12. – 20. August 2025
Rødvig – Klintholm – Stubbekøbing – Gedser – Burgtiefe – Grömitz
Am Dienstag, den 12. August 25, begrüßen uns die aufgehende Sonne zur einen und der untergehende Mond zur anderen Blickrichtung. Beides etwas von Schleierwolken verdeckt. Irgendwie ein wenig mystisch. Leider ist mal wieder mit wenig bis keinem Wind zu rechnen. Doch in den nächsten Tagen soll sich die Wetterlage ändern: Ostwind ist vorhergesagt. Erst natürlich wieder mal reichlich (zu) viel, aber dann schwächt er sich auf ein angenehmes Maß ab. Das ist dann unser Wind ins Smålandsfahrwasser, das große Seitengewässer des Großen Belts (auf dem unteren Foto rot eingekringelt). Es ist umgeben von den großen dänischen Inseln Seeland, Lolland, Falster und Møn. In diesem meist nur 10m flachen Gewässer liegen verschiedene kleine Inseln, von denen wir evtl. noch die eine oder andere besuchen werden. Nicht alle haben Häfen, die für uns tief genug sind. Mal schauen, wohin uns der Wind führt.



Wir verlassen Rødvig mit einem wehmütigen Blick gen aufgehende Sonne und sehen in entgegengesetzter Richtung den noch recht vollen Mond langsam am Himmel verblassen… alles ist so friedlich. Erst einmal motoren wir gemächlich unserem nächsten Ziel entgegen: Klintholm. Dort waren wir vor einigen Wochen schon einmal und nun werden wir sehen, ob es in den Häfen wirklich etwas ruhiger und leerer wird. Klintholm ist dafür ein guter Indikator, da es ein beliebter Absprunghafen nach Schweden – in Richtung Ystad – oder eben in den Norden – nach Kopenhagen und den Öresund – ist… oder auch wieder von dort zurück. Unterwegs nutzen wir die Zeit für etwas Buchhaltung, Stricken, Blog schreiben… was man halt so macht, wenn der Autopilot brav den Kurs hält.


Am Himmel zeigen sich fantastische Wattewolken und schweben träge in geschwungenen Reihen dahin, verlieren sich langsam am Horizont, während ihr Licht- und Schattenspiel unseren Blick in ihren Bann zieht. Die Wolken spiegeln sich sanft im ruhigen Wasser und vollenden die Stimmung zwischen Sonne und Mond, zwischen Aufbruch und Ankommen.

Wir passieren natürlich auch wieder die Kreidefelsen von Møns Klint, diesmal in der Sonne. Das ist auch das Zeichen, um uns langsam auf das Einlaufen in den Hafen vorzubereiten: Fender an der Reling befestigen – aber nicht außen Bords hängen, damit sie nicht zwischen den Dalben hängenbleiben! – und die Achter- und Vorleinen entsprechend klarieren.

Vorleinen werden klariert…
übrigens gekleidet im Strickprojekt „Sommer 24“



Als wir Klintholm erreichen, ist gaaanz viel Platz im Hafen. Das ändert sich im Laufe des Nachmittags, doch es wird – gefühlt – nicht ganz so voll, wie vor drei Wochen. Und als wir grad festgemacht haben, legt sich „Marilyn“ neben uns – unser netter Bug-zu-Bug-Nachbar aus Skanör. Er lag hier im Hafen schon eine Nacht längsseits an einem Steg, doch jetzt sind Boxen frei und er wechselt lieber.



Und dann sehen wir das Paradebeispiel für völlige Ahnungslosigkeit. Was sich vor unseren Augen abspielt, könnte direkt aus dem Buch „Seemannschaft, Handbuch für den Yachtsport“ stammen… als Negativbeispiel. Ein winziges Segelboot, das kaum größer als ein Beiboot ist, manövriert staksig in eine viel zu geräumige Box, deren Pfahlabstand doch eher für eine Yacht mindestens der doppelten Größe gedacht ist. Die 2-Mann-Crew wirkt zwar selbstbewußt, doch Seemannschaft scheint bei ihnen ein Fremdwort zu sein. Man sollte eine Box wählen, die in etwa zur Schiffsgröße, und dabei vor allem der Breite paßt. Dieser Fussel paßt schließlich zwischen allen Dalben durch, doch ein größeres Schiff eben nicht. Der Hafenmeister, der ihm einen Vermerk ans Schiff klebt (Bitte melden!) ist allerdings auch ein wenig schlafmützig. Würde er Spaß an seinem Job haben und ihn ernst nehmen, würde er einfahrenden Schiffen – und es kommen schon noch einige – für sie passende Liegeplätze anweisen. Das gibt es schon in dem einen oder anderen Hafen und erspart einem das suchende hin und her fahren. Der Zettel wurde übrigens von der 2er-Crew einfach abgerissen. Das sind dann die Momente, wo der Gedanke an einen Minijob in mir hochkommt: sortieren nach Größe, wenn möglich auch nach Art (Segel oder Motor) und Farbe… das wäre bestimmt meins! 😝



