26. Juli – 03. August 2025
Rødvig – Dragør – Malmö – Helsingør
Am Morgen (Sonntag, 27. Juli 2025) steht unser Nebenlieger pünktlich um 07.20 Uhr an Deck, bereit zum Ablegen. Und er hat Glück: just vor einigen Minuten ist ein für ihn passender Boxen-Platz frei geworden und so kann er sich einfach verlegen… und dann vielleicht nochmal schlafen legen. Immerhin ist Sonntag.
Wir legen ab und unseren Kurs an, müssen aber die Segel leider eingepackt lassen – kaum Wind, und der auch noch von achtern. Wir kommen wieder an einer Kreidefelsenküste vorbei – den beeindruckenden Klippen von Stevns Klint. Sie sind zwar bei weitem nicht so hoch, wie die Klippen von Möns Klingt (die bei Klintholm, die ja leider nur ohne Sonne zu sehen waren), aber deutlich länger – und in der Sonne! Und sie sind eine der bedeutendsten naturhistorischen Stätten der Welt, denn sie zeigen die Folgen des Chicxulub-Meteoriteneinschlags – sagt jedenfalls Wikipedia – der das Ende der Dinosaurierzeit markiert. Dies hat Stevns Klint sogar den Status UNESCO-Weltkulturerbe eingebracht.
Auf einer Klippe sehen wir die alte Kirche von Højerup, die sich standhaft gegen den Absturz wehrt. Bei ihrem Bau im 12. Jahrhundert stand sie noch gut 50m von den Klippen entfernt, doch die anhaltende Erosion nagt unablässig an der Steilküste und macht auch vor einem Kirchengebäude nicht halt. 1928 stürzte der Chor ins Meer, woraufhin die Reste der Kirche untermauert wurden. Gottesdienste wurden allerdings schon seit 1910 hier nicht mehr abgehalten. Der Sage nach soll sich die Kirche in jeder Weihnachtsnacht einen Hahnenschritt weiter ins Landesinnere hineinschieben, doch der Hahn und seine Schritte sind wohl zu klein. Irgendwann wird sie in der Ostsee versinken.




Bald verschwindet die Steilküste am Horizont und ganz entfernt taucht die Öresundbrücke am anderen Horizont auf. Wir müssen allerdings nicht unter der Brücke drunter her, sondern biegen vorher in den Hafen von Dragør ab. Diese kleine Stadt mit urgemütlichem altem und gut erhaltenem Stadtkern besuchen wir immer wieder gerne, weil sie einfach so hübsch und gemütlich ist. Für Kopenhagener ist sie ein beliebtes Naherholungsgebiet, was zur Folge hat, dass hier inzwischen die höchsten Grundstückspreise in ganz Dänemark gezahlt werden.
Im Hafen haben wir wieder Glück und finden einen genialen Liegeplatz mit herrlichem Blick… auf den Hafen, die Öresundbrücke und den markanten alten Lotsenturm. Und ganz entfernt sieht man die Flugzeuge nach Kastrup, dem Flughafen Kopenhagens, einschweben.





Ein kurzer Gang durch die nähere Umgebung muss heute genügen – wir wollen morgen noch bleiben, dann wandern wir auch weiter. Heute erstmal nur zum (elektrischen) Hafenmeister – Liegegebühr zahlen ist ein notwendiges Übel – dann zur örtlichen Räucherei und natürlich zur Eisdiele. Mmmh, wie lecker! An dieser seit 1921 bestehenden Eismanufaktur kann man einfach nicht vorbeigehen. Leider kommen wir bei unserem Rundgang auch an der örtlichen Werft vorbei, von der wir uns zwei neue Schäkel erhofft haben. Ein Schild am Eingang sagt: Ferien bis zum 11. August. Nun gut, dann morgen halt den echten Hafenmeister um Rat fragen.



