Absegeln und Auswassern zu Saisonende

Man glaubt es kaum, und wir schon garnicht: wir bekommen nochmal ein richtig schönes Segelwochenende geschenkt. An den letzten zwei Wochenenden konnten wir unser Leichtwindsegel, den Code Zero, häufiger nutzen als in der gesamten Saison. Das ist doch ein wirklich schönes Saison-Ende.

Wir können unsere immer auf dem Törnplan stehende Saison-Abschlußtour zu den Seegräbern unserer Lieben bei bestem Wetter absegeln. Der Wind dreht auch genau passend mit uns mit. Wir veredeln das Ostseewasser mit den jeweiligen Lieblingsgetränken von Vati, Mutti und Segelfreund Hans (Meyers Bitter, Prosecco, Weiswein) und verabschieden uns in die Winterpause. Sie haben über die Saison wieder gut auf uns aufgepasst… nur am Wetter müssen sie bitte im nächsten Jahr etwas nachjustieren😉.

Am Samstag, 16. September, bläst der Wind moderat aus SüdOst und damit genau passend für einen Kurztrip nach Fehmarn. Wir rauschen unter Code Zero und schönem Sonnenschein gen Burgtiefe, um uns dort mit „Danae“(Valéria+André) und „Inkognito“(Traude+Ulli) zu treffen. Letztere liegen schon ohne Segelgarderobe am Steg, denn nächste Woche ist hier für „Inkognito“ Auswassern angesagt. Nach vier Monaten Segelzeit ist es selbst für Ulli gut und seine Frau Traude ist gekommen, um ihm bei den letzten Arbeiten zu helfen. Sie haben uns im Hafen freie Liegeplätze reserviert und auch schon für einen umfangreichen Grillnachmittag eingekauft. Was für ein Sevice! Nochmal lieben Dank dafür.

André ist ein genialer Grillmeister und zaubert uns leckeres Essen. Obwohl es in der Nähe auch einen Pizza-Automaten gibt – den Ersten dieser Art haben wir im letzten Jahr in Mariehamn auf den Ålands gesehen – kommt nicht die kleinste Versuchung auf: nichts geht über Andrés Grillkünste! Das Fleisch gelingt ihm auf den Punkt, diverse selbstgemachte und gekaufte Salate füllen den Tisch und machen uns alle papp-satt. Mit der untergehenden Sonne verlegen wir unsere angeregten Gespräche auf Pilgrim, denn es wird draußen doch etwas frisch. Herbst halt.

Am nächsten Tag – der Wind hat netterweise ein wenig auf OstNordOst gedreht – können wir unseren Code Zero wieder nutzen. Und: Traude und Ulli haben an ihrem Schiff keine dringenden Arbeiten für’s Auswassern mehr zu erledigen und begleiten uns gerne segelnd auf „Pilgrim“ zurück nach Grömitz. So kommt Traude in diesem Jahr mal zum Segeln und Ulli hat nach 4 Monaten auf See doch noch nicht die Nase voll. Unterwegs wird schnell klar: wir, Petra und Kalli, haben an Bord nichts zu tun. Zusätzliche Profis an Bord. Und da auch „Danae“ wieder zurück nach Grömitz muss bekommen wir schöne Fotos. Lieben Dank! Pilgrim unter Code Zero gefällt uns ausnehmend gut. Nur André ärgert sich leider ein wenig🤨, da wir mit unserem großen Leichtwindsegel etwas schneller sind als er. Doch er nimmt es gelassen. 

unser Code Zero wird ausgerollt

Das war es nun aber für diese Segelsaison. Jetzt kommen „nur noch“ einige notwendigen Arbeiten auf uns zu. Mit denen starten wir gleich am nächsten Morgen. 

Windstille ist nämlich der richtige Zeitpunkt, um wenigstens schon mal das Großsegel abzuschlagen und trocken einzupacken. Dabei passiert allerdings ein kleines Malheur – musste ja irgendwann mal sein: unsere Lazybag-Tasche (der Sack, in dem das Großsegel liegt, wenn es nicht gesetzt ist) hängt an Leinen, die durch den Mast und die Salinge nach oben geführt werden. Da für die Mast-Lagerung aber die Salinge (die quer am Mast angebrachten Metallstreben) abgebaut werden, müssen die Leinen ab und durch Pilotleinen ersetzt werden. Ähnlich wie alle anderen Leinen, die bis ins Cockpit laufen. Man muss ein bisschen an der Leine rucken, denn die Führung über die Umlenkrolle unter der Saling ist etwas sperrig und braucht beherztes ziehen. Und schwups… eine Leine rauscht mir aus. Wohl doch nicht gut genug gesichert. Mist. Aber passiert halt. 🤷‍♀️ Jetzt habe ich immerhin bis zum Frühjahr Zeit zu überlegen, wie ich die Leine wieder an die vorgesehene Position bekomme. Aber keine Sorge, Ideen habe ich schon.

