3. Woche – Kurs gen Heimat

Sonntag, 05. Juli

Immer noch Svendborg… immer noch Südwestwind 6-7… mal Sonne, mal Schauer…Ideales Shopping-Wetter. 🤷‍♀️🛍🥰

überall ist reichlich viel Wind vorhergesagt

Und ansonsten: Logbuch schreiben (schreibe unterwegs immer nur in eine Kladde, die ich anschl. in das ordentliche Logbuch übertrage), lesen, stricken, immer mal wieder die Leinen kontrollieren…

Jetzt sind wir schon über eine Woche in Dänemark und dieses ganze Corona-Einreise-Trara ist irgendwie verpufft. Was für ein Aufstand wegen der 6-Tage-Buchung. Wir haben ja brav das gewünschte Formular ausgefüllt und verschickt (per eMail), aber wir sind bisher nicht 1 Mal kontrolliert worden! Und es hat auch in keinem Hafen jemand nach unserem Namen oder wenigstens dem Schiffsnamen und „woher… wohin…“ gefragt.  Also, was sollte der ganze Zirkus? Und – für uns ungewohnt – keine Maskenpflicht in DK! Nirgends.

Dienstag, 07. Juli

Nach vier (Hafen-)Tagen in Svendborg öffnet sich für uns ein erstes kleines Wetter- bzw. Windfenster. Der andauernde Starkwind nimmt langsam etwas ab, sodaß wir uns aus dem geschützten Svendborgsund heraus trauen und uns auf den Weg gen Heimat machen. 

Der Wind bläst zwar doch noch etwas kräftiger als vorhergesagt – aber vielleicht sind wir auch einfach eine halbe Stunde zu früh gestartet… Ablegen war um 06.00h! Im Svendborgsund haben wir noch kräftige Strömung gegenan – über 2,5 Knoten! Da wird motort. Gegen den Strom an kreuzen mit unserem „Dampfer“… lieber nicht.

Wir kommen gut – bei strahlendem Sonnenschein – bis nach Marstal und suchen uns dort eine geschützte Anlegestelle: mal wieder längs an der Kaimauer. Wir legen uns direkt vor das  „Marstal Seefahrtsmuseum“ und fragen in der Museumsverwaltung nach, ob das so OK ist: ja! 

Die Umgebung am Kai ist zwar nicht so ganz hübsch, aber gut gegen den wieder aufbriesenden Westwind geschützt. Und der Fußweg in den Ort – zur Fußgängerzone, Super Brugsen, einer netten Eis- und Pølser-Bude und einem super schönen Wollladen (muss ich morgen früh unbedingt noch mal hin!) ist deutlich kürzer als vom eigentlichen Yachthafen aus! Dort sind die Wassertiefen nur an den Stegenden für uns beruhigend tief und auf Platzsuche hatten wir jetzt einfach mal keine Lust. Hier am Kai haben wir gut 3,5m Wasser unterm Kiel… das sorgt für einen ruhigen Schlaf.

Nach einem kurzen Spaziergang – Leergut muss zurück gebracht werden – machen wir es uns an Bord gemütlich. Gerade rechtzeitig, bevor diverse Regenschauer über uns hinwegziehen.

Es wäre eigentlich das richtige Wetter für einen Museumsbesuch. Das Seefahrtsmuseum hier im Ort ist unbedingt sehenswert!! Allerdings haben wir es schon mal bei einem früheren Aufenthalt besucht und daher heute nicht. Wobei – kann man ruhig auch mehrmals reinschauen.

das Marstal Søfartsmuseum – gleich in Hafennähe

Der nächste Tag beschert uns immer noch reichlich dunkle Wolken und kräftige Windböen – wir bleiben einfach noch hier.  Schöner Platz, und… ich muss ja auch noch in den Wollladen!

Also auf zur Fußgängerzone (Gågade) und anschließend noch einen Spaziergang bis zum Yachthafen. Der ist schon ganz ordentlich gefüllt. Aber gen Mittag fallen sie – die Segler von überall – in den Hafen ein. 

