Brücken-Gau in Kappeln

… tituliert das Seglermagazin „Yacht“ die aktuelle Situation auf dem 42km langen Wasserweg Schlei von Schleswig im Landesinneren bis nach Maasholm, am Ausgang der Schlei in die Ostsee.

Etappe Schleswig – Kappeln

08. – 11. April 2022

Am Freitag (08.04.2022) bringen uns Freunde nach Schleswig und nehmen dann unser Auto mit heim. Lieben Dank dafür! Wir richten uns derweil “für länger“ auf unserem Schiff ein. Der Plan, eine der Sonderöffnungen der Lindaunis-Brücke zu nutzen, um die Schlei zu verlassen, ist leider nicht durchführbar, denn schon auf der Autofahrt nach Schleswig erreicht uns die Nachricht, dass die Kappelner Brücke nicht passierbar ist. Unser Plan ist also nicht durchführbar – 🤬 – wiedermal umplanen. Jetzt muckt also die Brücke bei Kappeln, die die erste Aprilwoche für Wartungsarbeiten geschlossen war (wieso Wartung erst im April und nicht schon Februar/März?), um dann ab Montag, den 11.04. wieder regulär zu öffnen. Nun scheint es aber einen massiven Lagerschaden zu geben und bisher weiß niemand, wann die Brücke öffnen kann. Geplant ist: 22. April!! Das Verwunderliche ist – und das sei nur so am Rande erwähnt – das die entspr. Ersatzteile (so wird aus gut unterrichteten Quellen berichtet) wohl schon im September bestellt wurden und alle vorhanden sind. Die Brücke quietschte nämlich schon seit über einem Jahr beim Öffnen und Schließen ordentlich. Warum repariert man dann nicht früher, sondern wartet auf die beginnende Reisezeit? Das erinnert mich irgendwie an Autobahn-Baustellen, die ja auch gerne kurz vor Ferienbeginn eingerichtet werden.

Das geht ja gut los… nun ja, kommt Zeit, kommt geöffnete Brücke. Also erstmal auf „Urlaub“ in Schleswig einrichten, denn hier haben wir einen ordentlichen Liegeplatz und alles drumherum, was einen freut. Wir putzen uns – reichlich gefrustet – durchs gesamte Schiff, während sich draußen Hagelschauer, Sonnenschein, Sturmböen und finstere Wolken in schöner Regelmäßigkeit abwechseln. Kleiner Trost: ist eh kein Wetter zum unterwegs sein. Hoffentlich gibt es bald bessere Vorhersagen bzgl. Wetter und Brücke bei Kappeln.


Wie sagte ein Segelfreund so treffend: das Schwierige an einer Reise ist das Losfahren – Achim, Du hast ja so recht! Törnberichte wird es folglich nicht so schnell geben – sorry 🤷‍♀️

Schleswig ist übrigens in Teilen ein ganz hübsches Städtchen. Besonders sehenswert finden wir den Ortsteil Holm, der schon im Jahr 1000 auf einer kleinen Insel vor Schleswig entstand und bis 1933 nur durch eine Brücke mit der Stadt verbunden war. Holm führte mit Fischerei, Handwerk und Handel ein Eigenleben mit speziellen Privilegien für Holmer Fischer, die mit kleinen Einschränkungen bis heute Gültigkeit haben. Das dänische Wort Holm bedeutet übrigens kleine Insel.
Geprägt wird der Holm von vielen kleinen Fischerhäusern, die sich um einen zentral gelegenen Friedhof mit eigener Kapelle gruppieren. Der jetzige Sakralbau entstand im Jahr 1876, dessen Vorgänger wurde aber schon 1196 urkundlich erwähnt.

der zentrale Platz mit Friedhof und Kapelle in Holm

Aber auch sonst gibt es mit St.-Petri-Dom und Rathaus, vielen schnuckeligen Gassen in der Altstadt, Schloss Gottorf mit Burgsee, vielen sehenswerten Gerichtsgebäuden – Schleswig ist Justizhauptstadt des Landes – allerlei anzuschauen in Schleswig. Zeit dafür hätten wir ja jetzt.


Erstmal wird aber noch ein wenig gebastelt. Unser Elektro-Außenbordmotor fürs Schlauchboot, das bisher noch unaufgepumpt unter Deck liegt, wird an seinem Platz am Heckkorb montiert und soll noch einen kleinen Wetterschutz bekommen. Altes Segeltuch von einem Vor-Vorgänger-Schiff haben wir dabei und in Ermangelung einer Nähmaschine – man kann ja nicht alles dabeihaben – ist von Hand nähen angesagt. Vielleicht finden wir ja irgendwo einen Segelmacher, der uns die Nähte irgendwann mal schnell nachnäht.

endlich Leinen los – kalt, aber sonnig

Am Montag in der früh entscheiden wir dann spontan, eine der zwei wöchentlichen Öffnungszeiten der Lindaunis-Brücke (Montags, 10.45h und Freitags, 14.45h) zu nutzen, um nicht Gefahr zu laufen, dass wir zwar irgendwann die Brücke in Kappeln passieren könnten, aber dann Lindaunis wieder nicht funktioniert. Gedacht, getan. Leinen los und dabei ganz vorsichtig an Deck bewegt, denn: Glatteis. Die Nacht war ordentlich kalt, doch jetzt lunzt die Sonne ein wenig zwischen den Wolken durch und bald ist das Eis verschwunden. Wir fahren also mit drei weiteren Segelschiffen die ca. 2 Stunden von Schleswig bis vor die Lindaunis-Brücke… und dann… nichts 🤷‍♀️ Die erhofften Lichtsignale, die eine Brückenöffnung ankündigen, bleiben aus. 🤬🤬🤬 Diverse Funkgespräche und Telefonate später wissen wir: der Brückenmotor springt nicht an, Monteur ist unterwegs, kann aber dauern. Nach diversen Warterunden nutzen wir eine vor der Brücke ausgelegte Festmachertonne. So hatten wir uns unseren ersten Ankerstop zwar nicht vorgestellt, aber wieder zurück nach Schleswig wollten wir auch nicht.
Das Warten hat sich dann aber gelohnt. Nach 2,5 Stunden hebt sich die Brücke 👏👏👏 und wir kommen wenigstens bis nach Kappeln. Hier harren wir jetzt aus, bis die Kappelner Brücke endlich repariert ist. Vielleicht geht es ja schneller, als bisher kommuniziert.
Und Kappeln hat bestimmt auch nette Ecken zu bieten.

Wir finden einen Liegeplatz mit Blick auf die Kappelner Brücke – jetzt hilft nur noch Daumen drücken für eine schnelle Reparatur. Wenigstens sind die Waschräume hier am Hafen in einem prima Pflegezustand und der nette Hafenmeister macht uns einen Sonderpreis für den von uns genutzten Liegeplatz.

unsere 1. Etappe von Schleswig bis nach Kappeln

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