Auf zum Törn 2024

Etappen Grömitz – Burgtiefe – Gedser / 30. April – 07. Mai 2024

Gesagt… getan… An den Wochenenden nach dem Einwassern haben wir kräftig geräumt, aus- und wieder einsortiert, geputzt, repariert (das WC muckt – oder besser gesagt: es tropft mal wieder ein wenig). Zum Segeln kommen wir derweil nicht. Was allerdings auch nicht wirklich schlimm ist: das Wetter animiert nicht unbedingt zum Ablegen. Es wird sogar nochmal richtig kalt: nachts nur 3°C = knapp am Bodenfrost vorbei. Brrrh🥶… Ist halt April. Wir bedauern unseren Freund Thorsten mit seiner „Lebowski“ schon sehr, dass er zu Beginn seiner Reise mit so widrigen Wetterverhältnissen zu kämpfen hat.

Der Grömitzer Hafen füllt sich nur äußerst langsam und unsere Stegnachbarn stecken kaum mal den Kopf aus dem Schiff heraus. Es ist einfach zu ungemütlich. Alle verkriechen sich lieber unter Deck, lassen die Heizung laufen und genießen ein leckeres Heißgetränk – dann kann man es aushalten. Längere Gespräche von Schiff zu Schiff gibt es noch kaum.

Ende April klettert das Thermometer dann gaaanz langsam etwas höher. Wenn man morgens die Nase aus dem Schiff steckt, ist diese nicht gleich abgefroren. Die inzwischen etwas angenehmere Wettersituation paßt zu unserem Terminkalender: wir sind in Fehmarn zu einer Schiffstaufe eingeladen und so heißt es am Dienstag, den 30. April: „Leinen los in Grömitz“ gen Burgtiefe/ Fehmarn.

Die ersten 7 Seemeilen läuft es ganz gut, doch dann scheint der Windgott die aktuelle Windvorhersage des von uns so sehr geschätzten dänischen Wetterberichtes (www.dmi.dk) irgendwie im Schnelldurchlauf abzuspulen: der erst für den Nachmittag vorhergesagte kräftig zunehmende Nordostwind kommt viel zu früh – das kennen wir vom dmi garnicht – und plötzlich müssen wir uns mit 6-7 Bft. und knapp 2m hohen Wellen arrangieren. Was soll das denn? Und das am ersten Törntag🤬. Dabei macht unsere Sprayhood ihrem Namen alle Ehre: sie schützt das Cockpit vor reichlich überkommender Gischt. Denn die eine oder andere Welle trifft uns so blöd, dass viel Wasser mit Macht über uns hinweg schwabbt.

Und etwas ganz Neues „dürfen“ wir erleben: Wasserdusche im Vorschiff durch das Vorschiffsluk – ups. Die Wellen schlagen so unglücklich und mit so viel Kraft aufs Vorschiff, dass offensichtlich der Druck gegen die Dichtung des Luks größer ist als die Kraft, mit der der Lukenriegel das Luk zusperrt. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte das Luk nicht ordentlich verschlossen, aber nein… ist alles korrekt gewesen. Da hilft erstmal nur, im Vorschiff Handtücher auszulegen, damit die Matratze nicht völlig durchnässt 🤷‍♀️

Als wir uns nach gut 3 Stunden Wellen-Rodeo der Insel Fehmarn nähern, bläst der Wind zwar immer noch mit 6 Bft., aber die Wellenhöhe reduziert sich auf eine besser erträgliche Höhe – die Insel gibt schon etwas Deckung. 

Im Hafen von Burgtiefe sind – genau wie in Grömitz – noch längst nicht alle Plätze von Dauerliegern belegt und so finden wir einen geeigneten Liegeplatz genau mit dem Bug im Wind. Bestens. Und da schön die Sonne scheint, können wir im Vorschiff Durchzug machen und so sind Laken, Handtücher und feuchte Matratze schnell wieder getrocknet. Nach der genauen Ursache – vielleicht eine defekte Dichtung? – suchen wir morgen. Zuerst sind noch diverse andere Dinge zu erledigen, bevor wir den verdienten Einlaufdrink genießen können: eine zweite Vorleine mit Ruckfender ausbringen, da es weiter heftig blasen soll… das Landstromkabel legen, damit das Heizöfchen arbeiten kann… die Fenster putzen, denn durch das viele Salz der unterwegs übergekommenen Gischt kann man kaum rausschauen… aber dann… endlich der hochverdiente Einlaufdrink!

Passend zum Drink werden wir auch von Traude+Ulli begrüßt – wie schön! Sie sind noch dabei, ihr Schiff für die baldige Schiffstaufe vorzubereiten.

Die nächsten Tage bläst es kräftig und konstant weiter aus Nordost, sodaß nicht mal der theoretische Wunsch aufkommen konnte, doch früher als geplant abzulegen und weiterzufahren (aber wir wollen ja zur Schiffstaufe!). Und nicht nur tagsüber zeigt der Wind, was er kann. Die häufig nachts zu verzeichnende kleine Windberuhigung bleibt aus. Doch wenigstens scheint die Sonne tagsüber am strahlend blauen Himmel. Das Wetter gibt uns Zeit, in Ruhe nach der Ursache des undichten Luks zu suchen und auch zu erforschen, warum plötzlich unser Deckslicht nicht mehr funktioniert – am Leuchtmittel liegt es nicht🤷‍♀️. Das hat Ulli nach einem Aufstieg zum vermeintlichen Übeltäter geprüft. Also Kabel kontrollieren: Kallis Lieblingsarbeit 🤮. Er wird aber – mal wieder – tatkräftig von Ulli und seinem Messgerät unterstützt… mit Erfolg💡