Und dann geht es los: direkt hinter uns macht eine kleine Jolle fest (max 4m lang) – für was größeres ist auch kein Platz. Die Mannschaft: drei erwachsene Männer! Und man glaubt garnicht, was sich auf so einem kleinen Schiffchen alles unterbringen läßt. Sie nutzen die Picknickplätze an der Mole für eine Essenspause und packen dafür eine Art Küchenkiste inkl.  Geschirr, Tassen, Gaskocher aus. Und sie schlafen auch an Bord – keine Ahnung, wie das passt – haben aber sogar ein kleines Cockpit-Zelt und auch ein separates Zelt dabei. Unsere Hochachtung!! Und das für einen 8-12-Tage-Törn!

Übrigens legen „die 3 mit der Jolle“ gegen 20.00h wieder ab und wollen sich noch einen für sie gemütlicheren Hafen suchen. Für das Ablegen hat sich der Skipper ein Ständchen gewünscht – nicht ahnend, daß wir das wahrmachen. „Amazing Grace“ mit Gesang und Akkordeon bleibt den 3en (und uns auch) sicherlich lange in Erinnerung.

Und irgendwann erwischt es uns richtig: wir bekommen einen Nachbarn. Eine Däne mit einer großen Bavaria 50 macht längs an uns fest. 

der dänische Nachbar

Nun erwarten und kennen wir von guter Seemannschaft, dass man VOR dem Festmachen seiner Leinen an einem fremden Schiff wenigstens mal nachfragt, ob das für den schon am Kai liegenden auch OK ist. Gut – diese Frage wird in aller Regel natürlich mit ja (in Gedanken: wenns unbedingt sein muß) beantwortet… doch man möchte doch halt wenigstens gefragt werden.

So war der Start in diese Liegeplatz-Zweckgemeinschaft doch etwas holperig. Aber im Laufe des Nachmittags haben wir uns alle wieder langsam vertragen und später sogar gesungen (Petras Akkordeon kam zum Einsatz) und gemeinsam Schnaps über die Reling hinweg getrunken.

Und dann kam sogar der Vorschlag vom Nachbarskipper: „Laß uns die Position der Schiffe tauschen. Ich gehe mit meinem Schiff direkt an den Kai und ihr macht an mir fest.“ 

Der Vorschlag kam natürlich nicht von Ungefähr: wir wollen nämlich am nächsten Morgen sehr früh – noch zur Schlafenszeit – ablegen. Warum also morgens zwei Crews wecken, wenn auch eine ausreicht. Das ganze Procedere dauert schon etwas, denn jeder hat natürlich Vor- und Achterleinen, Springs und den fünften Festmacher (Stromkabel) verlegt. Also alles ab, einen Kringel fahren und alles wieder festmachen.

Da hat man sich einen erneuten Anlege-Drink schon verdient😉 und den nehmen wir dann auch gemeinsam in Anders (inzwischen sind wir beim Vornamen angekommen) Cockpit. Wir tauschen noch Adressen aus und dann nichts wie schlafen. 

Donnerstag, 09. Juli

Um 03.00h klingelt der Wecker.  Wir schleichen uns leise aus dem Hafen, nicht ohne uns für die Zukunft vorzunehmen, niemals die Tür zum Niedergang geöffnet zu lassen, wenn wir mal wieder an einer Kaimauer längs festgemacht haben. Auf Anders Schiff, das ja jetzt direkt am Kai liegt, schleicht eine Katze herum und inspiziert alles aufs genaueste.

Wir nehmen Kurs auf Heiligenhafen, müssen allerdings den Motor bemühen. Der stürmische Wind der letzten Tage hat sich total verausgabt und… ruht jetzt fast völlig. Ganz so war das nicht vorhergesagt. Aber egal. Tuckern wir also nach Heiligenhafen.