Im Laufe des Nachmittags füllt sich der Hafen, doch es bleiben Lücken. Das Ferienende in Dänemark und Schweden macht sich bemerkbar. Wenn schulpflichtige Kinder mit an Bord sind, sprechen sie deutsch oder holländisch. In unserem Nachbarland ist Ferienende, je nach Region, erst zwischen dem 17. und 31. August.
Wir bleiben einen weiteren Tag in Klintholm und erwandern uns die nähere Umgebung: am Fischereihafen vorbei, wo (endlich) die Mole erneuert wird und zum Strand. Dieser ist nicht ganz so schön, wie der von Skanör, aber wir sind ja eh keine Am-Strand-Lieger. Der Wind kommt zwar aktuell aus einer für uns passenden Richtung, aber mal wieder viel zu stark und vor allem sehr böig. Doch das Wetter ist sonst herrlich. Der starke Ostwind hat offensichtlich die dänischen Wolken vertrieben und den schwedischen Sommer zu uns herüber geblasen. Das gefällt uns!





besuchte Bar am Hafen

Endlich mal wieder kurze Hose… und Sonnenschutz über dem Cockpit aufbauen – wie auch schon einmal in Skanör. Beim Aufbau unseres Sonnensegels werden wir inzwischen immer schneller und haben auch verschiedene Anbinde-Varianten ausprobiert. Die beste Variante: Großbaum beiseite schwenken und das Sonnensegel (ist ja eher ein Schattensegel🧐) hoch genug binden, damit auch noch Wind drunter kommt und man nicht immer geduckt darunter her kriechen muss. Das haben wir jetzt raus, Kalli sitzt im Schatten und ist happy.



Zum Essen folgen wir einer Empfehlung von „Marilyn“: wir besuchen die örtliche Pizzeria. Der Service ist nett, das Essen lecker und auch schnell serviert. Danke an Antje und Robert für den Tip. Anschließend genießen wir die Ruhe im Hafen und die untergehende Sonne. Wir würden sie gerne ein wenig zischen hören, wenn sie im Meer versinkt, doch leider… für uns versinkt sie im Wald, aber knistern hören wir auch davon nichts.


Übrigens können wir einen neuen Erdenbürger begrüßen: Liv Lenne hat gesund und munter das Licht der Welt erblickt und auch die Eltern sind wohl auf. Alles Gute der kleinen Familie🍼🥂 … und wir sind jetzt Steg-Oma und -Opa und auch ein bisschen stolz auf den uns verliehenen Ehrentitel.

Am nächsten Morgen lässt der Wind endlich nach – das stetige Heulen in den Wanten ist verschwunden und die See wirkt merklich ruhiger. Als wir aus der Koje klettern schwächelt die Sonne noch etwas und versteckt sich hinter Schleierwolken. Wir sind zwar wieder recht früh unterwegs, doch heute bei weitem nicht die Ersten. Bestimmt 5-7 Schiffe haben vor uns schon den Hafen verlassen. Alle Achtung. Nach einem dem starken Wind geschuldeten Ruhetag im Hafen werden alle ungeduldig und die gewählten Kurse der Schiffe gehen in die verschiedensten Richtungen. Und auch unserem Aufbruch steht nichts mehr im Wege. Und ganz bald ist dann auch die Sonne wieder voll auf der Höhe.