Der Morgen beschert uns herrlichen Sonnenschein und wir machen uns auf, die benötigten Schäkel zu kaufen – der menschliche Hafenmeister hatte einen Tipp für uns. Der Weg zum Schiffsausstatter ist allerdings nur etwas für Langstreckenläufer, daher packen wir mal unsere Scooter aus. Und es ist, wie erhofft: der Laden ist super sortiert! Außer den passenden Schäkeln wandern auch zwei neue Kapok-Kissen in unseren Einkaufswagen. Weiter gucken wir uns lieber nicht um… bestimmt hätten wir sonst noch irgendetwas gefunden. Ne ne, die Rechnung ist hoch genug. Also die Kissen geschultert und zurück zum Schiff. Der Weg führt uns entlang der Küste, und wieder haben wir einen tollen Blick auf die in einem eleganten Schwung über den Sund gebaute Brücke zwischen Dänemark und Schweden.
Die 1 Milliarde €uro teure Brücke wurde in 40 Monaten erbaut und am 1. Juli 2000 feierlich eröffnet. Sie ist die weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr, verbindet das dänische Kopenhagen mit dem schwedischen Malmö und ist natürlich mautpflichtig. Für die 7.845m lange einmalige Querung des Sundes muss man mit PkW ca. 68€ bezahlen. Die mittleren imposanten Pylonen sind 206m hoch und halten die Fahrbahn, die an dieser Stelle für Schiffe eine Durchfahrtshöhe von 55m hat. Würde für uns also locker passen 😜.
Anschließend wandern wir noch ein wenig durch den netten Ort. Die bunte Einkaufsstraße ist belebt, viele Restaurant-Terrassen sind gut besucht und… stopp… Hab ich da was gehört? Hat dort jemand nach mir gerufen? Yeah!! Ein Handarbeitsgeschäft… was für ein glücklicher Zufall! Ich fülle schnell meinen Wolle-Vorrat wieder auf und dann aber fix zurück anBord, denn Besuch aus der Heimat hat sich angekündigt.





Unser Freund Mathias war mal wieder kreuz und quer durch Schweden und Dänemark unterwegs, ist jetzt auf der Heimfahrt und „zufällig“ mit leckerem Kuchen in unserer Nähe. Und er hat Zeit für einen Stopp. Große Freude 🥹🤗 Wir verbringen einige unterhaltsame Stunden, bis sich Mathias auf die Heimreise begibt. Und er nimmt netterweise einige überflüssigen Dinge von uns mit, die wir nun wirklich nicht an Bod brauchen. Erstens einige Beutel deutsches Leergut. Schön, wenn der Stauraum etwas leerer wird. Und zweitens einige Base-Caps von Kalli. Er hat nämlich mal seinen Schrank aufgeräumt, und es kamen sage und schreibe 26 Kopfbedeckungen zum Vorschein. Eindeutig zu viele. Jetzt fahren die überflüssigen erstmal mit Mathias nach Hause.




Am nächsten Tag (Dienstag, 29. Juli) entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Schweden. Mein Großcousin Cord ist mit Familie ebenfalls segelnd unterwegs, liegt zurzeit in Rødvig – dort, wo wir vor zwei Tagen waren – und es wäre doch toll, wenn man sich treffen könnte. Apropos Großcousin: der Sohn meines Cousins, also der Sohn des Sohnes der Schwester meiner Mutter. Alles klar?
Für ihn passt der Wind… für uns passt der Wind… also Kurs abgesteckt und los gen Malmö. Vorher haben wir noch einige Tipps eines Segelfreundes bekommen: welche Marina wir anlaufen sollten (Dockan Marina: kurze Wege zur Altstadt), wohin am besten zum Essen gehen (Malmö Markthalle Saluhall) und wo ein großer Supermarkt ist (Maxi ICA) – vielen Dank an Björn!
Der Wind ist zwar aktuell in einer Geschwindigkeit unterwegs, die uns normalerweise nicht unbedingt zum Ablegen animiert. Doch die Richtung ist angenehm – wir hätten raumen Wind, also schräg von hinten – und die zu fahrende Strecke ist auch relativ kurz. Also Leinen los, vor’m Hafen nur das Vorsegel ausgerollt und ab geht die wilde Schaukelei. Durch den Sund rauscht uns nämlich eine ordentliche Strömung entgegen, die quer zum Wind läuft. Das gibt etwas kabbeliges Wasser… aber egal. Die Sonne scheint (meistens), wir kommen gut voran und dann auch zum ersten Mal unter der Öresundbrücke drunter her. Drüber, mit dem Auto, muss ordentlich Maut bezahlt werden, doch drunter her, mit dem Segelschiff, ist es kostenlos. Wir vermeiden das Hauptfahrwasser der Berufsschifffahrt und wählen eine Nebendurchfahrt. Die hat aber auch 44m Durchfahrtshöhe – also reichlich genug für uns (wir brauchen mit unserer Mastlänge 20m). Wenn wir an unserem Mast hoch und unter die Brücke schauen, glauben wir im ersten Moment nicht, dass das wirklich passt. „Top-Fender setzten!“ Doch alles passt gut und es sind sogar noch über 20m Luft. Sieht wirklich nicht danach aus.





