Wir bringen unseren Dampfer wieder ins Winterlager nach Schleswig.
Das Wetter macht es uns in diesem Herbst nicht ganz einfach… reichlich viel Wind und dann auch noch aus der falschen Richtung. Und „eigentlich“ sollen die letzten Segeletappen ja auch noch Spaß machen.
Also machen wir uns nach einem stürmischen Wochenende in Grömitz mit permanent östlichen Winden der Stärke 5-8 (!) Beaufort am Montag, 05. Oktober auf den Weg nach Heiligenhafen. Der Wind hat sich ausgepustet und beruhigt, allerdings sieht der Himmel zeitweilig nach Weltuntergang aus. Dicke Wolkenbänke und am Horizont auch reichlich Regen lassen uns nur nach vorne über den Bug blicken: da lugt die Sonne durch die Wolken




Der Rückblick nach Grömitz zeigt nichts Gutes: über Grömitz schüttet es aus Kübeln!
Wir haben Glück, der Regen verschon uns und wir kommen gut und trocken in Heiligenhafen an… und es ist sogar einer unserer Lieblings-Liegeplätze frei (lange und breite Box, davor viel Platz zum manövrieren!).
OK OK… wir hatten Hilfe. André, ein guter Segelfreund aus Grömitz, hatte sich bereiterklärt, unser Auto nach Heiligenhafen zu fahren und hat dann auch gleich nach unserem Wunsch-Liegeplatz Ausschau gehalten. Perfekt! Seine Familie kommt ihn in Heiligenhafen abholen und wir können gemeinsam noch einen Einlauf-/Abschiedsdrink an Bord nehmen – übrigens regnet es inzwischen auch hier.
Am nächsten Morgen (Dienstag) geht es dann schon vor’m Aufstehen nach Hause – Petra muss um 08.00h im Büro sein. Zu Hause heißt es dann: Wetterbericht beobachten. Die Woche über ist nämlich wieder reichlich Wind aus westlichen Richtungen angesagt. Das passt garnicht. Wir müssen auf unserem Weg nach Schleswig über die Kieler Bucht – zwar kein Problem, aber es sind halt 45sm mit NW-Kurs bis Maasholm. Da haben wir nur Lust drauf, wenn das Wetter, und der Wind, mitspielt. Und dann stellt sich ja auch noch die Auto-Frage, die wir klären müssen.
Am Donnerstag-Mittag wird früh Feierabend gemacht und mit zwei Autos nach Schleswig gefahren. Ein Auto wird dort (für die Rückfahrt) abgestellt und dann fahren wir weiter nach Heiligenhafen. Die Strecke über die Landstraße (B76) ist ja ganz nett… aber zieht sich. Und überholen ist schwierig. Aber Alles klappt gut.
Am Freitag (09. Oktober) starten wir dann gen Schlei. Der Wind bläst aus Südwest mit 14 Knoten (gut 4 Beaufort) und hat somit eine Stärke so am oberen Rand dessen, was wir gerne für so einen langen Tag hätten, aber ok…
Doch die Welle geht so garnicht: sie hat die Winddrehung (noch) nicht mitgemacht und kommt uns genau entgegen. Wir stampfen uns immer wieder fest. Nun gibt es drei Möglichkeiten: entweder
1.: so weiterfahren und nur mit ca. 3,5 kn vorankommen (heißt: ggf. über 12 Stunden unterwegs zu sein), oder
2.: einen besseren Kurs zur Welle wählen und damit schneller unterwegs sein, was aber auch eine längere Strecke und damit ebenfalls eine deutlich längere Fahrtdauer und spätere Ankunftszeit bedeutet, oder
3.: umkehren und auf besseres Zusammenspiel von Wind und Welle warten.