Wir genießen eine entspannte Segelzeit bis zum Kurswechsel in den Grønsund hinein. Kurz vorher holen wir die Segel ein, denn der Wind wird schwächer und bringt uns nicht mehr so richtig voran. Der Motor muss mithelfen und so motoren wir das letzte kurze Stück bis zum Hafen von Stubbekøbing. Die Strömung im Sund ist heute eindeutig auf unserer Seite – der viele kräftige Ostwind der Tage zuvor hat das Wasser ordentlich in Bewegung gebracht. Wir gleiten mühelos durch den Sund und es fühlt sich ein wenig so an, als würden wir vom Strom getragen; das leise Glucksen am Heck und die zügige Fahrt machen richtig gute Laune. Und auch einige Schweinswale finden die Strömung und das tiefe Wasser im Grønsund herrlich. Wir kommen entspannt und fast wie von selbst im Hafen von Stubbekøbing an.




Von weitem sehen wir schon, dass viele Plätze im Yachthafen frei sind und so steuern wir nicht das große Fischerei- und Werftbecken an. Dieses ist nun weiß Gott nicht sehr schön, allerdings gib es viel Platz und bei ungünstigem Wind findet man immer eine Mole zum Anlegen. Nun ist der Yachthafen zwar auch keine Augenweide mehr, denn Stubbekøbing hat es irgendwie versäumt, zu investieren und sich hübsch zu machen, doch wir werden uns ein passendes Plätzchen suchen.
Vor der Zufahrt in das eigentliche Hafenbecken werden wir vom schrillen Flachwasseralarm unseres Tiefenmessers irritiert, denn die Seekarte sagt etwas von 2,5-3m Tiefe im Bereich der Zufahrt und dem gesamten Hafenbecken. Und nun Alarm? Doch nach der ersten Schrecksekunde erwacht die Erinnerung: der Hafen und die nähere Umgebung sind recht stark verkrautet und so zeigt das Echolot deutlich weniger Tiefe an, als laut Karte zu erwarten ist. Seegras und andere Wasserpflanzen wuchern stellenweise bis fast an die Wasseroberfläche und machen die Zufahrt zu einer kleinen Herausforderung. Der Tiefenmesser springt wild zwischen den erwarteten 2,5m und 1m hin und her. Gaaanz ruhig bleiben ist angesagt… einfach weiter fahren… das passt schon. Wir wissen, dass es überall tief genug is, doch es bleibt doch ein etwas mulmiges Gefühl und der wachsame Blick auf die Tiefenanzeige.
Beim Anlegemanöver erwacht plötzlich ein Getriebe-Kobold-Nachkomme zum Leben: unser Bugstrahlruder fällt aus. Es macht noch einmal das bekannte brummende Geräusch – wir haben ordentlich Seitenwind und es sollte doch lieber arbeiten – dann schweigt es beharrlich. Mal was Neues… aber irgendetwas ist ja immer🤷♀️. Wir sind aber schon dicht genug am Steg – na gut, etwas schräg, aber egal – ich werfe eine Vorleine an Land, treffe die Klampe und kann uns in die richtige Position ziehen. Kalli hilft mit dem Heckstrahlruder noch etwas nach. Also auch ohne Bugstrahlruder gut angelegt. Rechts und links ist niemand da, wir haben viel Platz, doch in engen Hafenbecken sieht das dann schon anders aus und mit unserem doch recht hohen Aufbau und dem Schiffsgewicht ist es ohne Unterstützung des Bugstrahls schon manches Mal eine Herausforderung.



Sogleich nach dem Festmachen wird die Ursache erforscht. Kalli kriecht ins Vorschiff, wo die beiden Batterien verbaut sind. Wir haben ein kräftiges 24V-Bugstrahlruder, daher benötigen wir zwei 12V-Batterien, die dann in Reihe geschaltet sind. Bewaffnet mit einem Batterie-Testgerät, welches nicht nur Ladung, sondern auch Leistung testen kann (was man so alles mit sich rum schleppt 🥴) werden die „Herztöne“ abgehört. Und siehe da: eine Batterie ist tot und die andere schlecht drauf. Warum kündigt sich das eigentlich nicht vorher an? Wobei… bei intensiverem Nachdenken meint Kalli, dass er schon bei den letzten An- und Ablegemanövern vom Bugstrahlruder nicht die volle Power abrufen konnte. Und nun haben sie endgültig ihren Dienst quittiert. Das sei ihnen nach über 12 Jahren treuer Arbeit auch gegönnt, aber genau jetzt? Das Problem hätte sich doch auch gerne gleich am Anfang der Saison zeigen dürfen – so wie mit der Batterie vom Heckstrahlruder. Sozusagen ein Aufwasch. Jetzt trübt diese Panne irgendwie die Reisefreude.