Als wir die Brücke passiert haben, richtet sich unser Blick auf das neue Wahrzeichen von Malmö: den „Turning Torso“. Mit einer Höhe von 190m und 54 Etagen ist er der zweithöchste Wolkenkratzer Skandinaviens und das vierthöchste Gebäude Europas. Info am Rande: häufig spricht man ab 150m Gebäudehöhe von einem Wolkenkratzer. Dieser hier wurde für ca. 168 Mio. €uro erbaut und am 27. August 2005 eingeweiht. Mit einem der 5 Aufzüge erreicht man in 38 sek. das oberste Geschoss.


Kurz vor der Einfahrt in den von uns gewählten Hafen – in der Nähe des Fähranlegers der Linie Malmö-Travemünde – kommt uns eine Fähre entgegen. Soweit nichts Verwunderliches. Doch kaum ist sie an uns vorbei, dreht sie ein… dreht um… fährt einen Kreis… Wir haben ein Fragezeichen im Gesicht und Kalli funkt „Finnfellow“ an – vielleicht ein Notfall, und sie muss umdrehen? Wir wollen ihr nicht im Wege sein. Sie antwortet umgehend: „Alles gut, wir achten auf euch, fahrt ruhig weiter.“ Na gut, dann weiter. Mussten sie vielleicht ihren Kompass kalibrieren? Alles sehr ungewöhnlich. Aber egal. Hinter uns sehen wir die Fähre den Kreis vollenden und dann auf ihren regulären Kurs gehen. Alles gut.



Wir biegen in den großen Vorhafen ein… und schon wieder kommt uns, diesmal rückwärts, ein Frachter entgegen. Der meldet sich auf unseren Funkanruf zwar nicht, stoppt aber kurze Zeit später auf und geht auf Vorwärtsfahrt. Wieder alles gut.
Jetzt noch schnell durch die recht enge Einfahrt in den Yachthafen, der in den ehemaligen Docks einer Werft entstanden ist. Nach jahrelangem Leerstand ist auf dem riesigen Werftgelände seit 2001 ein neuer Stadtteil entstanden. Viele Wohn- und Geschäftsgebäude in unterschiedlichen Baustilen säumen das schmale ca. 400m lange Hafenbecken. Totaler Kontrast zu dem hyggeligen Dragør. Wir legen uns ganz am Ende längs an einen Schwimmsteg und warten noch auf das Ablegen eines vor uns liegenden Motorbootes. Anschließend nur etwas nach vorne verholt und unseren vorigen Längsseits-Platz schnell rot markiert.