Wir entscheiden uns für die 3.Variante. Wir drehen nach 2 Stunden also um – und sind ratz fatz wieder zurück auf „unserem“ Liegeplatz. Die Rückfahrt MIT der Welle war mit ca. 6 kn. Geschwindigkeit richtig flott und wir nahmen die Gelegenheit wahr, an der Bunkerstation noch zu tanken.
Jetzt hieß es wieder: Wetterbericht beobachten. Der Wind legt allerdings erstmal wieder ordentlich zu. 🤷♀️ Ein um den anderen Tag überlegen wir, heim zu fahren oder abzuwarten.
Am Sonntag treffen wir dann bei einem Spaziergang am Hafen ehemalige Nachbarn aus unserem Heimatort. Was für ein schöner Zufall! Sie hatten im Juli die Gunst der Stunde ergriffen und ein Segelschiff gekauft – und bereiteten grad alles fürs Auswassern vor. Wir verabreden uns auf einen Nachmittagsdrink und Klönschnack. Dabei bieten sie uns an, unser Auto aus Heiligenhafen mit nach Hause zu nehmen. Ein geniales Angebot. Das spart uns bei der Heimfahrt von Schleswig den Umweg über Heiligenhafen. Wir sind begeistert!
Und am Dienstag, den 13. Oktober, kommen wir endlich los.
Wir starten noch VOR Sonnenaufgang und kommen gut voran. Diesmal ist der Wind allerdings völlig eingeschlafen und so wird es eine Motorbootfahrt. Da die Schießgebiete in der Hohwachter Bucht von 09.00 bis 19.00 h aktiv sind müssen wir einen kleinen Bogen fahren.
Leuchtturm Schleimünde
Aber die Sonne scheint, wir ziehen, trotz Flaute, unsere Segel zum trocknen hoch und sind dann um 14.00 h in Maasholm. Dort schnell die Segel abgeschlagen und eingepackt, Baum abgenommen und sicher an Bord gelagert und die Fallen und Schoten am Mast belegt. Dann haben wir uns aber wirklich den Feierabend verdient.
Schiff ohne Baum
sieht traurig aus
Am nächsten Tag ist nicht an eine Weiterfahrt zu denken. Es bläst mit 7-8 Beaufort aus nord-östlichen Richtungen, der Wasserstand ist (in der gesamten westlichen Ostsee inkl. Lübecker Bucht) um gut 1m gestiegen und viele Stege stehen unter Wasser. Unser Steg hier in Maasholm ist grad noch knapp 10cm höher als das Wasser, aber in Grömitz z.B. ist Land unter.
Wir nutzen die Zeit für die (fast) letzten Arbeiten an Bord: packen, putzen, Dinge parat legen für die Werft… und einen schönen Spaziergang durch Maasholm machen.
Aber dann am Donnerstag kommen wir endlich weiter: Wind „nur noch“ NE 5-6. Wir machen uns einen guten Plan für’s Ablegen und dann beherzt raus aus dem Liegeplatz. Da machen sich mal wieder die Querstrahlruder bezahlt: bei dem immer noch kräftigen Seitenwind bleibt man sonst gerne mal irgendwie am Dalben hängen oder vertreibt irgendwohin, wo man nicht hin will.
Alles klappt gut und wir fahren die Schlei runter bis nach Schleswig. Unterwegs müssen wir noch die Brücken-Öffnungszeiten abpassen und haben ansonsten Zeit, die letzten Fallen am Mast zu belegen, Flaggenleinen abzunehmen, die restlichen Lebensmittel einzupacken… Als wir in Schleswig ankommen brauchen nur noch die Taschen von Bord und heim geht’s.





Am Montag wird dann gekrant und dann ist Schluß für diese Segelsaison.



… und Tschüss bis 2021 !
One Response
Liebe Petra,
großartige Fotos und viel Hoffnung auf die nächste Saison.
Auch Deine vorherige „Backskiste“ war wunderschön.
Vielleicht ist es uns vergönnt, noch einmal so eine schöne Tour zu machen.
Oder ihr segelt wirklich nach Kleipeda, Haparanda oder what ever.
Liebe Grüße