Dann der große Tag: aus dem Schiff ohne Namen – von uns in der Vergangenheit über Funk immer „Inkognito“ gerufen – wird „Jane Doe“. Rechtzeitig zur Taufe beruhigt sich der Wind etwas, sodaß die nach der Taufzeremonie aufgetischten Fischbrötchen nicht davonfliegen. Übrigens ist heute, am 04. Mai, Weltfischbrötchentag, der entlang der Nord- und Ostseeküste vielerorts groß gefeiert wird.

ein kleines Ständchen zur Schiffs-Taufe – natürlich selbstgedichtet

(hier allerdings nur die erste Strophe)

Jetzt wird es aber Zeit, dass wir endlich mal loskommen. Doch schon ist wieder kräftiger Nordostwind. Völlig falsche Richtung und zudem viel zu kräftig. An die Windrichtung könnten wir uns ja mit einem Törnwechsel anpassen – Route nicht gen Ostschweden, sondern gen Westschweden – aber bestimmt nicht bei 6-7 Bft. Irgendwie kommen wir einfach nicht in den richtigen Reisemodus. Wir planen folglich einen neuen Anlauf: die Vorhersage spricht von moderatem Wind am nächsten Tag aus einer uns genehmen Richtung. Na endlich. Also morgens zeitig aufgestanden und: heftiger Regen und kaum Sicht. Superblöd. Auch ein dritter Kaffee bringt nur wenig Besserung: der Regen hört zwar irgendwann auf, die Sicht bleibt aber mehr als bescheiden. Wir kommen wieder nicht in Gang. 

Doch um nicht einzurosten, unternehmen wir wenigstens einen kleinen Spaziergang und siehe da: als wir zurück an Bord sind scheint die Sonne! Allerdings ist der Wind nun ganz weg und am Horizont tauchen schon wieder dunkle Regenwolken auf. Zwei Stunden später ist wieder alles grau in grau und regnerisch. Nun gut – es ist, wie es ist – und wir hoffen wieder mal auf den nächsten Tag. Dafür sind jetzt an Bord die kleinen „Fehlstellen“ alle wieder ausgemerzt.

Am Montag, den 06. Mai, passt es. Wir legen ab mit Kurs auf Dänemark. Unterwegs schläft zwar der Wind ein und unsere Unterwasser-Genua muss ran, aber meist scheint die Sonne und: wir kommen endlich in den Reisemodus! Und es gibt die ersten schönen Begegnungen: Segelschiffe, die wir überholen (weil sie noch tapfer mit 1,5 kn Geschwindigkeit bei wenig Wind segeln und wir schon motoren🫣) und große Frachtschiffe, die uns nett anfunken und ein wenig ausweichen. Das fühlt sich schon ein wenig wie Urlaub an. Es läuft… 

… bis unsere Navigationsgeräte ausfallen. Ein Gerätebildschirm bleibt schwarz, der andere zeigt keine Seekarten an. Hieß es nicht im April, nach einem Geräte-Update durch den Monteur, jetzt ist alles ok? Weit gefehlt. Man gut, dass wir – ganz klassisch – auch vernünftige Papier-Seekarten an Bord haben und natürlich auch damit umgehen können. Haben wir schließlich mal gelernt, auch wenn das über fünfzig Jahre her ist. Aber blöd ist es schon. Denn später, zwischen den vielen Felsen Schwedens, gibt einem so eine elektronische Seekarte auf dem Kartenplotter genauer und vor Allem schneller eine gute Übersicht. Also wieder ein Fall für Kalli: fertigmachen zum Ärgern und Lieferanten zusammenscheißen (das muss jetzt mal so deutlich gesagt werden!). Trotzdem erreichen wir natürlich den Hafen von Gedser (gelegen an der Südspitze Falsters) problemlos und müssen uns nur für den passenden Liegeplatz entscheiden… beinahe alle Plätze sind frei.

Kaum festgemacht werden wir auf den Boden der Tatsachen geholt. Wir hören einen Funkspruch zwischen zwei Schiffen – offensichtlich liegen diese auch in Gedser: „Hallo Dieter, hier ist grade eine schöne Decksalon-Yacht eingelaufen, eine Nordborg oder so, mit nem älteren Ehepaar drauf. So eine wolltest Du doch mal kaufen.“  Wumms… älteres Paar. Das ist wohl die Diskrepanz zwischen Fremd- 👵👴🏻 und Eigenwahrnehmung 👧👶. Das unser Schifftyp ne Nordship ist und keine Nordborg hat Kalli dann zwar über Funk noch aufgeklärt, aber ein Kaufangebot kam nicht. Hätten wir auch vehement abgelehnt (trotz der aktuellen Elektronikprobleme). Abends haben wir zum Essen nette Gesellschaft, denn Traude+Ulli haben mit ihrer „neuen“ Jane Doe auch in Gedser festgemacht. Glücklicherweise – und Ulli, der Physiker, kann ein neues Problem lösen! Vielleicht bekommt er unseren Kartenplotter ja zum Laufen.

Für die nächsten Tage muss jetzt der Wind aber mal einigermaßen passen, damit der neu gewonnene Reiseschwung nicht gleich wieder abebbt.

Stay tuned and keep watching

Kommentare:

One Response

  1. Na, da wird sich doch hoffentlich bald alles wieder richten, auf das euer Törn ein schönes Erlebnis wird.
    Ich wünsche euch eine schöne Zeit
    Jörg/Norderney.

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