Aber genau im passenden Moment sorgt ein Lichtblick für neue positive Energie: Mathias kündigt sich an und kommt mal wieder ins Dänen-Land! Kaum hat er unser Problem vernommen, bietet er prompt an, neue Batterien mitzubringen. Eine wilde Telefon-Odyssee beginnt, um die passenden Modelle aufzuspüren. Doch leider… das ist garnicht so einfach. Es müssen spezielle Batterien sein, die über kurze Zeit viel Power abgeben können. So weit, so gut. Dann müssen sie aber natürlich auch in die vorhandenen Schutzkästen passen und zu guter Letzt müssen auch die Anschlüsse in Art und Position zu den Anschlusskabeln passen. Letztere erlauben nämlich nicht viel Spiel. Müssen leider überall erst bestellt werden, also nichts mit Bringeservice.
Im örtlichen Marineshop fragen wir natürlich auch nach. Sie können die Batterien, wie alle anderen, die wir in Deutschland angefragt haben, bestellen und hätten sie morgen hier. Da die Windvorhersage uns (aktuell) eh mindestens einen Hafentag vorgibt, wäre das nicht das Problem. Doch der Preis… 😵💫🤢… ist fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Ups. Bei zwei Batterien kommt da schon ein ordentlicher Betrag zusammen. Das muss dann doch nicht sein. Da vertagen wir eine Fahrt durch das Smålandsfahrwasser und die weiteren Besuche kleiner netter Häfen lieber und begeben uns gemütlich auf die Heimreise. Ist in diesem Jahr ja eh alles irgendwie vermurkst, da macht ein früheres Reiseende den Kohl auch nicht mehr fett. Aber schade ist’s schon 😥. Doch vielleicht fahren wir nach dem Tausch der Batterien einfach nochmal irgendwohin. Dann sollten zumindest die Ferien überall zu Ende sein und die Häfen leerer.



Beim Gang zum Marine-Shop und Lebensmittelladen sehen wir, was wir nach unseren Erfahrungen der letzten Besuche auch erwartet haben: nicht nur der Hafen schreit nach Renovierung, der ganze Ort geht langsam vor die Hunde. Ganz viele Gebäude stehen leer und die Haupteinkaufsstraße gleicht eher einer verlassenen Goldgräberstadt als einem netten dänischen Städtchen. Da helfen auch die vielen rot-weißen Dänemark-Flaggen am Hafen nicht wirklich. Der Gang zum Einkaufen ist jetzt auch etwas länger als früher, denn einer der kleinen Einkaufsmärkte hat inzwischen dicht gemacht.
Am Abend – der Wind hat mal grad wieder kräftig zugelegt – trudelt unser Freund Mathias ein, um uns für ein paar Tage an Bord Gesellschaft zu leisten. Die Wiedersehensfreude ist groß, auch wenn wir das geplante Grillen lieber unter Deck verlegen. Draußen weht einem ja die Wurst vom Teller. Wir haben einen fröhlichen Abend und nutzen die Zeit für einen Whatsapp-Anruf bei unserem Freund Ulli. Schade, dass er so weit weg ist. Er segelt noch durch die ostschwedischen Schären, bewegt sich aber wieder gen Süden und kommt der Heimat langsam näher. Mathias und Ulli kennen sich vom letzten Jahr in Västervik und haben damals bei uns an Bord um die Schlafkoje geknobelt 😉: Hundekoje oder Vorschiff, das war damals die Frage. Heute ist klar: Mathias bekommt das Vorschiff (wie damals😴).