Wir lassen es weiter sehr entspannt angehen, denn wir haben in diesem Jahr nicht den Druck, den drei lange Tage Anreise (bis in die Schlei) zum Winterlager ausüben. So wie in den vergangenen fünf Jahren. Bis zu unserer neuen Winterlagerhalle in Großenbrode – yipee  🤗🥳 nach fünf Jahren Warteliste ist endlich ein Platz frei – ist es nur grad „um die Ecke“. Und die Etappe läßt sich in gut 3,5 Stunden – ebenfalls gemütlich – absegeln. Also werden schon mal einige Kleinigkeiten in Grömitz erledigt – nach Großenbrode segeln wir später nur mit dem Vorsegel. Während einer Arbeitspause bringen wir unser Auto nach Großenbrode, damit wir dort später auch gleich mit dem Schiff ausladen und Auto einladen starten können. Unser Freund Mathias holt uns netterweise ab und bringt uns zurück nach Grömitz. So können wir die letzte Saisonetappe gemeinsam segeln. Lieben Dank! Die Alternative wäre gewesen: Kalli segelt alleine und ich fahre mit dem Auto. 

Wir bekommen von der Winterlager-Werft einen super Liegeplatz zugewiesen, kurze Wege bis zum Auto, und überhaupt… die Kommunikation läuft spitze. Im letzten Hafen dieser Saison angekommen werden die restlichen Arbeiten erledigt – Vorsegel runter, alle Leinen, die vom Mast ins Cockpit geführt werden, durch Pilotleinen ersetzen, ein bisschen packen, ein bisschen putzen. Das Übliche halt. Zwischendurch genießen wir einen kleinen Spaziergang entlang des langen Strandes von Großenbrode. Die Promenade ist erst vor zwei Jahren neu gestaltet worden und nun wirklich ein Hingucker. Kein Vergleich mit dem alten Strandweg, den wir noch kennen. Wir waren eben gut zehn Jahre nicht mehr hier. Nette Sitzgelegenheiten, Kinder-Spielgerüste und kleine Buden mit allerlei Essen, Trinken und was sonst so gewünscht ist verkürzen den Weg bis zur Seebrücke und damit quasi bis zum Zentrum am Strand. Jedes Seebad, was etwas auf sich hält, braucht offensichtlich eine Seebrücke🤔 An den Gebäuden am Seebrückenvorplatz ist allerdings für Verschönerungen noch reichlich Luft nach oben. Aber das wird schon noch.

Und dann kommt der große Moment. Pünktlich zur vereinbarten Zeit kommt unser Schiff an den Kran. Die sympathischen Werft-Jungs arbeiten ruhig und professionell… trotz aller Wehmut macht das Zuschauen Spaß. Wir denken schon, dass Pilgrim hier gut aufgehoben ist – tschüss, bis zum Frühjahr 💁‍♀️💁‍♂️. Bestimmt kommen wir aber im Winter mal vorbei und schauen nach dem Rechten.

Übrigens war Großenbrode mal ein großer Fährhafen. Als nach dem 2. Weltkrieg und der Teilung Deutschlands die Fährverbindung Warnemünde-Gedser nicht mehr nutzbar war, wurde 1951 als provisorische Lösung – bis zum Bau der Vogelfluglinie – eine Eisenbahn-Fährverbindung von Großenbrode Kai nach Gedser eingerichtet. Der Standort bot sich an, da es, gegenüber anderen Ausgangshäfen wie Kiel oder Travemünde, nicht nur die kürzeste Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark war, sondern auch Militäranlagen aus dem 2. Weltkrieg nachgenutzt werden konnten. Es musste zusätzlich nur eine Umgehungskurve in die bestehende Eisenbahninfrastruktur eingebaut werden. 

Nach der Fertigstellung der Brücke über den Fehmarnsund und der Eröffnung der Vogelfluglinie am 14. Mai 1963 wurde die Fährverbindung Großenbrode Kai nach Gedser am selben Tag eingestellt.

Und schon ist wieder eine Segelsaison beendet. Wir freuen uns auf die segelfreie Zeit und die vielen Termine, die wir schon in unserem Kalender stehen haben. Natürlich inklusive Einwassern am 03. April 2024. Oh wie schön. 

Tschüss bis zum Frühling 2024.

Stay tuned and keep watching.

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