Wir wollen uns hier mit Cord, Maike und Joris treffen – und haben ihnen mit dem roten Schild schon mal einen Platz reserviert. Die 3er-Crew hat von Rødvig kommend natürlich einen deutlich längeren Weg als wir, und trotz frühem Start kommen sie erst ca. zwei Stunden nach uns an. Großes Hallo, dass endlich mal ein Treffen auf dem Wasser geklappt hat. Es passiert selten genug, dass sich die Routen und das Timing zweier Segelcrews auf See wirklich überschneiden – umso schöner, wenn das langersehnte gemeinsame Treffen tatsächlich Wirklichkeit wird! Unsere zwei Boote – Pilgrim und Trude – liegen schließlich gut vertäut hintereinander im Hafen, der Blick zum Heck raus direkt auf den Turning Torso. Wirklich beeindruckend. Das Wasser plätschert leise an die Rümpfe, auf dem Steg wird schon freudig erzählt und dann im Cockpit gemeinsam angestoßen. Ein besonderer Moment, den wir so schnell nicht vergessen, und der wieder einmal zeigt, wie sehr das Segeln verbindet. Am Abend gehen wir gemeinsam essen – es gibt nicht nur das Treffen, sondern auch einen Hochzeitstag zu feiern (nicht unseren). Ein rundum schöner Abend!




Später, bei genauerem Hinschauen in Richtung des gedrehten Hochhauses, fällt uns im Hafenbecken ein rotes Schiff auf, dass uns irgendwie bekannt vorkommt. Es ist die „Freydis“, ein 16m langes, für Weltumsegelungen und extreme Bedingungen ausgestattetes Segelschiff. Seit 1975 hat das deutsche Weltumseglerpaar Heide und Erich Wilts die Welt damit bereist und erforscht. Ihre Schiffe Freydis I, Freydis II und Freydis III (die III ist die, die hier in Malmö liegt), haben sie jeweils selbst ausgebaut und über die Jahre immer verbessert und ihren Anforderungen angepasst. Das YACHT-Magazin nannte sie „Deutschlands befahrendste Hochseesegler“, mit über 300.000 Seemeilen im Kielwasser. Dazu gehören 20 Ozeanüberquerungen, 13 Umsegelungen von Kap Hoorn, 6 Fahrten in die Arktis und Antarktis inkl. dortiger Überwinterung, und 2017 die Durchquerung der Nordwestpassage. Die Wilts gelten mit ihren Erfahrungen aus über 160 zum teil schweren Stürmen als ausgewiesene Schlechtwetter-Experten. Nun hat sich offensichtlich ein Liebhaber gefunden, der nach dem plötzlichen Tod von Erich Wilts (*20.4.1942-2.12.2022) dessen sturmerprobtes Schiff übernommen hat. Seine Frau wollte damit nicht mehr unterwegs sein.



Ein neuer Tag (Mittwoch, 30.7.25), eine neue Stadtbesichtigung. Von unserem Liegeplatz ist man in 15min im historischen Stadtkern von Malmö, der Gamla Staden. Viele kleine Kopfsteinpflaster-Gassen, historische Gebäude und am Stortorget vor dem Rathaus ein Reiterstandbild von Karl X. Gustav. Natürlich auch viele moderne Gebäude. Rundum ein trubeliges Stadtviertel mit vielen Restaurants, Shops… eine Großstadt halt. Der Besuch hat sich aber schon gelohnt – habe diesmal allerdings im Wolle-Geschäft nichts gekauft 😜 Kleinere Städtchen sind mir aber irgendwie lieber. Auf dem Rückweg zum Schiff noch schnell ein Blick auf das Schloß, vorbei am Marine- und Technikmuseum (aber ohne Besuch), ein Blick hoch zum Turning Torso und dann schnell vor einem Regenschauer an Bord. Das Wetter ist bekloppt.










Abends nehmen wir „in Familie“ einen gemeinsamen Abschiedstrunk, denn morgen trennen sich unsere Wege leider schon wieder. Wir wollen nach Helsingør an die Nordostecke Seelands, die Crew der „Trude“ weiter nach Gilleleje, an der Nordküste Seelands gelegen. Sie müssen leider beizeiten wieder zu Hause sein – ihr Urlaub ist endlich – und daher sind ab und an etwas längere Tagesetappen notwendig.