Am nächsten Morgen (Freitag, der 15.8.25) begrüßt uns der angekündigte starke Westwind, pfeift heftig durch den schmalen Sund und bringt das Wasser gewaltig zum Strömen. Aus der geplanten Minikreuzfahrt mit Mathias – einmal nach Vejrø segeln und zurück – wird leider nichts. Stattdessen hat Mathias eine super Idee: er kutschiert uns mit dem Auto nach Stege, dem Hauptort der Insel Møn. Das ist die Insel, auf der auch Klintholm liegt – nur an der anderen Seite. Mit unserem Schiff kommen wir dort nicht hin, da die Fahrwasser stellenweise zu flach und auch eine Brücke mit 20m Durchfahrtshöhe – wir brauchen 19,70m – reichlich knapp bemessen ist. Wenn dann der Wasserstand etwas höher ist… 🥴
Also mal eine kleine Spazierfahrt zu dem im Mittelalter durch Heringsfang sehr wohlhabenden Stadt. Von hier wurde zur damaligen Zeit etwa ein Drittel des gesamten dänisches Heringsbedarfs gedeckt. Stege besticht noch heute durch den Charme eines mittelalterlichen Städtchens. Wir schlendern bei strahlender Sonne durch die kopfsteingepflasterte Einkaufsstraße und entdecken kleine Läden, Cafés und gemütliche Innenhöfe, in denen sich das dänische Lebensgefühl wunderbar erleben lässt. Eine Mischung aus beschaulicher Gemütlichkeit und Tradition. Besonders einladend wirkt die kleine Brauerei auf uns, in der wir das örtliche Bier genießen. Das ist Dänemark.





Auch die historische Fähre „Ida“ entdecken wir. Normalerweise transportiert sie Fußgänger, Radfahrer und einige Autos von Stubbekøbing auf die gegenüberliegende kleine Insel Bogø, doch aktuell liegt sie mit einem technischen Defekt hier in Stege in der Werft. Auch bei den Profis geht mal was kaputt.







Dann noch ein kurzer Besuch der eindrucksvollen St. Hans Kirche, deren Ursprung auf einen romanischen Bau aus dem 12. Jahrhundert zurückreicht. 1460-1525 wurde sie im gotischen Stil erweitert und besticht durch kunstvolle Fresken im Chorgewölbe.



Dann aber gemütlich zurück zum Schiff. Wir genießen die strahlende Sonne bei immer noch stürmischem Wind… und abends endlich mal ein typisch dänisches Abendessen. Wir besuchen „das erste Restaurant am Platz“ 🥴 – ich weiß garnicht, ob es überhaupt noch ein anderes Restaurant in Stubbekøbing gibt – und bestellen unseren ersten „Ristet Pølser“. Kann eigentlich nicht wahr sein, dass wir erst hier unser erstes dänisches Grillwürstchen der Saison bekommen. Ist lecker – wie erwartet!





Als am Abend der Wind endlich etwas nachlässt, breitet sich sanfte Ruhe über dem Hafen aus. Wir kuscheln uns ins Cockpit und genießen die besondere Stimmung. Das Wasser schwappt nur leise gegen die Bordwand, kein lautes Plätschern mehr, wie tagsüber. Ruhe und Gelassenheit kehrt ein. Eigentlich ist es die richtige Stimmung für leise Musik mit dem Akkordeon. Doch irgendwie bekomme ich den Dreh nicht, sorry, es muss in seiner Ecke liegen bleiben und auf den Einsatz an einem anderen Tag warten. Wir lauschen nur den sanften Tönen der einbrechenden Nacht… alles ist so schön friedlich… und im warmen Licht unserer Lampe klingt der Tag entspannt aus, während wir Pläne für den nächsten Tag machen.

Wecker mal wieder um 06.00 Uhr🫨, Ablegen geplant für 07.00 Uhr. Immer wieder pfeifen Böen heftig durch die Wanten und einige Leinen schlagen – dong dong dong – gegen die Masten. Nicht bei uns, unsere Leinen sind gut abgespannt, aber irgendeiner vergisst immer irgendeine Leine 🤷♀️. Trotz der guten Vorsätze des Vorabends bleibt das Ablegen aus – umdrehen und noch etwas weiterschlafen. Statt Hektik am Morgen herrscht stilles Einverständnis: wir bleiben noch einen Tag. Der Wind hat das letzte Wort. Selbst für den von mir immer viel gerühmten dänischen Wetterbericht ist es aktuell schwierig, bei den schnellen Wetteränderungen die korrekten Vorhersagen zu treffen. Gestern Abend sah das nämlich noch ganz anders aus. Erst einmal ist das Ablegen aber auf den nächsten Morgen vertagt.
Gut für Mathias: er muss nicht so früh seine Koje verlassen, schön für uns: wir haben noch etwas länger liebe Gesellschaft. Erst am späten Vormittag verabschieden wir uns voneinander. Mathias macht sich auf, weitere nette Gegenden Dänemarks zu erkunden und nimmt wieder etwas Deutsches Leergut von uns mit. Was für ein super Service… hat jetzt schon langsam Tradition 🤭😬.




