut. Und auch hier in Rødvig das gleiche Spiel wie in Klintholm: am Abend kreiseln viele Schiffe umher und liegen später in 2er-und 3er-Päckchen. Auch wir bekommen noch einen netten Nachbarn, dem wir leider sagen müssen, dass er morgen um 07.30 Uhr ablegen muss. Er nimmt’s gelassen und sieht drin seine Chance, dann einen freien Boxenplatz zu bekommen.






Unter den einlaufenden Schiffen ist auch eine Nordship, Baujahr 2022… die aktuelle und deutlich modernere Variante unseres Schiffes. Sieht schon schick aus, doch wir sind uns sicher: tauschen wollen wir nicht!


Nach einem Spaziergang durch die nähere Umgebung müssen wir noch ein wenig reparieren. Leider ist uns der Schäkel der Umlenkrolle für das Großfall so verbogen, dass die Rolle nicht mehr hält. Wir haben zwar Ersatzschäkel an Bord, aber keinen, der paßt. Also erstmal etwas improvisieren, bis wir bei einem Schiffsausstatter den richtigen Ersatz bekommen. Kalli ist ja durch die Bastelausbildung bei unserem Freund Ulli gut geschult und so wird das Provisorium schon eine Weile halten. Eine andere, nicht so wichtige bzw. kaum genutzte, Umlenkrolle wird einfach stillgelegt und der entsprechende Schäkel für das Großfall genutzt. Letzteres brauchen wir nämlich täglich!










doch noch einen Nachbarn

Nach einem dänischen Abendessen – Fischfilet mit Pommes (eher etwas Fischfilet mit gaaanz viel Panade und ausgesprochen leckeren Pommes) gehen wir zeitig in unsere Koje, denn morgen wollen wir wieder früh starten.
Bis dahin… 💁♀️💁♂️
Stay tuned und keep watching