In Heiligenhafen haben gute Freunde von uns ebenfalls ein Schiff liegen – auch eine Nordship. Wir telefonieren und bitten darum, doch mal nach einem freien Liegeplatz für uns zu schauen – wenn möglich, an Steg 7 ganz am Ende. Da sind die Boxen schön lang und davor viel Platz zum manövrieren. Das klappt hervorragend – auf Ferdi ist halt Verlass. Er steht sogar am Steg und nimmt uns die Vorleinen an! Was für ein Service! Und dann backt seine Frau Angelika sogar einen leckeren Willkommens-Kuchen! Wir freuen uns riesig, müssen allerdings vor dem gemeinsamen Kaffe-und-Kuchen-Klönschnack erstmal ein Stündchen schlafen.

Freitag, 10. Juli

Heute geht’s heim nach Grömitz. Die Windrichtung passt: Nord bis Nordost können wir gut gebrauchen. Dann haben wir raumen Wind (= Wind von schräg hinten), was in aller Regel sehr angenehm ist. Unter der Fehmarnsund-Brücke motoren wir, und dann wird gesegelt. Leider wird aus dem anfänglichen Nieselregen und NE 4 langsam richtiger Regen bei NE 5, später sogar NNE 6 mit Böen 7. Und die Welle, die hinter uns herläuft, gehört mit 1,5 – 2m zu den unangenehmeren Exemplaren. Mit dem Regen ist es in diesem Fall (dem Wind von schräg hinten) doppelt blöd: wir wollen den Niedergang nicht ganz schließen, da man ja immer mal nach unten gehen muß: auf die Karte gucken (ich liebe meine Papierkarten), Logbuchnotizen machen, mal was trinken… und so weht der Regen natürlich bis in den Salon. Aber was soll man sich ärgern… der Salon ist gleich frisch gewischt. 

So ist das halt: wenn wir vom Urlaub nach Grömitz zurückkommen, bekommen wir ganz oft noch mal „was auf die Mütze“. Warum also heute nicht?  Wenigstens hört es kurz vorm Hafen auf zu regnen und wir können nach dem Anlegen unsere Regenkleidung zum abtropfen und trocknen draußen aufhängen. Und dann kommt auch die Sonne richtig raus – hätte sie ja ruhig etwas früher tun können!

Jetzt haben wir nur noch die obligatorische Aufräum- und Putzarie vor uns (bis auf das Wischen des Bodens😜…) und dann ist der Urlaub auch schon wieder vorbei.

Wir sind zwar nicht so weit gekommen, wie gedacht – das Wetter hat mal wieder mit einigen Kapriolen für eine vermehrte Anzahl an Hafentagen gesorgt. Auch unsere Segelbilanz ist nicht prickelnd. Einige der Etappen – Raumschot-Kurse bei viel Wind – sind wir nur mit Vorsegel und zeitweiliger Motorunterstützung  gesegelt. Aber über Alles gesehen war es eine schöne Rundreise. Die Dänische Südsee und so drumherum sind halt immer wieder eine Reise wert!

Weitere Blogbeiträge werden jetzt sicherlich eine Weile auf sich warten lassen. Jetzt folgen erstmal „nur“ normale Grömitz-Wochenenden mit segeln vor der Haustür oder Kurztrips in die nähere Umgebung. 

Um also nichts Neues zu verpassen, abonniert ihr am besten unseren Blog. Wir hoffen, dass Euch unsere kleinen Erlebnisse gefallen und freuen uns natürlich auch immer über Rückmeldungen.

Bis bald…

Kommentare:

One Response

  1. Hallo Ihr beiden,

    das ist ja ein toller Reisebericht, habe ich eben erst gesehen – vielen Dank! Freut mich, dass Ihr trotz Corona wenigstens eine kleine Runde drehen konntet – und die große Runde ist ja nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

    Die kleine Jolle aus Marstal ist übrigens ein Conger, genau so einer, wie wir ihn am Plöner See liegen haben! Aber 12 Tage würde ich mit unserem doch eher nicht über die Ostsee schippern wollen… 🙂

    Viele liebe Grüße
    Cord

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