reichlich Wind im Grønsund
Nach Mathias Abreise verbringen wir den Tag mit Koje wieder umräumen, nochmal die Batterien checken, etwas Buchhaltung, Blog schreiben, das Strickprojekt fertigstellen… was halt so ansteht. Auf einen Spaziergang durch den Ort verzichten wir, das ist zu frustrierend.
Für den nächsten Morgen planen wir nun das Ablegen mit ein wenig Unterstützung unseres netten Nebenliegers „Nadira“ ein. Der Fahrweg zwischen den Boxen ist nämlich nicht sonderlich breit und es könnte schwierig werden, ohne Bugstrahlruder gut zu drehen. Unsere Nachbarn willigen gerne ein. Kleiner Wermutstropfen: sie wollen schon um 05.30Uhr ablegen 🥱. Morgens!! Nicht so schlimm, sind wir ja ein bisschen gewohnt. Um aber zu nachtschlafender Zeit keine Nachbar-Crews zu stören, besprechen wir das morgige Ablegemanöver schon mal gemeinsam vor. Und wir bekommen noch einen Tip von „Nadira“: unbedingt beim nächsten Besuch im Öresund die Insel Ven besuchen. Der Hafen Kyrkbacken soll nett sein und die Umgebung und die gesamte Insel wirklich sehenswert. Haben uns das nicht Hanne und Jan, die Crew der „Sea You 2“, in Rungsted auch schon empfohlen? Dann muss da wohl wirklich was dran sein. Ven ist jetzt hiermit auf der „unbedingt-besuchen-Liste“ nach oben gerutscht.
Am nächsten Morgen (Sonntag, der 17.08.25) paßt der Wind und alles klappt, wie geplant. Danke nochmal an Katja und Andreas (und ihre beiden Jungs) und weiter eine schöne Urlaubsreise. Und man glaubt es kaum: da hat doch tatsächlich jemand 10 Minuten vor uns abgelegt? …und fährt jetzt mit uns in den Sonnenaufgang (um 05.53h).



Was gestern an Wind zuviel war, ist heute – natürlich – an Wind zu wenig. Aufgrund des immer nur einmal funktionierenden Bugstrahlruders haben wir uns ja gegen die weitere Fahrt ins Smålandsfahrwasser entschieden, daher motoren wir aus dem Grønsund wieder raus und nehmen Kurs auf Gedser, an der Südspitze Falsters gelegen. Irgendwann kommt dann doch noch ein wenig Wind auf, aber einfach zu wenig, um unsere Pilgrim in Fahrt zu bringen.
Der Hafen von Gedser ist nur locker gefüllt. Diesmal wählen wir als Platz keine Box, sondern einen Längs-Liegeplatz. Der hat zwar den Nachteil, dass wir eventuell einen Nebenlieger bekommen könnten, aber die Chance ist relativ gering. Der Längs-Platz hat aber für uns den Vorteil, dass wir dort bei jeder Windrichtung auch ohne Bugstrahlruder gut ablegen können. Wir müssen nur einige bei den meisten etwas in Vergessenheit geratene Manöver – in die Spring fahren – anwenden, dann geht das auch ohne Bugstrahlruder. Wie früher.





In Gedser bewegt sich kein Lüftchen. Absolute Flaute. So ganz ohne Wind ist es ordentlich warm… endlich richtig Sommer. Nach einem Gang zur örtlichen Räucherei – leider ganz schön weit weg am anderen Ende des Fährhafens, aber Top Fisch-Qualität – und vorbei bei Dagli Brugsen, dem hiesigen Lebensmittelladen, um noch unser letztes dänisches Leergut abzugeben, kehren wir bei der kleinen Brauerei ein, die wir vor einigen Wochen schon einmal besucht haben. Damals haben wir allerdings den Fehler gemacht, uns keines der leckeren unterschiedlichen Biere mitzubringen. Das wollen wir jetzt ändern. Also flugs die Einkäufe getätigt und zurück zum Schiff. Inzwischen hat sich nämlich das Wetter geändert: immer noch sonnig, immer noch warm, aber plötzlich richtig stürmisch. Da sind wir lieber an Bord und in Hab-Acht-Stellung, falls jemand beim Anlegen Hilfe benötigt.