Am Donnerstagmorgen (31.07.25) klingelt also der Wecker um 05.45h. Wir verabschieden die Trude-Crew, trinken dann noch in Ruhe einen Kaffee, machen unser Schiff klar zum Ablegen und sagen „Tschüß Schweden“… ab zurück nach Dänemark. Mit nördlichem Kurs, nur mit dem Vorsegel vor dem Wind halsend, fahren wir an der schwedischen Küste hoch. Es fällt uns wieder mal auf, dass die gegenüberliegende dänische Küste deutlich gemütlicher und ansprechender aussieht. Mal von Kopenhagen abgesehen ist immer nur niedrigere Bebauung zu sehen, im Gegensatz zur schwedischen Küste: die Städte zeigen sich immer wieder mit großen Industrieanlagen, Silos, Hochhäusern…



Tschüß ihr Lieben, bis hoffentlich bald mal wieder !!




Bald können wir das von der Sonne angestrahlte Schloß Kronborg sehen. Gleich dahinter liegt der große Yachthafen von Helsingør und das Ziel unserer heutigen Etappe. Wieder mal mit viel Glück finden wir einen Liegeplatz in einer Box. Perfekt. Wir genießen den Einlaufdrink mit Blick auf das Schloß. Auf einen Besuch werden wir wohl verzichten, denn den haben wir schon zweimal absolviert.



Und manchmal meint es der Zufall besonders gut: kaum haben wir uns von der einen Crew verabschiedet, tauchen wenig später erneut bekannte Gesichter auf. Die „Joli Ame“ mit Freunden aus meinem heimatlichen Akkordeon-Club sind ebenfalls segelnd unterwegs und ihr Kurs führt sie heute auch nach Helsingør. Unterwegs müssen sie – unwissentlich – der „Trude“ begegnet sein. Was ist die Welt doch klein. Wir verabreden uns zum abendlichen Drink und haben viel zu erzählen.



Am nächsten Tag – man glaubt es kaum… die Sonne scheint! – schlendern wir ein wenig durch die Stadt. Neben einer Stippvisite bei Han, dem Meerjungmann und Pendant zu Kopenhagens kleiner Meerjungfrau ist ein Besuch unseres hiesigen Lieblings-Käseladens ein MUSS. Wer hier nicht den passenden Käse findet, hat es auch nicht besser verdient. Als wir zum Schiff zurückkommen, bekommen wir eine kleine Hiobsbotschaft: wir müssen unseren sicheren Boxenplatz verlassen. Offensichtlich hat der Hafenmeister übersehen, dass der Liegeplatz-Dauermieter heute nach Hause kommen will. Er hätte das entsprechende Datum auf dem grünen Schild, welches freie Plätze markiert, notieren müssen. Das Schild sagt dann: „Frei bis …“ – hat es aber nicht. Wir einigen uns mit dem wirklich sehr netten Liegeplatzbesitzer, dass wir uns am nächsten morgen verlegen… und hoffen, dass wir dann auch einen Platz finden. Es ist nämlich inzwischen wieder recht voll geworden. Und wir wollen noch 1-2 Tage bleiben, denn die Wetter- und Windvorhersage für die nächsten Tage ist mehr als bescheiden. Nicht nur, dass es sehr viel Wind aus einer für uns sehr ungünstigen Richtung geben soll, auch ist – wie sollte es in diesem „Sommer“ auch anders sein – wieder mal viel Regen angekündigt.





Am nächsten Morgen (Samstag, der 02.08.25) erfolgt fast ein Alarmstart. Noch mit dem Kaffeebecher in der Hand beobachte ich mehrere Schiffe, die den Hafen verlassen, um noch schnell vor dem angekündigten Regen und Sturm den nächsten Hafen zu erreichen. Und dadurch wird ein prima Längs-Platz frei. Nichts wie hin! Den zweiten Kaffee gibt es anschließend. Den Liegeplatz-Dauermieter freut’s, dass er jetzt auf seinen Platz kann, und wir bauen nach dem Platzwechsel schnell unsere Kuchenbude auf, denn die dunklen Regenwolken sind schon in greifbarer Nähe. Gerade rechtzeitig sind wir fertig und schon prasselt uns der Regen heftig auf’s Dach.