passender Wind für Kite-Freunde
Viele Schiffe laufen an diesem Tag im Hafen ein – etliche wurden offenbar vom plötzlich auffrischenden Wind überrascht oder hatten ihre Etappe einfach nicht optimal geplant. Man muss schon VOR dem Start in den Tag mal in die Windvorhersage schauen. Und auch wenn der Wind nicht auf die Stunde korrekt vorhergesagt werden kann, gibt es doch immerhin eine Tendenz. Und in der sieht man auch durchziehende Starkwindfelder. Mit dieser Angabe kann man ja planen. Das ändert dann zwar nichts am plötzlich zu kräftig einfallenden Wind – falls er doch etwas eher kommt als vorhergesagt – doch man ist wenigstens nicht überrascht und kann sich entsprechend vorbereiten.
Man sieht es den Crews an: teils Erschöpfung, teils Erleichterung, manchmal Hektik beim Anlegen und das besonders bei den Chartercrews, die Gedser gern als ersten Anlaufpunkt nach der Schiffsübergabe wählen. Zu dem Zeitpunkt sind die Crews noch nicht richtig eingespielt und gerade bei viel Wind gibt es dann schnell Durcheinander an Deck. Der Hafen liegt strategisch günstig zu einigen Charterbasen und bietet eine solide Möglichkeit, nach der stürmischen Überfahrt wieder zur Ruhe zu kommen. Einige Boote brauchen Unterstützung beim Anlegen, und so wird auf den Stegen eifrig geholfen, Leinen angenommen und Tipps zugerufen. Es ist gut zu wissen, dass von Land doch immer gerne Hilfe angeboten wird.
Nach 2-3 Stunden ist der Spuk vorbei, das Wetter hat sich beruhigt und kaum ein Windhauch kräuselt das Wasser. Friedliche Abendstimmung legt sich über den Hafen.


Ein neuer Morgen… immer noch wenig Wind. Die Fahrt nach Burgtiefe auf Fehmarn wird folglich kein Segeltrip – leider. Unsere Fahrt zurück in deutsche Gewässer erfolgt per Motorkraft. Unterwegs ist die See spiegelglatt. Das Wasser erscheint fast wie poliertes Glas und nicht die kleinste Brise kräuselt die Oberfläche. Das Wasser wirkt beinahe ölig… ganz glatt und ruhig. Nur unsere Fahrspur unterbricht die spiegelnde Fläche und verliert sich am Horizont… wie die großen Frachter, deren Weg wir kreuzen.



Wir nutzen die Zeit für verschiedenen Telefonate. Ganz wichtig als erstes: Zurückmelden im Heimathafen Grömitz. Dort hatten wir unseren Liegeplatz bis Ende August für Gäste freigegeben, doch jetzt brauchen wir ihn selber. Und dann natürlich die Suche nach einem guten Preis für die benötigten Batterien. Und einem Termin zum Austausch. Klappt alles und so tuckern wir gemächlich gen Fehmarn, aber nicht, ohne beim Überfahren der Ländergrenze die dänische Gastlandflagge einzuholen.

Strickprojekt „Sommer 25“

Natürlich ändert sich der Wind kurz vor’m Erreichen des Hafens von Burgtiefe. Hätte er nicht unterwegs mit moderaten 3 Bft. wehen können? Warum wird er denn jetzt zum Einlaufen in den Hafen so zickig?




mit dem markanten Aussichtsturm (inkl. WebCam)

Beim Anlegen bekleckern wir uns beide nicht gerade mit Ruhm. Ergebnis: ein Kratzer am Bug. Mist! Damit ist der erste Punkt auf der Liste für auszuführende Arbeiten im Winterlager notiert 🫤. Ich hänge die Fender nicht weit genug nach vorne, Kalli fährt die Pier etwas zu spitz an, die Vorleine als Spring hätte lieber auf der Mittelklampe liegen sollen und das Bugstrahl ist gedanklich schon nicht mehr in Kallis Kopf (obwohl es ja immer noch einmal funktioniert) und zack… die Pier hat zugebissen. Mit etwas zu viel Schwung dittschen wir gegen die Pier und natürlich genau an der Stelle, an der an der Wand kein Gummipuffer, sondern eine Eisenverbindung ist. Manchmal läuft’s einfach nicht rund – trotz jahrelanger Erfahrung – und wenn es blöd kommt, gesellt sich zum Missgeschick auch noch das Quäntchen Pech.




Immerhin haben wir einen schönen Platz mit herrlicher Sicht auf den Burger Binnensee… und genehmigen uns heute mal einen etwas kräftigeren Einlaufdrink – zur Ärgerbekämpfung.
Am Dienstag, den 19.08.2025, wird seit langem mal etwas länger geschlafen. Der Liegeplatz im nächsten Hafen, unserem Heimathafen Grömitz, ist uns sicher und so können wir dort auch gemütlich erst am Nachmittag einlaufen. Das Ablegen mit dem bewährten Eindampfen in eine Spring hat hervorragend geklappt und schnell setzen wir die Segel für die letzte Etappe des diesjährigen längeren – eher doch kürzeren – Segeltörns.
Für die, die es interessiert, hier das Prinzip des Ablegens mit eindampfen in eine Achterspring: eine Leine wird vom Heck des Schiffes nach vorne auf den Steg geführt, aber so, dass sie dort zwar fest gehalten, aber auch schnell gelöst werden kann. Alle anderen Leinen können eingeholt werden. Achtern am Schiff, zur Pier hin, muss natürlich gut abgefendert werden, damit es später keine Kratzer gibt – das hatten wir ja schon. Nun das Ruder zum Steg einschlagen und langsam in Rückwärtsgang. Die Leine spannt sich, das Schiff kann nicht zurück, das Heck bewegt sich zum Steg – ist ja aber gut abgefendert – und der Bug schwenkt vom Steg weg. Jetzt einige Zeit weiter in die achterliche Leine eindampfen, bis sich der Bug weit genug vom Steg entfernt hat. Dann das Ruder umlegen vom Steg weg, vorwärts Gas geben und die Achterspring lösen. Und schon ist man frei vom Steg. Voila!

Der Wind macht heute mal wieder, was er will. Aber das Wetter ist ansonsten toll… sogar Kalli startet zum ersten Mal in kurzen Hosen in den Tag. Der Wind hat von NordNordWest 5 bis SüdWest 2 – in dauerndem Wechsel – alles im Angebot. Wir starten mit einem Reff im Großsegel und können unseren Kurs auch gut anlegen. Die wenigen Wellen machen uns nichts aus, nur der Wind ist schon sehr wechselhaft. Nach einiger Zeit scheint er sich etwas zu beruhigen, um gleich darauf wieder kräftige Böen ins Segel zu schicken. Das bringt uns zwar gut voran, aber etwas blöd ist es schon. Aufpassen ist angesagt. Nach einer Weile können wir aber doch ausreffen und unser Großsegel in voller Länge nutzen. Unsere Track-Linie darf man allerdings heute nicht anschauen… ist etwa der Skipper besoffen? Der Kurs muss ständig angepasst werden. Mal etwas nach steuerbord… dann wieder etwas nach backbord. Doch stetig kommen wir Grömitz näher, auch wenn wir anschließend einige Kreuzschläge im Kielwasser haben. So ein Zickzack ist zwar nicht unbedingt Kallis bevorzugte Segelstrecke, aber wenn es schon nach Hause geht, dann möchte ich wenigsten länger segeln, und das heißt heute: kreuzen und auf fast jeden Winddreher reagieren.



Sommer-segeln
Unser Liegeplatz ist frei und wir können ihn auch problemlos ansteuern. Zur Vorsicht zum Nachbarn noch zusätzliche Fender… man weiß ja nie.Dann sind wir fest… die Heimat hat uns (erstmal) wieder.
Jetzt müssen nur möglichst schnell die neuen Batterien geliefert werden und schon können wir wieder ablegen. Aber nur für einige Tage, denn Mitte September haben wir ein Familien-Treffen, auf das wir uns schon freuen. Gruß an Marliese und Manfred 👋… bis bald.



Bis dahin… 💁🏻♀️💁♂️
Stay tuned und keep watching