haben grad rechtzeitig am neuen Liegeplatz festgemacht

Schnell noch ein Eis holen…

Bei dem vielen Regen stellt sich mir wiederholt die Frage: ist eigentlich aktuell mehr Wasser in der Ostsee als normal? Die Antwort liefert das Internet: angeblich hat die Ostsee so viel Wasser wie seit 25 Jahren nicht mehr. Das liegt aber nicht am Regen, sondern an kräftigen Westwinden und vielen Tiefdruckgebieten im Mai und Juni. Das BSH (Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie) spricht von einer randvollen Badewanne. Der Stöpsel der „Badewanne“ – die Engstelle Skagerrak und einziger Abfluss des Binnenmeeres Ostsee – ist quasi verstopft. Die Referenz-Pegelstation Landsort in Schweden zeigte den höchsten durchschnittlichen Wasserstand seit Beginn dieses Jahrhunderts. Er lag tagelang bis zu 27 cm über dem Normalwert. Jetzt, Anfang August, ist aber schon alles wieder normal… und es regnet immer noch.
Die Wolken bringen natürlich auch kräftigen Wind mit – alles, wie vorhergesagt – nur die Windrichtung ist doch leider etwas anders. Nun ja, das passiert. Wir werden ordentlich gegen den Steg gedrückt und unsere Fender müssen zeigen, was sie draufhaben. Sie werden zeitweilig ordentlich plattgedrückt, doch sie machen dicke Backen, leisten tapfer ihren Dienst und schützen unser Schiff ausgezeichnet vor unliebsamen Kratzern. Leider bekommen wir später noch einen Nebenlieger, der dann auch mit auf unsere Fender drückt🤷♀️😳, aber alles geht gut… der Wind läßt bald etwas nach und es regnet nur noch.
Als sich eine kleine Wolkenlücke auftut, flitzen wir schnell ins „M/S Museet for Søfart“. Mal andere Gesichter sehen. Dieses Museum für Seefahrt existiert seit 1915 und war lange Zeit im Schloss Kronborg untergebracht. Als die alten Werftanlagen im Hafen umgenutzt wurden, entstand im 150m langen und 25m breiten Trockendock eine Art endlose Galerie mit Brücken für kurze Wege. Das unterirdisch angelegte Museum ist zunächst für am Kai entlang schlendernde Besucher unsichtbar. Es wurde wegen seiner besonderen inneren Architektur als „Gebäude des Jahres 2014“ ausgezeichnet. Der Besuch war interessant, allerdings eher wegen der Umnutzung des Docks als wegen der Exponate. Von den eigentlichen Museumsinhalten hatten wir uns doch deutlich mehr versprochen.






Anschließend besuchen wir noch eine andere Umnutzung: in einer der ehemaligen Werfthallen ist ein Street Food Market entstanden. Viele verschiedene Angebote… von asiatischen Spezialitäten, bunten Bowls, über Pasta und Meeresfrüchten bekommt man alles, was der Magen begehrt. Die Umgebung ist ursprünglich rustikal, man sucht sich einen Platz an den unterschiedlichsten Tischen, auf wackeligen Stühlen oder verschlissenen Sofas… alles hat einen etwas morbiden Charme… aber es hat was. Und das Essen ist echt lecker.






Gut gesättigt schlendern wir im sanften Nieselregen dann wieder zu unserem Schiff zurück und studieren erneut die Wettervorhersage. Das massive Sturmtief hat sich etwas weiter nach Norden verlagert, sodass wir evtl. eine Chance haben, morgen mal wieder unterwegs zu sein und den Hafen zu wechseln. Doch wir werden wohl nicht weiter gen Norden ins Kattegat fahren, dort ist weiterhin strammer West- bis Südwestwind angesagt. Das macht uns bei 6-7 Bft. auf keinem Kurs Spaß. So reift der Plan, wieder im Öresund nach Süden zu gehen und dort Häfen anzulaufen, in denen wir noch nicht waren.


Mal schauen, was uns die Windvorhersage morgen früh so anbietet.
Bis dahin… 🙋🏻♀️💁♂️
Stay tuned und keep watching